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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Angriff.«
    Galok und Krasuk wussten, wie eilig ihre Mission war. Es gab nicht viele Wege, die ein Oger in Nelbor nehmen konnte. Weiter im Landesinneren lagen die Siedlungen der Hüttenbauer dichter zusammen, und die Zahl ihrer Soldaten stieg mit jedem Schritt, den man in Richtung der großen Städte Lorast und Turmstein tat. Hier an der Küste und in der Nähe des Bergwalls waren die Oger den Menschen überlegen, doch sobald Königstruppen mit im Spiel waren, änderte sich das.
    Die Erkundung musste schnell durchgeführt werden. Der Ogertrupp befand sich zwischen Sandleg und einem feindlichen Heer. Sie durften nicht von zwei Seiten attackiert werden, dafür war ihre Zahl zu gering. Galok und Krasuk machten sich auf den Weg. Alles Überflüssige ließen sie zurück. Hagmu betete, dass sie rechtzeitig zurückkehrten und dass die Vorbereitungen der Hüttenbauer ihn nicht vor neue Probleme stellten. Er betete, obwohl er wusste, dass seine Worte nicht erhört wurden.
 
    Zwei Stunden waren seine Späher schon unterwegs, und noch immer hatte Hagmu keine Meldung von ihnen bekommen. Die Oger saßen dicht aneinandergedrängt und schwiegen sich an. Die meisten von ihnen waren erschöpft und hatten Hunger, doch Hagmu hatte ihnen verboten, ein Feuer zu entzünden. Der Schein der Flammen würde sie verraten, und die Wärme des Feuers würde ihre Müdigkeit nur noch steigern. Fünf Dutzend Oger waren eine Gefahr für jedermann, doch schlafend und dösend waren sie eine leichte Beute, selbst für Bauern.
    Hagmu hob den Kopf, und auch Tastmar schien etwas gehört zu haben. Es war ein Geräusch, das nicht hierher gehörte. Zwischen all den schweren Atemzügen, dem Kreischen der Möwen und dem monotonen Rauschen der Wellen war es so schwer auszumachen wie das Zwitschern eines Vogels im Schlachtengetümmel, aber es war da. Abermals erklang es, wie ein Flüstern. Es war ein Schnauben oder Keuchen, zu fern, um von einem der ihren zu kommen, und zu nah, um es zu überhören. Der Nebel ließ den Laut umherhallen, wie die Wände einer Höhle es sonst taten. Einmal schien er aus dem Osten zu kommen, ein anderes Mal aus dem Norden. Von seinen Spähern konnte es keiner sein. Galok und Krasuk wussten um die Aufgaben eines Spähers. Selbst tödlich verletzt, würden sie weniger Lärm verursachen.
    Wie Trugbilder lösten sich Umrisse aus dem Nebel. Drei Gestalten hielten auf das kleine Heer der Oger zu, zwei zu Fuß, eine hoch zu Pferd. Zu spät erkannten die Hüttenbauer, wohin ihr Weg sie geführt hatte. Die lagernden Oger mussten im Nebel aussehen wie eine Gruppe Felsen. Still und ruhig hockten sie zusammengekauert auf der Erde, nur der dampfende Atem verriet, dass sie nicht leblos waren.
    Das Pferd, eine hellbraune Stute, spürte zuerst die unsichtbare Bedrohung. Schnaubend versuchte sie zur Seite auszubrechen, aber die beiden Männer neben ihr drängten sie immer wieder zurück in die Spur. Erst als es mit den Vorderläufen stieg, ahnten die Männer, dass Gefahr drohte.
    Bralbas Schwester Nolka war die Erste, die sich erhob. Ihr massiger Körper schob sich über die Köpfe der anderen Oger hinweg, und ihre Silhouette zeichnete sich gegen den Nebel ab. Mit ihrem Langspeer in der Hand drehte sie sich den drei Gestalten zu. Erst jetzt erkannten die Männer, in welch unsägliche Lage sie sich gebracht hatten. Wiehernd tänzelte das Pferd auf den Hinterhufen und drohte, seinen Reiter abzuwerfen. Die beiden Fußsoldaten sprangen zur Seite, um nicht von den Hufen niedergetrampelt zu werden, und der Reiter in seinem dunklen Ornat presste sich gegen den Hals des Tieres.
    »Zurück«, schrie der Priester seinen beiden Begleitern zu. Den Männern schien das Leben des Klerikers mehr zu bedeuten als ihr eigenes. Einer sprang wagemutig vor das Pferd, um es zum Umkehren zu bewegen, der andere hechtete nach einem losen Ende des Zügels.
    Gortolk, einer der verbliebenen Kriegsoger in Hagmus Truppe, hatte eine seiner Äxte bereits vom Gürtel gelöst. Mit einem Sprung war er auf den Beinen und wog die Waffe in seiner Hand. Ohne Verzierungen, Schnitzereien oder sonstige Schnörkel schimmerte der kühle Stahl in der fahlen Morgensonne. Viele seiner Kameraden hatten sich im Laufe der Jahre besondere, reich verzierte Waffen zugelegt, doch nicht so Gortolk. Er liebte es, mit zwei Äxten zu kämpfen. Sie waren kleiner als die große Breitaxt von Hagmu, dafür wesentlich wendiger. Eine von ihnen auszutauschen, nur um ein ansehnlicheres Stück zu haben, hieße, ein

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