Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)
Bewegung.
Das Geräusch steigerte sich zu einem Crescendo, als die Maschine schließlich abhob und mit einer Steigleistung von 1100 Metern pro Minute an Höhe gewann. Nach einer Viertelstunde hatten sie die endgültige Flughöhe von etwa 10.700 Metern erreicht. Erst kurz vor der irischen Küste wollte er tief genug heruntergehen, um nicht vom Radar erfasst zu werden. Das ermöglichte es ihnen, den Ort der Übergabe unbemerkt zu erreichen. Er lehnte sich zurück und betrachtete den klaren Nachthimmel. Laut Vorhersage erwartete sie unterwegs gutes Wetter, sogar über der Irischen See. Bis auf eine geringe Bewölkung dürfte es eine angenehme, feuchte Nacht werden.
Seltsam nur, dass es so kalt im Flugzeug war.
71
GRAFSCHAFT CORK, REPUBLIK IRLAND
Doyle steuerte den Wagen durch die wuchtigen geöffneten Tore, die zu David Callahans Besitz führten. Er fuhr langsamer und betrachtete das blühende, mit zahlreichen Baumgruppen gesprenkelte grüne Land ringsherum. Die lange Zufahrt schlängelte sich gut drei Kilometer durch das Gelände, bis schließlich nach einer Rechtskurve das Anwesen in Sicht kam.
»Wahnsinn«, murmelte Georgie. »Sieh dir doch nur mal den Riesenkasten an.«
Doyle trat kurz auf die Bremse und begutachtete die Umgebung mit noch größerer Aufmerksamkeit. Auf der linken Seite nahm er Bewegung wahr. Ein Reiter.
Der Mann ritt auf einem großen Braunen auf sie zu, den er zügelte, als er in die Nähe des Fahrzeugs kam. Doyle musterte ihn und nahm eine große Ausbuchtung in der Jacke des Mannes unter dem linken Arm zur Kenntnis.
Wahrscheinlich bewaffnet.
Kein Wunder. Auf einem Grundstück dieser Größe musste Callahan sich um Sicherheit Gedanken machen.
Der Reiter lenkte sein Pferd an Doyles Seite des Wagens und schaute zu ihm herunter. Der Anti-Terror-Mann verlangsamte auf Schrittgeschwindigkeit.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Reiter.
»Wir sind hier, um Mr. Callahan zu besuchen.«
»Erwartet er Sie?«
»Eigentlich nicht. Wir wollen nur mit ihm reden.«
»Sie sind nicht von hier.«
»Sie haben eine rasche Auffassungsgabe«, meinte Doyle und lächelte.
Der Mann bemerkte den sarkastischen Unterton in der Stimme des Engländers und funkelte ihn wütend an. Doyle begegnete dem Blick einen Moment, dann ließ er den Motor kurz aufheulen. Der Braune wieherte nervös und tänzelte von dem Wagen weg, während sich sein Reiter alle Mühe gab, das Tier im Zaum zu halten. Doyle ließ die Kupplung kommen, und der Datsun entfernte sich rasch. Der Reiter folgte ihnen.
»Du solltest sie verklagen, Doyle«, sagte Georgie kopfschüttelnd.
Er sah sie verständnislos an.
»Deine Benimmschule.«
»Sehr witzig«, murmelte er, ohne sie anzusehen. Im Rückspiegel nahm er wahr, dass der Reiter Schritt hielt. Mittlerweile hatten sie das Haus erreicht. Doyle stellte den Wagen vor dem riesigen Gebäude ab. Er und Georgie stiegen aus.
»Ich melde, dass Sie da sind«, sagte der Reiter.
»Das ist nicht nötig. Wir kommen zurecht«, versicherte ihm Doyle und ging zur Eingangstür. Er drückte auf die Klingel und wartete, wobei er den Reiter musterte, der immer noch wütend zu sein schien. Die Tür öffnete sich, und Doyle fand sich mit einer hübschen, jungen Frau konfrontiert, die er auf Anfang 20 schätzte. Schulterlange braune Haare, gefärbte Strähnchen. Sie trug wenig Make-up. Doyle schenkte ihr ein Lächeln.
»Guten Morgen. Ich heiße Sean Doyle, und das ist Georgina Willis. Wir wollen Mr. Callahan sprechen.«
»Haben Sie einen Termin?«, fragte das Mädchen.
»Brauchen wir einen?«
»Wer sind Sie?«
»Stimmt etwas nicht, Trisha?«
Georgie sah Laura Callahan zuerst. Mit Jeans und einem Pullover bekleidet, die Haare frisch gewaschen, betrachtete sie die beiden Besucher.
»Sie wollen meinen Mann sprechen?«
»Ich weiß nicht, wer die Leute sind, Mrs. Callahan«, meldete sich Trisha zu Wort.
»Britische Anti-Terroreinheit«, sagte Doyle, wobei sein Lächeln verblasste. »Wir sind im Einsatz. Wo ist Ihr Mann, Mrs. Callahan?«
»Können Sie sich ausweisen?«
»Nein, das können wir nicht. Aber Sie können uns allen, auch Ihrem Mann, eine Menge Ärger ersparen, wenn Sie uns einfach mit ihm reden lassen.«
»Wer sagt mir, dass Sie diejenigen sind, für die Sie sich ausgeben?«, blieb Laura hartnäckig. »Mein Mann ist sehr wohlhabend. Sie könnten alles Mögliche sein. Ihn sogar umbringen wollen.«
Doyle seufzte.
»Wenn ich ihn umbringen wollte, hätte ich wohl kaum höflich geklingelt, oder?
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