Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Klee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Faro
Vom Netzwerk:
die Madeln.«
    Pestallozzi
lächelte. Dann war Krinzinger endlich wieder allein im Büro. Er ließ sich schwer
auf seinen Drehsessel aus Kunstleder fallen, auf dem man an heißen Tagen immer kleben
blieb. Was er da nur alles daherredete, er musste seine Zunge besser in Zaum halten.
Aber dieser Kollege hatte so eine Art … immer freundlich, nur ab und zu eine harmlose
Frage … und schon erzählte man ihm alles, auch Dinge, nach denen der gar nicht gefragt
hatte.
    Draußen
stiegen Pestallozzi und Leo wieder in den Skoda, sie fuhren zurück über die Umgehungsstraße
zu dem Parkplatz am anderen Ende vom Ort. Kein Baum weit und breit, Leo parkte in
der glühenden Sonne. Fast den ganzen Sommer über hatte es geregnet ohne Unterlass,
in Salzburg war der ›Jedermann‹ ständig in den Saal verlegt worden, sehr zum Missfallen
des Publikums. Aber jetzt schien sich ein traumhafter Herbst anzukündigen, zum Glück.
Wenn sich Leo vorstellte, dass sie die ganzen Ermittlungen unter tropfenden Regenschirmen
hätten durchführen müssen, dann versöhnte ihn das schnell mit der Hitze. Und der
Chef schien sowieso weder tropische Temperaturen noch klirrende Kälte oder eisigen
Wind zu spüren, jedenfalls hatte er noch nie ein Wort über das Sauwetter an einem
Tatort verloren. Aber der Chef beklagte sich eben nie, das fiel Leo gerade wieder
einmal auf.
    »So, dann
schauen wir einmal beim Herrn Fremdenverkehrsdirektor vorbei«, sagte Pestallozzi
gerade, es klang so heiter, als ob er einen Spaziergang zum Kurkonzert im Pavillon
auf der Uferpromenade vorschlagen würde. Sie gingen wieder durch die krummen Gassen
hinunter in den Ort, Leo kam es vor, als ob er schon jeden Stein kennen würde. Einheimische
blickten ihnen neugierig entgegen, mittlerweile waren sie so bekannt wie bunte Hunde,
Leo konnte sich lebhaft das Getuschel in ihrem Rücken vorstellen. Sie kamen am ›Kaiserpark‹
vorbei, auf der großen Terrasse unter einer grün-weiß gestreiften Markise saßen
Touristenfamilien beim Mittagessen, das heißt, die meisten waren schon beim Nachtisch
angelangt, es war fast zwei Uhr am Nachmittag. Es roch nach Schweinsbraten und Sauerkraut,
Leo schluckte und sandte einen sehnsüchtigen Blick zu der großen Tafel neben dem
Eingang, auf der das Tagesmenü angepriesen wurde.
    »Vielleicht
gehen sich ja nachher ein paar Würstel aus«, sagte Pestallozzi. Leo nickte begeistert.
    In der Tourismusinformation
drängten sich Holländer und Deutsche, eine junge Frau hinter dem Schalter stand
über eine ausgebreitete Landkarte vom Salzkammergut gebeugt und erklärte gerade
die Anfahrt mit der Zahnradbahn auf den Schafberg hinauf. Sie sahen sich suchend
um, aber schon kam ihnen eine zweite junge Frau entgegen. Sie begrüßte sie hastig,
offenbar hatte sie Angst, dass sie ihre Dienstausweise zücken würden, vor all den
Gästen.
    »Grüß Gott,
der Herr Magister erwartet Sie schon. Wenn Sie bitte mit mir kommen würden.«
    Sie ging
zu einem Aufzug im hinteren Teil des Lokals, Pestallozzi und Leo folgten ihr. Die
Kabine war so klein, dass sie alle drei kaum Platz darin fanden, Leo schwitzte vor
Unbehagen. Nach endlosen Augenblicken öffnete die Tür sich wieder, und sie standen
im ersten Stock. Ein teppichbelegter Gang führte an kleinen Büros vorbei, die nur
mit Glasscheiben voneinander getrennt waren. Am Ende des Ganges stand eine Tür offen,
dahinter war ein Schreibtisch vor einem Fenster zu sehen, von dem sich gerade ein
Mann erhob. Der Mann kam ihnen an die Tür entgegen, er nickte der jungen Frau jovial
zu. »Danke, Isabella.«
    Die junge
Frau entschwand wieder den Flur hinunter, der Mann streckte mit betont herzlicher
Geste die Hand aus. »Holzinger. Magister Georg Holzinger. Der Krinzinger hat mir
schon Ihr Kommen angekündigt. Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, dass Sie
sich die Mühe gemacht haben, mich aufzusuchen. Darf ich bitten!«
    Sie folgten
ihm in das Büro, Holzinger wies auf eine Sitzgruppe unter einem modernen Gemälde,
das aus wilden grünen und braunen Pinselstrichen bestand. Auf dem niederen Tisch
standen Espressotassen und eine Schale mit Keksen, schon wieder.
    »Sie trinken
doch einen Kaffee?«
    »Vielen
Dank!« Pestallozzi schüttelte den Kopf. »Aber wir sind schon bei Inspektor Krinzinger
bewirtet worden.«
    »Dann darf
es vielleicht ein bisschen was Stärkeres sein?« Holzinger zwinkerte ihnen zu. »Ich
hätte da einen ausgezeichneten Zirbenschnaps. Selbst gebrannt, so was kriegt man
nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher