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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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sich zurück. Leise schloss sich die Tür hinter ihr; Vater und Sohn waren allein miteinander. Einige Augenblick verstrichen, während derer Eberhart Wolf von Weißenstein ins Leere starrte. Dann sagte er: »Ich hatte befürchtet, du könntest nicht rechtzeitig hier anlangen, Albrecht ...«
    »Aber nun bin ich da.«
    »Ja – du bist da.« Der Alte seufzte tief. »Es ist ein Glück, dassdu dich nicht länger hast aufhalten lassen.« Er heftete den Blick auf Albrechts Antlitz. Seine Augen waren von dem gleichen hellen Blau wie die seines Sohnes, doch sie wirkten ungleich kälter und härter. »Gut, dass ich noch einmal mit dir reden kann, bevor ...« Er unterbrach sich.
    »Bevor was geschieht?«, fragte sein Sohn nach.
    »Du warst immer ein besonnener Mensch, Albrecht«, sagte Herr Eberhart, ohne die Frage zu beantworten, »zu besonnen für meinen Geschmack. Aber das Tier in unserem Wappen ist der Wolf – ein wildes, reißendes Tier, das die Gefahr nicht scheut. Ein Wolf«, er betrachtete seinen Sohn scharf, »ein Wolf lässt sich nicht zähmen. Er bleibt, was er ist – sein Leben lang.«
    »Was wollt Ihr mir damit sagen, Vater?« Zu Albrechts Besorgnis kam noch Verwunderung. Er trat näher an das große Bett heran. »Werdet deutlicher.«
    »Gemach.« Herr Eberhart atmete tief durch. Es klang wie ein unterdrücktes Röcheln. »Ich will, dass du dich unseres Wappens würdig erweist, wenn das Regiment an dich übergeht«, fuhr er fort. »Ein Wolf von Weißenstein ist ein Wolf – und soll es sein, solange noch Glieder unseres Stammes am Leben sind. Sei ein Wolf, mein Sohn – kein Schaf!«
    Albrecht brauste auf. »Wann wäre ich je ein ... ein Schaf gewesen, Vater?«, sagte er zornig. »Nennt mir auch nur eine Gelegenheit, zu der ich –«
    »Nicht weiter!« Der Alte hob die knochige Hand und gebot seinem Sohn Schweigen. »Wenn andere Fehde schworen, wolltest du verhandeln. Wenn um Pfründe und Land hätte gestritten werden müssen, hättest du versucht, dich gütlich zu einigen. Nun ist unser Besitz der Gier der Fürsten beinahe vollkommen zum Opfer gefallen, und nur ein einziges jämmerliches Dorf ist uns geblieben – ein erbärmlicher Weiler, dessen wenige Bauern uns schon längst nicht mehr standesgemäß ernähren können. Ich will, dass mein Sohn ...«
    Seine Stimme war immer schwächer geworden und versagte nun. Aber seine Augen hatten den wilden Ausdruck nicht verloren. Sie starrten Albrecht an und verlangten Antwort auf seine unausgesprochene Forderung.
    Albrecht Wolf von Weißenstein wartete, doch er wusste, was sein Vater hatte sagen wollen. Schon seit seiner Kinderzeit hatte es ab und zu diese Unterredungen zwischen ihm und seinem Vater gegeben; und immer waren sie genau gleich abgelaufen.
    Herr Eberhart hatte wieder Atem gefasst. »Ich will, dass du uns die alten Ländereien zurückgewinnst«, fuhr er mit leiser, bissig klingender Stimme fort. »Ich will, dass meine Kindeskinder so leben, wie es uns Edlen aus altem Stamm gemäß ist. Ich will ...«
    Wieder versagte ihm die Stimme. Doch diesmal ergriff Albrecht das Wort. »Wie oft haben wir schon über diese Eure Forderungen gesprochen, Vater«, sagte er geduldig, »und wie oft habe ich Euch zu erklären versucht, dass die Zeiten sich geändert haben! Es geht nicht mehr an, dass ein Reichsritter ohne Besitz sich mit einem reichen Fürsten bekriegt. Der Ausgang eines solchen Streites wäre sonnenklar – von Anfang an!«
    »Der Sickingen hat’s gewagt«, widersprach der Alte wütend. »Der hatte Mark in den Knochen ...« Er ballte die Faust und schlug damit auf die pelzgefütterte Bettdecke. »Hab ihn gut gekannt. Ein Ehrenfester von gutem Adel – und nicht zu feige, den Fürsten aufs Dach zu spucken!«
    »Wir wissen beide, was aus dem Sickingen geworden ist«, sagte Albrecht trocken. »Sein Krieg hat ihm nichts eingebracht als die Acht und den Tod!«
    »Die Acht ...« Der Alte schloss kurz die Augen. »Aber geächtet waren schon viele Gute aus alten Geschlechtern.« Das Atmen schien ihm zunehmend schwer zu fallen. »Kein Ritterbürtiger scheut sich vor der Acht, wenn er im Recht ist. Und der Kaiser –«»Aber gerade der Kaiser hat doch damals die Acht über den Sickingen verhängt«, unterbrach ihn Albrecht störrisch. »Der Sickingen hätte am Ende Urfehde schwören müssen, wenn er nicht umgekommen wäre!«
    Herr Eberhart riss die Augen auf. Ein wilder, unversöhnlicher Blick traf seinen Sohn. »Ich will, dass du unsere Wälder vom Bischof von

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