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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Selbstachtung genommen, doch wenn sie mir gesagt haben, was ich wissen wollte, habe ich sie gut behandelt. Niemand, der bereit war, seine Geheimnisse preiszugeben, ist je unter meiner Folter gestorben. So ist das Leben. Neue Fürsten bringen neue Knechte.« Mit traurigen Augen sah der Kerkermeister zu Gnunt hoch. »Mach es gut«, sagte er und wandte sich ab.
    Gnunt hatte nicht einmal die Hälfte von dem verstanden, was der Alte ihm gesagt hatte. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass der Kerkermeister für etwas um Verzeihung bat, nur verstand er nicht, für was.
    »Peitfenmann fein Freund von Gnunt«, rief er hinter dem Alten her. »Peitfenmann fammelt Beeren für Gnunt. Wenn Gnunt wiederfehen Peitfenmann, Gnunt fammeln Beeren.«
    Der Kerkermeister hielt kurz inne, als Gnunt zu ihm sprach, doch er drehte sich nicht um. Dann setzte er eilig seinen Weg fort und verschwand im Inneren eines der Wachtürme.
    »Peitfenmann Freund«, sagte Gnunt erneut.
    »Du solltest dir deine Freunde besser aussuchen«, fuhr ihn einer der Wachsoldaten an. »Komm jetzt, der Hohepriester Tyvell wartet bereits.«
    Dann stieß ihn die Wache mit dem Schaft der Hellebarde gegen die Schulter. Der Schlag selber schmerzte nicht, dennoch traf er Gnunt im Inneren. Er verspürte tiefe Traurigkeit.
    »Du nicht Freund von Gnunt«, knurrte der Oger.
    »Das ist wirklich schade«, sagte der Soldat. »Ich hatte gehofft, du fammelst mir auch Beeren. Los, beweg dich!«
    »Kleiner Hüttenbauer gehen vor Gnunt auf Treppe«, drohte der Oger dem Wachsoldaten.
    Sie führten Gnunt über den Platz, durch eine enge Gasse zwischen den Unterkünften der Soldaten entlang auf einen Innenhof, der von zwei Seiten durch die Stadtmauer begrenzt schien und zu einer großen Halle führte, die durch ein eisernes Tor verschlossen war. Die Soldaten öffneten das eiserne Gatter und geleiteten Gnunt durch einen hohen breiten Flur. Ein schäbiger graublauer Teppich erstreckte sich über die ganze Länge des Korridors, und an den Wänden hingen Gemälde von Hüttenbauern. Neben jedem hing eine brennende Fackel an der Wand, da es sonst keine Fenster gab, die den Raum beleuchteten. Gnunt schaute interessiert auf die Gemälde, die sie passierten. Jeder der Männer war schon älter und präsentierte sich in Rüstung und Umhang.
    Der Flur führte auf eine schwere Tür aus Eichenbohlen zu. Davor hatten sich auch zwei Wachen postiert, die sie mit grimmigen Mienen betrachteten. Gnunts Blick fiel auf das vorletzte Bild an der Wand. Irgendwie kam ihm der Hüttenbauer auf dem Gemälde bekannt vor. Er hob die gefesselten Hände und zeigte auf das Bild.
    »Gnunt kennen Hüttenbauer.«
    »Das ist Hauptmann Barrasch«, erklärte eine Wache. »Er ist nach dem Krieg gegen die Elfen in Turmstein geblieben und bildet dort jetzt Rekruten aus. Er war der Vertraute von Lord Felton und derjenige, der Tarbur damals in die Stadt brachte. Er ist ein Freund der Oger, doch das wird dir hier nichts nützen. Hier hat der Hohepriester Tyvell das Sagen, und du tust gut daran, ihm zu gehorchen.«
    Gnunt erinnerte sich gut an Barrasch. Er hatte es geschafft, Tarbur, den Kriegsoger, nach Osberg zu bringen. Er war ein richtiger Krieger, nicht so einer wie die Wachsoldaten. Er hatte es geschafft, Tarbur in einem Zweikampf zu überwältigen. In den Jahren darauf hatte er sich für das Bündnis zwischen Ogern und Hüttenbauern stark gemacht. Er war weit an der Seite von Mogda und Rator gereist, außerdem war er ein guter Freund von der jungen Hexe. Er hatte die Oger stets gegen die Meister und den Mann ohne Schuhe unterstützt. Das Letzte, was er von ihm gehört hatte, war, dass er seine Hand verloren hatte, als ihn seine eigenen Leute folterten - die Männer des damaligen Königs.
    Die beiden Wachen öffneten die Tür, während die anderen Gnunt in den hallenartigen Raum dahinter drängten. Die Tür war groß und breit, dennoch war er gezwungen, sich beim Hindurchgehen zu bücken. Der Raum dahinter glich einem großen Speisesaal. Doch anstatt mit Tischen und Bänken gefüllt zu sein, befand sich nur am hinteren Ende ein ovaler Tisch, an dem sechs Männer in weiten dunkelblauen Roben im Halbkreis Platz genommen hatten und das Eintreten des Ogers beobachteten. In der Mitte des Raumes stand ein Holzgestell von zwölf Fuß Höhe. An den Seiten sowie am Boden waren daumendicke Eisenringe befestigt. Neben dem Holzgerüst standen zwei schwarz gewandete Gestalten, die in mehreren Bronzeschalen glühende Kohlen wendeten. Die

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