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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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hatte sich schon mehrfach Fackeln gebastelt, indem er einfach einen Ast in die schwarze Brühe getunkt und ihn entzündet hatte. Sie brannten zwar nicht so lange, dafür konnte man mit ihnen umherlaufen.
    »Hier Rator«, brüllte er erneut. »Kriegsoger von Tabal.«
    Er hoffte, dass man in diesem Land wusste, was ein Oger war. Die Hüttenbauer in dem Dorf schienen ein Wesen wie ihn noch nie zuvor gesehen zu haben, doch das musste nichts heißen. Auch in Nelbor gab es einige, die Oger nur aus der Ferne kannten oder aus Erzählungen. Wenn dies tatsächlich der Ort war, an dem Tabal sich aufhielt, dann mussten die Fremden, die den Korb herabgelassen hatten, ebenfalls Kreaturen seines Gottes sein, auch Kinder Tabals. Rator hatte immer geglaubt, er kenne alle seine Verbündeten. Trolle, Orks, Goblins waren ihm gut bekannt, und sie hatten viele Jahre Seite an Seite gegen die Hüttenbauer gekämpft. Auch andere dunkle Kreaturen unterwarfen sich seinem Gott. Da gab es Lindwürmer, Höhlentrolle und Wesen, deren Namen niemand aussprach und die keinen Unterschied kannten zwischen Freund und Feind. Alle hatten denselben Herrn.
    Rator glaubte, eine Bewegung über sich zu erahnen. Das lange Seil über ihm wand sich wie eine Schlange. Es schwang hin und her, doch den schwer beladenen Korb konnte es nicht in Bewegung setzen. Der hing unbeeindruckt und unerreichbar über ihm.
    Ein schwacher Lichtschein zeigte sich an der Höhlendecke. Mit jedem Moment wurde er heller. Wie der Glanz der aufgehenden Sonne erstrahlte er zwischen den zerklüfteten Felsen, nur war er nicht rund, sondern eckig. Nach einer Weile begann das Licht zu flackern, und dann schob sich etwas davor. Rator meinte, für den Bruchteil einer Sekunde eine Silhouette zu sehen. Ein Wesen, groß und kräftig, mit starken Armen und einem breiten Kreuz.
    Rator trat hinüber zu dem Tümpel mit dem brennenden Pech. Vielleicht wollten sie sich versichern, dass er kein Feind war.
    Rator überlegte, etwas zu rufen, doch ihm fiel nichts mehr ein. Und noch bevor er sich über seine Worte weiterhin Gedanken machen konnte, blitzte das Licht erneut auf und verlosch. Wie zuvor hüllte sich die Decke wieder in Dunkelheit.
    Der Ton eines Hornes erklang von dort, wo eben noch das Licht zu sehen gewesen war. Klar und laut hallte das Signal durch die Höhle. Ein Ton, so kräftig, dass man ihn meilenweit hören musste. Nicht oft vernahm man so einen Klang, und wenn man es tat, war es besser, man überhörte ihn nicht und wusste, was er bedeutete. Auf dem Schlachtfeld kannte Rator jedes Signal, jedes Zeichen, egal, ob es nun von den Verbündeten oder den Feinden kam.
    Auch wenn es immer so aussah, als ob zwei Heere einfach aufeinander losgelassen wurden und jeder auf jeden einschlug, war ein Gefecht genau geplant. Jedes Zeichen hatte seine Bedeutung, und man tat besser daran, darauf zu reagieren. Rückzug bedeutete Rückzug. Wenn man glaubte, ruhig noch ein wenig auf umherstehende Feinde einzuschlagen, konnte man schnell von seinen Kameraden getrennt werden. Ehe man sich versah, stand man allein einem ganzen Heer gegenüber.
    Es war auch wichtig, die Signale der Feinde richtig zu deuten. Bogenschützen aus den hinteren Reihen feuerten ihre Salven erst ab, wenn das Signal dazu erklungen war. Schnell zogen sich ihre eigenen Männer zurück oder schützten ihre Körper mit Schilden. In diesem Fall war es ratsam, auch in Deckung zu gehen, bevor sich der Himmel verdunkelte und man von einer Unzahl von Pfeilen gespickt wurde. Schmerzhaft hatte Rator erkennen müssen, dass Schilde nicht nur gut waren, um sein Essen darauf abzulegen. Gegen Pfeile und Bolzen gab es nichts Besseres. Doch die Schilde der Hüttenbauer waren gerade einmal groß genug, um Hände und Unterarme eines Ogers zu schützen - wenn man zwei von ihnen fand. Doch Rator hatte eine Lösung für dieses Problem entwickelt: Er benutzte nicht nur den Schild, sondern gleich den ganzen Krieger.
    Ähnliche Signale gab es auch beim Einsatz von Feuer und schweren Geschützen sowie Belagerungsgerät. Wenn man den Schutz seiner Kameraden brauchte, war es wichtig, dass alle dasselbe taten, damit ihre Deckung nicht aufbrach. Dies war auch einer der Gründe, warum Grind, der Trollkönig, damals entschieden hatte, keine Höhlentrolle mehr in die Schlacht einzubringen. Sie waren zweifellos großartige Kämpfer, und Tabal war sicherlich stolz auf sie, doch sobald sie im Getümmel des Krieges standen, waren sie blind und taub für alle Kommandos. Sie

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