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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Pier hinüber zum Lager gingen.
    »Lass dich nicht von ihrem Äußeren täuschen«, sagte Mogda, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Bralba ihn nicht hören konnte. »Sobald sie Nachwuchs in sich tragen, und selbst noch in den Jahren danach, wenn die Racker noch klein sind, ist es besser, man geht ihnen aus dem Weg. Sie sind wahre Furien, die über alles und jeden herfallen, der ihnen und ihren Kindern zu nahe kommt. Grind, der Trollkönig, hatte vor Jahren einmal beschlossen, auch Ogerfrauen mit in den Krieg gegen die Hüttenbauer zu senden. Seine Trollkrieger durchforsteten die Gebirge nach ihnen. Als sie eine von ihnen gefunden hatten, wollten die Trolle sie ihrem Kind entreißen. Die Ogerin nahm ihren Speer und griff an. Die Waffe durchschlug den eisernen Schild des Trollkriegers, als wäre der aus Stroh. Die Ogerfrau tötete ihn und den Troll dahinter.«
    »Was passierte dann?«, fragte Cindiel nicht sonderlich entsetzt, eher neugierig.
    »Die Trolle haben sie in Ruhe gelassen. Ein halbes Jahr später hat die Ogerin ihren Nachwuchs verlassen, weil er alt genug war, für sich selbst zu sorgen.« Mogda wirkte nachdenklich und schien nach Worten zu suchen. Es war nur ein heiseres Flüstern aus seinem Mund, aber Cindiel konnte ihn trotzdem verstehen. »Vielleicht war es zu früh.«
    Cindiel wollte nachfragen, was er damit meinte, doch sie hatten das Lager erreicht. Von dem Dutzend Oger, die um das Feuer herumsaßen, in dem ganze Wagen, Scheunentore und Holzmarkisen brannten, blieb nur ein einziger von ihnen sitzen. Es war Hagmu, der große muskulöse Kriegsoger mit dem schwarzen Stein in seiner linken Augenhöhle. Cindiel kannte ihn aus den Erzählungen von Mogda und Rator. Er war ein unbeugsamer, aber gerechter Anführer.
    Es war Mogda, auf dem alle Augen ruhten, nur das von Hagmu nicht. Mit zwiespältigen Mienen betrachteten die Oger den Außenseiter aus den Bergen, der sie vor zwei Jahren verlassen hatte. Jeder Einzelne von ihnen wusste um das magische Anwachsen seiner Intelligenz. Sie hatten ihm viel zu verdanken, aber nicht alles davon war gut. Was jedoch am schwersten wog, war die Tatsache, dass er sie im Stich gelassen hatte, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätten, genau wie ihr Gott. Keiner von ihnen wagte jedoch, Mogda zu schelten oder gar die Waffe gegen ihn zu erheben. Es waren nicht nur seine Verdienste, die sie zurückhielten, auch das Runenschwert, das Geschenk der Ettins, jener zweiköpfigen Oger aus Wasserzahn, trug dazu bei. Die Geschichte um die magische Klinge war Hagmus Trupp ebenfalls gut in Erinnerung geblieben.
    »Was du wollen?«, grollte Hagmu. Er würdigte Mogda noch immer keines Blickes. Gedankenverloren schaute er in die Flammen und stocherte mit einer Holzlatte in der Glut. »Kommen, um sprechen für Hüttenbauer, oder kämpfen an Seite für Oger?«
    Mogda und seine drei Reisegefährten fanden sich umringt von Hagmus Kriegern. Von einem Moment auf den anderen wurde aus ihrem Besuch eine Gefangennahme. Es lag nun an Mogda, sie aus dieser Situation wieder herauszuholen. Das allein würde ihm nicht schwerfallen. Hagmu war zwar nicht sonderlich gut auf Mogda zu sprechen, dennoch würde er niemals das Blut eines anderen Ogers aus Missmut ihm gegenüber vergießen. Die Ehre der Kriegsoger verbot ihnen, die Waffe gegen jemanden aus dem eigenen Volk zu erheben. »Niemals Oger töten Oger«, war der Sinnspruch der Kriegsoger.
    Nur Vergehen, die von der Gemeinschaft als Verrat eingestuft wurden, sühnte man mit dem Schwert. Aber Verräter war Mogda nicht. Ein Außenseiter vielleicht, und in Hagmus Augen auch sicherlich ein Feigling, doch des Verrates hatte er sich nicht schuldig gemacht.
    Es kam natürlich immer mal wieder zu kleinen Auseinandersetzungen zwischen Ogern, die auch in Raufereien endeten, doch niemals ging so ein Kampf bis zum Äußersten. Oger hatten genug Feinde, da brauchte man nicht in ihren eigenen Reihen danach zu suchen.
    Mogda hatte den weiten Weg nach Sandleg aber nicht auf sich genommen, um von Hagmu jetzt wieder fortgeschickt zu werden. Er wollte ihn und die Krieger, die ihm folgten, in seine Pläne mit einbeziehen. Mogda brauchte ihre Hilfe, doch das allein würde nicht reichen, um den Kriegsoger zu überzeugen. Um Hagmu dazu zu bringen, sich in Mogdas Dienste zu stellen, musste dieser geschickt vorgehen. Um das Schwert der auserwählten Krieger Tabals für sich schwingen zu lassen, musste man sie mit Ehre, Mut und Tapferkeit ködern.
    »Ich bin nicht gekommen,

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