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Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Blutiger Klee: Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Klee: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Faro
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interessiert. »Das ist
aber kein hiesiger Name.«
    Pestallozzi
hatte nie zu den Ermittlern gehört, die jede an ihn gerichtete Frage als Unverschämtheit
auffassten.
    »Mein Vater
war Schweizer. Aus dem Tessin. Meine Mutter hat ihn dort kennengelernt.«
    »Ah ja.«
    Sie musterte
ihn noch eingehender und schien offenbar angestrengt nachzudenken. »Pestallozzi,
Pestallozzi, sind Sie dann nicht verwandt mit den …«
    »Mein Vater
war Buschauffeur.«
    »Ah ja.«
    Sie zog
eine Augenbraue hoch. Pestallozzi blieb völlig gelassen. Und ganz plötzlich lächelte
Henriette Gleinegg, als ob der Chef endlich ein geheimes Passwort genannt hätte.
Unwahrscheinlich, dachte Leo. Jetzt hat er schon wieder einen Pluspunkt eingefahren
und merkt es gar nicht. Der Chef, der die allerkleinsten Schwingungen registriert,
jede noch so kleine Geste mitbekommt. Aber die Blicke der Frauen entgehen ihm völlig.
Der Chef ist einfach ein hoffnungsloser Fall!
    Henriette
Gleinegg lächelte noch immer.
    »Die fromme
Helene haben Sie ja schon kennengelernt, nicht wahr?«
    Der Chef
verzog keine Miene.
    »Ich meine
natürlich meine Schwester.«
    »Wir haben
Ihre Schwester noch am selben Tag aufgesucht, an dem das Verbrechen an Ihrem Vater
entdeckt worden ist. Sie war sehr tapfer. Am nächsten Tag ist dann schon ihr Mann
da gewesen. Und Ihre Schwester Monika mit ihrem Gatten. Mit dem Jakob Rittlinger
haben wir auch gesprochen.«
    »Aber das
große Wort hat doch sicher mein Schwager geführt, oder? Unsere Güter in Polen! Davon
hat er doch bestimmt schwadroniert, der Jaroslav. Aber das ist alles nur Fassade.
Ganz kleiner Beamtenadel, die Zilinskis. Mein Vater hat ihn jedenfalls …«
    Sie beugte
sich nach vorn und angelte nach der Zigarettenpackung, steckte sich eine Zigarette
zwischen die Lippen und griff nach dem jadegrünen Totschläger. Pestallozzi machte
keinerlei Anstalten, den Galan zu spielen. Sie entzündete die Zigarette und nahm
einen tiefen Zug, lehnte sich wieder in die Kissen zurück und sah ihn erwartungsvoll
an. Aber Pestallozzi nahm die Fährte, die sie vorgegeben hatte, nicht auf.
    »Kennen
Sie die Frau Luggauer, die Ihren Vater gefunden hat?«
    Falls sie
sein Desinteresse an der Familie Zilinski irritierte, so ließ sie es sich jedenfalls
nicht anmerken. »Natürlich kenne ich die Kathi. Als Kinder haben wir noch Tante
Kathi zu ihr gesagt. Es tut mir in der Seele leid, dass ausgerechnet sie meinen
Vater gefunden hat. Aber die Kathi ist eine tapfere Person.«
    Der Chef
nickte bedächtig und holte seinen Spiralblock hervor. Leo starrte trübsinnig auf
den Boden seiner leeren Espressotasse, in der gerade mal zwei Schluck gewesen waren.
Ihm waren Pappbecher lieber, am besten die XL-Größen, mit ordentlich Milchschaum
und Karamellsoße und Krokantsplittern obendrauf. Aber so eine Köstlichkeit würde
er heute bestimmt nicht mehr bekommen. Ihnen stand ein langer Nachmittag bevor,
ein erfahrener Kriminalbeamter wie er spürte das einfach in allen Knochen.
    »Leider
haben wir bis jetzt noch nicht mit Ihrem Bruder sprechen können. Haben Sie ihn schon
erreicht?«
    Die Stimme
vom Chef war so sanft und einfühlsam, Leo fühlte, wie eine gefährliche Schläfrigkeit
über ihn kam. Wenn er nicht aufpasste, dann konnte es passieren, dass er in den
nächsten Minuten einnickte. Leo knackte entschlossen mit den Fingerknöcheln, der
Chef warf ihm einen scharfen Blick zu, der nicht wirklich angenehm war. Leo setzte
sich wieder aufrecht hin.
    Die Frau
gegenüber schien ihr kleines Geplänkel nicht bemerkt zu haben, sie saß da und sah
auf ihre Hände hinab, schmale, manikürte Hände, an denen die Goldreifen glänzten.
    »Ich habe
es dem Raffi gesagt, dass unser Vater tot ist. Eigentlich wollte ich ihn unter einem
Vorwand zum Heimkommen bewegen, er war ja in Dubrovnik und ich habe eine Riesenangst
gehabt, dass er sich nach diesem Schock aufs Motorrad setzt. Aber natürlich hat
er an meiner Stimme erkannt, dass etwas passiert ist.«
    Ihre Gesichtszüge
schienen plötzlich weicher zu werden, als ob die Traurigkeit um ihre Mundwinkel
ein Jungbrunnen wäre, der das Mädchen erahnen ließ, das sie einmal gewesen war.
    »Wir stehen
uns sehr nahe, mein Bruder und ich. Und ich habe natürlich Sorge gehabt, dass er
die Details aus dem Fernsehen oder dem Internet erfährt oder von sonst irgendwem.
Also habe ich ihm alles gesagt. Er hat sich dann auch prompt auf seine Maschine
gesetzt und ist die ganze Strecke in einem Stück durchgefahren. Gestern Abend ist
er

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