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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ihren schwarzen Löchern hinter ihren Ornaten an. Zwei von ihnen steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten sich etwas zu. Gnunt hatte genug von ihren Lügen, Intrigen und Geheimniskrämereien. Er wandte den Blick ab und sah aus der breiten Fensterfront, hinaus auf den Friedhof mit seinen akribisch angelegten Wegen aus weißem Kiesel, den akkurat geschnittenen Hecken und den hohen säulenförmigen Bäumen.
    Er erinnerte sich, wie er auch damals, als ihn die Orks, Trolle und Goblins gefangen nahmen, stundenlang in seinem Käfig hockte und seinen Blick über die Gipfel der Berge schweifen ließ. Er beobachtete die Natur, und seine Seele schien darin umherzuwandern, obwohl sein Körper gefangen war. Stunden über Stunden konnte er so aus seiner quälenden Umgebung entkommen und ein wenig von der Freiheit genießen, die ihm verwehrt wurde. Schon damals half es ihm über die Folter hinwegzukommen und alles das zu ertragen, was sie ihm angetan hatten. Genauso würde er es auch machen - bis sie ihn erlösten.
    Gnunt beobachtete einen Mann, der auf dem Friedhof zu arbeiten schien. Hinter einer halbhohen Wacholderhecke war er immer nur für kurze Zeit zu sehen, wenn er vertrocknete Äste und Laub in einen Bottich warf. Er schob den Eimer langsam vor sich her, während er hackend und jätend den Weg entlangkroch. Gnunt gesellte sich in Gedanken zu dem Mann. Er betrachtete die kleinen dunkelblauvioletten Früchte, die hohen Eiben, und er fragte sich, ob nach seinem Tod auch jemand in der Nähe seines Grabes die Büsche und Bäume schneiden würde. Am schönsten wäre es, wenn ein Strauch mit wilden Himbeeren an seinem Grab stünde - Himbeeren mochte er am liebsten.
    Gnunt wurde aus seinem Tagtraum gerissen, als der Schlag einer Ledergerte die Haut auf seiner Wange aufplatzen ließ. Verwundert starrte Gnunt den kleinen Mann, der wutschnaubend vor ihm stand, an. Er war einer der beiden, die hinter ihm die Kohlebecken anheizten.
    »Wirst du wohl antworten, wenn der Hohepriester Tyvell dich etwas fragt«, schrie der schwarz gekleidete Folterknecht. Zum ersten Mal erblickte Gnunt einen der Männer, denen er gegenüberstand. Sein pockennarbiges Gesicht, die aufgequollenen Lippen und das lichte Haar ließen ihn unsympathisch und wenig vertrauensvoll aussehen, auch ohne dass er einen schlug.
    »Sag uns endlich, wohin sie verschwunden sind und was sie vorhaben«, schrie er.
    Gnunt wusste nicht, von wem er sprach, doch es war ihm auch egal. Es schien, als hätte er einen Teil dieser recht einseitigen Unterhaltung übersprungen. Sein Blick glitt wieder hinüber zum Fenster. Ein weiterer Schlag traf ihn auf der anderen Wange und ließ seinen Kopf zurückzucken.
    »Was ist mit eurem Anführer, diesem Mogda? Was hat er vor? Ich werde nicht noch einmal fragen. Das nächste Mal, wenn du mich mit deinem aufgedunsenen dummen Lächeln angaffst, werde ich dir die Zähne einschlagen.«
    Gnunt lächelte und präsentierte die Lücken seiner bereits verlustigen Vorderzähne. Der Folterknecht schien für einen kurzen Moment verunsichert.
    »Hüttenbauer nicht können Gnunt geben Ffmerzen«, keuchte Gnunt.
    Der Folterknecht holte ein weiteres Mal mit der Gerte aus, doch die schneidend scharfe Stimme eines Klerikers ließ ihn in der Bewegung erstarren.
    »Halt! Wir brauchen ihn nicht mehr, um zu wissen, was sie vorhaben. Im Grunde genommen ist es egal. Er soll mir nur noch eine einzige Frage beantworten, dann kann er uns verlassen.«
    Der Mann stand auf und nahm eine Holzschatulle vom Tisch. Die kleine Kiste war in bronzene Bänder eingefasst und konnte von dem Priester bequem in einer Hand getragen werden. Er umrundete den Tisch und kam auf Gnunt zu. Der Folterknecht trat beiseite. Der Priester stellte sich vor Gnunt hin und präsentierte die kleine hölzerne Kiste, als ob Gnunt hätte wissen müssen, was in ihr verborgen lag. Der Mann streifte sich die Kapuze zurück und starrte Gnunt mit eisigen blauen Augen an. Gnunt kam das Gesicht merkwürdig bekannt vor. Das breite Kinn, die strahlenden Augen und die hohen Wangenknochen erinnerten ihn an jemanden. Nur sein ergrautes schulterlanges Haar sowie der kurz geschorene Bart passten nicht dazu.
    »Wie ich gehört habe, kennst du meinen Sohn, Finnegan, bereits. Ich bin sein Vater, der Hohepriester Tyvell. Er hat versucht euch zu helfen, den Funken der Götter fortzubringen. Ich weiß alles über dich, deinen stummen Mitstreiter, die kleine Hure und den Suffkopf. Wie kamt ihr nur darauf zu glauben, dass

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