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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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und stand nun auf der Schwelle des Haupteingangs. »Her zumir«, rief er mit heiserer Stimme seinen Leuten zu, »hier müssen wir hinein – das Loch ist im Keller dieses Gebäudes ...«
    »Wir kommen«, brüllte der Schweineheinz zurück, »lass mich nur erst diese Schurken erledigen ... !«
    »Richtig«, schrie der Schmiedejörg, dessen Gesicht über und über von feinen Blutströpfchen gesprenkelt war, »wir sind nicht ganz fertig ... ein paar von ihnen wehren sich noch ... !«
    »Lasst sie nur laufen«, forderte Hannes Rebmann unwirsch, »sie sind ja besiegt.« Er gestikulierte wild. »Wir hatten uns etwas vorgenommen, Männer – das wollen wir nicht vergessen!«
    »Allerdings«, röhrte der Schmiedejörg, indem er einem am Boden liegenden Klosterknecht seine Keule auf den Schädel krachen ließ, »wie Recht du hast! Wir machen reinen Tisch, Hannes!«
    »Dann kommt, Brüder«, rief Hannes, »der Weg ist frei ... auf zu den Gefangenen, dass sie erlöst werden!«
    Das hatte beinahe wie eine Bitte geklungen. Aber weder der Schmiedejörg noch der Schweineheinz scherten sich darum. Sie und auch die anderen Männer der Bauerntruppe verfolgten die letzten Vogtsknechte, die sich jetzt den Rückzug aus der Pforte erkämpften. Nur mit knapper Not gelang ihnen die Flucht ins Freie.
    Dann war das kurze Gefecht zu Ende. Die auf dem Hof liegenden stillen Gestalten waren allesamt der Vogtei zugehörige Knechte. Von den Bauern hatte es keinen getroffen. Nur einige wenige von ihnen waren leicht verwundet, und alle hielten sich stolz und aufrecht, als sie sich jetzt endlich um Hannes Rebmann, den Schmiedejörg und den Schweineheinz sammelten. »Das war leichter, als ich es mir hätte träumen lassen«, sagte ein langer, schmalschultriger Kerl mit Pockennarben auf dem käsigen Gesicht. »Wir hätten uns schon viel früher gegen die Leutschinder wehren sollen ...«
    Der Schweineheinz wischte sich die blutbesudelten Hände an seiner schmierigen grauen Wollhose ab. »Besser spät als nie«, knurrte er und spuckte in den Schnee.
    »Recht«, sagte der lange Schlaks und spuckte auch. »Jetzt drehen wir den Spieß um ... und sie sollen uns kennen lernen.«
    »Haben sie ja schon«, grinste der Schmiedejörg mit einem Blick auf die Toten im Schnee.
    Beinahe alle Männer lachten.
    »Ich hätte Lust, die Entkommenen zu verfolgen«, meinte einer aus dem Freundeskreis des Schweineheinz. »Was meint ihr?«
    »Mir recht«, stimmte der Schweineheinz begeistert zu. Aber Hannes Rebmann schüttelte energisch den Kopf. »In der Wachstube muss der Schlüssel zum Loch zu finden sein«, sagte er. »Los, Brüder – sehen wir nach!«
    »Ja – sehen wir nach. Vielleicht ist da auch der Schlüssel zu den Zehntscheunen«, vervollständigte der Schmiedejörg. »Der ist mindestens so wichtig wie der andere!«
    Lautes Johlen war seine Antwort. Geschlossen drängten die Männer in die Vogtei. In der Wachstube hielt sich ein steinaltes, gebeugtes Männchen auf. Der Alte drückte sich furchtsam in die Ecke, als Hannes Rebmann und seine Leute auftauchten.
    »Die Schlüssel«, forderte Hannes.
    Der alte Klosterknecht starrte ihn mit runden, wässrigblauen Augen voller Schrecken an. »Es ist mir nicht erlaubt ...«, begann er zittrig und presste sich noch fester mit dem Rücken an die Wand.
    »Die Schlüssel«, wiederholte Hannes noch einmal. Er streckte die blutbefleckte Rechte aus. »Her damit!«
    Diesmal gehorchte der Alte. Mit bebenden Fingern angelte er einen schweren Schlüsselbund vom Haken neben der Tür zum Nebengemach und reichte ihn Hannes. »Bitte ...«, sagte er angstvoll, »wollet mich verschonen, Ihr Herren ... !«
    Der Schweineheinz brach in wildes Gelächter aus. »So schnell wird man zum Herrn«, spottete er und grinste den alten Vogtsknecht an. »Man braucht sich nur wie ein Herr aufzuführen...«
    »Dann fehlt’s aber noch gewaltig bei dir«, lästerte der Schmiedejörg. »Sieh mir zu, Bruder – ich zeig dir, wie man’s macht...«
    Er wollte mit gezogenem Messser auf den Alten losgehen, aber Hannes hinderte ihn daran. »Genug«, befahl er grob, »dazu ist jetzt nicht die rechte Zeit.« Er wandte sich an den Alten, der inzwischen vor Entsetzen schlotterte. »Du zeigst uns den Weg zum Kerker – und ohne Verzug!«
    »Ja ... ja ... !« Der Alte deutete auf die Nebentür. »Da geht’s hinein, und dann die Treppe hinab ... ins Gewölbe ...«
    »Voran, Vogelscheuche«, fuhr ihn der Schweineheinz an. »Beweg die Spindelbeine, du elendes

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