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Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Klee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Faro
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Kühlung anstellen, aber Pestallozzi
ließ lieber die Scheiben herunter. Ein wenig Durchzug würde ihnen nur guttun.
    Leo startete
den Skoda und sie fuhren aus dem Ort hinaus, über die Uferstraße bis zur Abzweigung
zum Schloss hinauf. Wie rasch eine Gegend einem doch vertraut wird, dachte Pestallozzi.
Gestern noch …
    Ein roter
Wagen kam ihnen entgegen, Leo lenkte scharf nach rechts und fluchte. Die Journalistin,
die gestern vor dem schmiedeeisernen Portal ausgeharrt hatte, hielt auf dem Beifahrersitz
triumphierend einen hochgereckten Daumen in die Höhe.
    »Glaubst
du, dass die ein Interview bekommen hat?«, fragte Leo.
    Pestallozzi
zuckte mit den Achseln. Dann waren sie wieder vor dem Tor in der Mauer angelangt.
Der junge Polizist von gestern stand davor, Krinzingers Adlatus, Pestallozzi konnte
sich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Der junge Polizist salutierte, und sie
fuhren durch das Tor, über den Kiesweg bis zum Haus. Sie stiegen aus dem Wagen,
Leo hatte wieder sein Jackett angezogen, und gingen die Treppe hinauf. Die hölzerne
Eingangstür stand offen, sie betraten die Halle.
    »Ist hier
jemand?«, rief Pestallozzi, er kam sich selber albern vor. Aus dem Salon zur Rechten
waren Stimmen zu hören, ein Mann erschien im Türrahmen. Er war erheblich kleiner
als Pestallozzi und Leo, von undefinierbarem Alter. Manche Menschen sahen schon
in jungen Jahren alt aus und behielten dieses Aussehen dann bis ins hohe Alter,
der Mann im Türrahmen war so einer. Pestallozzi stellte sich und Leo vor, der Mann
quittierte die Information mit einem gnädigen Kopfnicken, aber er streckte ihnen
keine Hand entgegen.
    »Zilinski.
Wir haben Sie schon erwartet.«
    Er drehte
sich um und ging in den Salon zurück, Pestallozzi und Leo folgten ihm, es blieb
ihnen gar nichts anderes übrig. Eine Frau und ein Mann saßen auf dem Sofa, auf dem
gestern Abend noch Helene Zilinski gesessen war. Die war heute abwesend.
    »Jacques
und Monika de Saint Aubry«, sagte der Mann unbestimmbaren Alters. Man nickte einander
zu, Zilinski ging zum Fenster wie seine Frau gestern und machte eine lässige Handbewegung.
Pestallozzi und Leo nahmen auf den Fauteuils zu beiden Seiten des Paares Platz.
    »Ich möchte
Ihnen mein Beileid aussprechen«, sagte Pestallozzi. »Das sind bestimmt schwere Stunden
für Sie.«
    Die Frau
wies eine unbestreitbare Ähnlichkeit mit ihrer jüngeren Schwester Helene auf. Beide
hatten dunkelblondes Haar, das bei Monika de Saint Aubry bis auf die Schultern fiel
und von einem Reifen gehalten wurde, während es Helene Zilinski kurz geschnitten
trug. Die Frau auf dem Sofa sah besorgniserregend blass und angespannt aus, aber
weder ihr Mann noch ihr Schwager schienen es zu bemerken.
    »Danke«,
sagte Zilinski, der offenbar fürs Reden zuständig war. »Der Herr Minister hat schon
angerufen und kondoliert.«
    Pestallozzi
verkniff es sich nachzufragen, welcher Minister. Die Claims waren abgesteckt, mit
einem Satz. Hier die Familie, der ein Minister kondolierte, da der kleine Inspektor
und sein Assistent. Gib acht auf deine Fragen, kleiner Inspektor.
    »Wann sind
Sie zurückgekommen?«, wandte sich Pestallozzi an die Frau.
    Ihr Mann
beantwortete die Frage, mit einem eleganten Akzent. »Wir sind heute Nacht aus Nizza
gekommen, über München. »
    »Und Ihre
Frau ist …?
    Pestallozzi
sah den Mann am Fenster an, der vollendete den Satz.
    »Meine Frau
ruht. Sie fühlt sich nicht allzu wohl nach den Geschehnissen des gestrigen Tages.«
    »Natürlich,
das verstehe ich. Sind noch andere Familienmitglieder …«
    »Meine Schwägerin
Henriette hat es nun doch vorgezogen, in Salzburg zu bleiben, auch sie ist sehr
angegriffen. Und Raffael …« Zilinski schien auf schwammiges Terrain geraten zu sein,
er blickte zu dem Paar auf dem Sofa, aber das zeigte keinerlei Reaktion. »Mein Schwager
Raffael hat sich im Ausland befunden, er ist bereits auf dem Weg hierher.«
    »Gut. Es
tut mir aufrichtig leid, aber ich muss Ihnen in dieser schwierigen Situation einige
Fragen stellen. Sie werden das sicher verstehen. Hatte Ihr Vater Feinde?«
    Pestallozzi
sah die Frau an, die so weiß war wie der Spitzenkragen, der unter ihrer dunkelblauen
Kostümjacke hervorblitzte. Sie sah ihn an, als ob er auf Mandarin zu ihr gesprochen
hätte.
    »Natürlich
hatte mein Schwiegervater Feinde«, antwortete ihr Schwager. »In dieser Position
ist das unvermeidlich. Aber wir kennen niemanden, der zu so etwas fähig wäre. Das
ist einfach …« Er suchte nach Worten. »Das ist

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