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Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Klee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Faro
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hätte. Er musste unbedingt das Dickicht der Adelstitel
recherchieren, auch wenn die von der Republik längst abgeschafft waren, sonst würde
er die Zeugen in dieser Ermittlung nie auseinanderhalten können.
    »Und wo
hält sich der junge Herr Gleinegg gerade auf?«
    Der alte
Jakob machte eine vage Handbewegung Richtung See. »Da drunten irgendwo im Süden.«
    »Und Sie,
sind Sie öfters hier?«
    Pestallozzi
wandte sich an den jungen Mann, der braun gebrannt und sportlich wirkte, ein silberner
Knopf steckte in seinem rechten Nasenflügel.
    »Ab und
zu komm ich, wenn der Jakob mich braucht.«
    »Haben Sie
den Herrn Gleinegg gekannt?«
    »Jeder hat
ihn gekannt. Und einmal bin ich ihm im Haus begegnet, wie ich den Heizkessel repariert
habe. Da ist er durch die Halle gegangen.«
    »Ist Ihnen
irgend etwas aufgefallen in den Tagen vor dem Mord?«
    Patrick
Gmoser schien offensichtlich verunsichert und geschmeichelt zugleich, dass er solche
Fragen beantworten musste. Er schüttelte den Kopf. »Alles war wie sonst. Viele Touristen
sind halt da im Sommer.«
    Eine Wespe
summte durchs Halbdunkel, Pestallozzi schien sie nicht zu bemerken, aber Leo wedelte
sie davon.
    »Sagen Sie,
Herr Rittlinger, hat der Herr Gleinegg eigentlich gerne Äpfel gegessen?«
    »Wohl, wohl,
aber nur die Boskop von unseren eigenen Bäumen unten an der Mauer. Das Zeug aus
dem Supermarkt hat er nicht wollen. ›Das schmeckt ja wie Plastik‹, hat er immer
gesagt.«
    »Könnte
es sein, dass er auch auf der Bank vor der Kapelle gerne einen Apfel gegessen hat?«
    »Könnt schon
sein, dass er sich einen eingesteckt hat.«
    »Und hat
er die Äpfel abgeschält?«
    »Immer.
Die Schalen hat er nicht mehr vertragen. Er hat so leicht Sodbrennen bekommen.«
    »Ah ja,
das kenn ich.« Pestallozzi lächelte den alten Mann an. »Das macht mir auch immer
zu schaffen. Dann hat er bestimmt ein Taschenmesser dabeigehabt?«
    Der Rittlinger
schaute wehmütig drein.
    »Ein Taschenmesser
hat er nicht mehr aufklappen können, wegen der Gicht in seinen Händen. Er hat sich
schon vor Jahren bei mir in der Küche so ein kleines Messer geholt, mit einem Holzgriff.
Das hat er in der Joppe stecken gehabt.«
    Pestallozzi
nickte bedächtig.
    »Ja, das
wär’s dann auch schon gewesen, Herr Rittlinger. Ich will Sie nicht länger von Ihrer
Arbeit abhalten.«
    Er nickte
Patrick Gmoser und dem alten Jakob zu, dann wandten sie sich zum Gehen, Leo nahm
mit einem langen bedauernden Blick von ›Emily‹ Abschied. Sie gingen zurück zu ihrem
eigenen Wagen, der in der prallen Sonne glühte. Leo setzte sich missmutig ans Steuer,
Pestallozzi schien wieder einmal seinen unergründlichen Gedankengängen nachzuhängen.
Leo startete und fuhr los, irgendwann würde der Chef schon wieder aufwachen.
    »Und jetzt
zum Krinzinger«, sagte Pestallozzi, als sie schon fast unten auf der Uferstraße
waren. »Jetzt besuchen wir einmal die Kollegen.«
    Die Polizeistation
lag am anderen Ende des Ortes, sie umfuhren das Zentrum und hätten beinahe die Abzweigung
verpasst. Leo hatte es wie stets unterlassen, das GPS-System einzuschalten, das
war Kram für Frauen am Steuer und Weicheier. Er lenkte den Skoda durch eine kurze
Allee, dann hielten sie vor dem zweigeschossigen Haus, in dem sich das Wachzimmer
befand. Eine Frau sah gerade aus einem Fenster im ersten Stock, scheinbar erschrocken
schloss sie es sofort. Aber der Vorhang bewegte sich, Leo konnte es sich nicht verkneifen,
hinaufzuwinken.
    Krinzinger
stand eilfertig auf, als sie eintraten.
    »Grüß Gott,
Herr Chefinspektor. Grüß Gott, Kollege. Wir haben Sie schon erwartet. Darf’s ein
Kaffee sein?«
    »Gerne.«
    Sie nahmen
auf den Stühlen Platz, die vor Krinzingers Schreibtisch standen, der machte sich
an einer Espressomaschine zu schaffen. Das Büro war eindeutig einer hastigen Putzaktion
unterzogen worden, Pestallozzi registrierte es amüsiert. Akten lagen fein säuberlich
gestapelt auf Krinzingers Schreibtisch, eine Grünpflanze stand adrett im Fenster,
Aktenordner standen wohlgeordnet im Regal.
    »Ordentlich
ist es bei Ihnen, Kollege. Da müssten Sie einmal mein Büro sehen!«
    Krinzinger
entspannte sich ein klein wenig und lachte.
    »Na ja,
man tut, was man kann. Und wenn sich schon einmal so hoher Besuch ansagt …«
    Er servierte
ihnen zwei Henkelbecher mit schwarzem Kaffee, Kondensmilch und Würfelzucker in einer
angebrochenen Packung. »Vielleicht ein paar Kekse dazu?«
    »Wir wollen
Sie ja nicht ausrauben!«
    »Das passt
schon. Um diese Zeit

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