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Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Klee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Faro
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doch nichts dagegen?«
    »Ganz und
gar nicht! Ich stehe voll zu Ihrer Verfügung!«
    Holzinger
hätte sich ohrfeigen können. Oder besser noch diese beiden Polizisten. Statt ihn
auf Augenhöhe als Verbündeten bei der Klärung dieses Falles zu behandeln und vielleicht
mit einer klitzekleinen vertraulichen Information zu versorgen, wurde er behandelt
wie irgendein x-beliebiger Zeuge. Nun gut, er würde auch damit fertig werden. Als
es damals zu Diebstählen in den Erste-Klasse-Kabinen gekommen war, hatte er unverzüglich

    »Kannten
Sie Herrn Gleinegg?«
    »Selbstverständlich.
In meiner Position hatte ich des Öfteren mit ihm zu tun. Zur Jagdsaison habe ich
mich um die Unterbringung seiner Gäste gekümmert, und jedes Jahr zu Weihnachten
haben wir ihm oben am Schloss die Aufwartung gemacht. Ein Ständchen der Musikkapelle
und die besten Wünsche vom Gemeinderat. Das ist hier so Brauch.«
    »Was war
er für ein Mann?«
    Holzinger
legte wieder die Fingerspitzen aneinander, ganz unwillkürlich. Irgendwie beruhigte
ihn diese Geste auch, das stellte er gerade fest. Nicht, dass er beunruhigt gewesen
wäre. Er hatte nichts zu verbergen. Aber was sollte er auf diese Frage antworten?
Dass der alte Gleinegg ein arrogantes Arschloch gewesen war, das ihn behandelt hatte
wie einen Lakaien? Nie hatte er um etwas gebeten, immer nur Anordnungen gebellt.
Und er, Holzinger, hatte sich dann die Hacken abrennen können und die Launen dieser
ganzen verwöhnten Sippschaft ertragen müssen. Gibt es in diesen Landhotels wirklich
nur Doppelzimmer und keine Juniorsuiten? We would need a shuttle to Munich, you
know! Na ja, wenigstens hatte das ›Kaiserpark‹ in den letzten Jahren ordentlich
aufgerüstet und endlich Wannen mit Whirlpool und einen Wellnessbereich installiert.
Aber das genügte beileibe nicht! Holzinger, Sie können doch Karten für die Premiere
am Landestheater am kommenden Donnerstag besorgen, nicht wahr? Sechs Plätze, Parkett,
fußfrei. Und nicht bloß einmal hatten sich feine Herren bei ihm nach einem Escortservice
erkundigt, natürlich aus der Oberliga, nicht eine von den Slowakinnen, die in den
Zeitungen inserierten. Manchmal hätte Holzinger den alten Gleinegg mit eigenen Händen
erwürgen können, der ihm das alles jedes Jahr aufs Neue einbrockte. Aber jetzt war
der Alte tot, endlich! Möge er in der Hölle schmoren!
    Holzinger
atmete tief aus, das hatte er einmal in einem Managementseminar gelernt. Tiefes
Ausatmen macht cool und gelassen, nur Nervenbündel schnappen nach Luft.
    »Der Herr
Gleinegg war eine markante Persönlichkeit. Nicht immer ganz einfach, das bestimmt
nicht. Aber seine Anwesenheit war für unseren Ort von allergrößter Bedeutung. Nicht
zuletzt haben die Jagdgesellschaften auch außerhalb der Hochsaison für volle Häuser
in der Umgebung gesorgt. Und die Herrschaften haben eine Menge Geld dagelassen.«
    »Wie haben
Sie das gemeint, nicht ganz einfach?«
    »Ach, das
sagt man eben so! Er war ein Herr alten Schlages, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Keiner, der einem leutselig auf die Schulter geklopft hätte. Und Schlendrian hat
er nicht geduldet, da konnte er ganz schön aufbrausend werden.«
    Sag doch
gleich, dass der Alte ein Arschloch war, dachte Leo. Du Schleimer. Dir steht ja
jetzt noch die Angst ins Gesicht geschrieben, wenn du nur von ihm redest. Hoffentlich
brach der Chef das Gespräch endlich ab, das ergab ja doch nichts Neues. Dieser Holzinger
hatte sich nur wichtig machen wollen, aber jetzt war ihm eine Lektion erteilt worden.
Der würde sie nicht mehr behelligen. Leo versuchte sich zu konzentrieren, aber er
sah nur Würstel vor sich. Ein paar Würstel mit Senf und Kren und Brot. Und ein kühles
Bier dazu, obwohl, er würde sich höchstwahrscheinlich mit einer Cola begnügen müssen.
Der Chef war manchmal ganz schön betulich. Jedenfalls durfte er morgen auf keinen
Fall vergessen, sich einen Müsliriegel einzustecken.
    »Haben Sie
auch zur übrigen Familie Kontakt?«, fragte der Chef.
    »Nur flüchtig.«
    Holzinger
hatte nicht die Absicht, sich weiter aushorchen zu lassen.
    »Kennen
Sie den jungen Herrn Gleinegg?«
    »Den Raffael?«
Das war ihm jetzt so herausgerutscht. »Ja, den kenne ich, wie jeder hier im Ort.
Ein netter Kerl.«
    »Und, werden
Sie ihm in Zukunft auch Ihre Aufwartung machen?«
    Holzinger
musste lachen, es platzte einfach so aus ihm heraus, die Vorstellung war aber auch
zu komisch. »Dem Raffael? Der würde uns hochkant hinausschmeißen!«
    Pestallozzi
klatschte

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