Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
einem eigenen Reich. Die Oger waren zu einem Volk geworden, auch wenn sich nicht alles so entwickelt hatte, wie sie es sich vorgestellt hatten. Er war nicht ihr König, auch kein Anführer, aber ein Lügner war er ebenfalls nicht.
Mogda drehte sich um und zog Cindiel hinter sich her. »Wir müssen reden«, sagte er nur, während er sie fest am Arm gepackt hielt.
»Mogda nur müssen besiegen Armee«, hörte er das höhnische Lachen von Hagmu hinter sich. »Können erzählen Geschichten von Drachen, und Hüttenbauer laufen von Furcht davon.«
Hagrim und Gnunt blieben zurück, als der Pulk von Ogerkriegern sich auflöste. Mogda verschwand mit Cindiel in einer offen stehenden Lagerhalle.
»Es ist nicht so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast«, bemerkte Cindiel mit einem spöttischen Unterton.
»Nicht so gelaufen?«, wiederholte Mogda ungläubig. »Doch natürlich, das ist genau das, was ich wollte. Endlich mal wieder belagert werden. Sich einem größenwahnsinnigen Priester gegenübersehen, der mit der Macht eines Gottes droht, und von meinem eigenen Volk verspottet werden. Und alles, was ich tun muss, ist tausend Mann in die Flucht schlagen, damit ich diese paar Krieger bekomme, mit ihnen die halbe Welt durchreise, nur um mich mit einem Volk von Barbaren zu prügeln, die unbedingt meinen Kopf auf einem Speer aufgespießt sehen wollen. Konnte es überhaupt noch besser laufen?«
Cindiel musste kichern. »Es ist schön zu sehen, dass du wieder zu dir kommst. Ich hatte schon Angst, die lange Zeit in den Bergen hätte dich zu einem Misanthropen gemacht.«
Mogda winkte ab. »Bleib mir fern mit deinen albernen Kräutern, sag mir lieber, welche Macht dieser Stein in den Händen von Ochmalat hat.«
Ab und zu vergaß Cindiel, dass Mogda nur ein Oger war. Sein Äußeres war unverkennbar, und dennoch schien etwas anderes in ihm zu schlummern, etwas, das sich dagegen wehrte, ein Oger zu sein.
»Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Du hast selbst gesehen, zu was die Steine fähig waren, als man sie von ihren Geburtsorten entfernte. Die Gefüge verschoben sich. Natur und Magie begannen, sich zu vermengen, Chaos und Ordnung bekriegten sich, doch die Steine hatten keinen direkten Einfluss auf ihre Träger. Diesmal scheint alles anders. Die Götter bestimmen Magie, Natur und die Elemente nicht mehr. Auch die Steine scheinen zu schlafen, und die Macht, die Ochmalat aus dem Stein zieht, ist nur noch ein Glimmen, an dem er sich wärmt. Er darf den Stein nicht behalten. Stell dir vor, was passiert, wenn die Götter zurückkehren und der Splitter immer noch in seinem Besitz ist. Erinnere dich daran, was vor sechs Jahren geschah, als ihr den Stein gefunden habt und er von den Zwergen fortgeschafft wurde.«
»Ihm wachsen Blätter aus den Ohren, und im Herbst verliert er seine Haare«, spottete Mogda.
»Nein«, fuhr Cindiel ihn scharf an. »Das Gefüge würde wieder auseinandergerissen, und nur die Götter können sagen, was es aus ihm machen würde - vielleicht einen neuen Eliah.«
»Nachdem, was ich bis jetzt von Ochmalat gehört habe, braucht er dazu nur die Schuhe auszuziehen. Ich für meinen Teil mag ihn jetzt schon nicht besonders, und Hagmu würde mir da sicherlich beipflichten. Hab ich dir schon gesagt, dass es nicht gut ist, sich mit Hagmu anzulegen?«
»Das hast du, dennoch wird es nicht lange dauern, bis Ochmalat seine Männer so weit hat, dass sie versuchen werden, die Barrikade zu durchbrechen. Dann werden hunderte von Unschuldigen sterben. Vielleicht zerstört es auch die ganze Stadt.«
»Das müsst ihr verhindern, Herr Mogda«, erklang da eine ängstliche Stimme oberhalb der beiden. Noch bevor der heimliche Lauscher seinen Kopf hinter der oberen Brüstung hervorstrecken konnte, hatte Mogda den Mann gepackt und zu sich heruntergezogen. Unsanft stemmte er den schmächtigen Menschen gegen die Holzwand. Wie ein Bresenhörnchen, das sich tot stellte, während ein Bussard über ihm kreiste, hing der Mann in Mogdas Griff. Arme und Beine hingen schlaff herab wie bei einer Puppe, und den Kopf hatte er schräg gestellt, um dem Schmerz der zupackenden Hand in seinem Genick vorzubeugen.
»Herr Mogda, erkennt Ihr mich nicht mehr?«, winselte der Mann halb flüsternd, halb erstickt. »Ich bin es, Ingert. Ich saß im Ausguck der Sturmwind. Dem Schiff, das Euch nach Wasserzahn gebracht hat. Ich gehöre zur Mannschaft von Kapitän Londor.«
Mogda brauchte einen Augenblick, bevor er verstand, wovon der Mann sprach.
»Ingert,
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