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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Hufen. Cindiel band es an einem Strauch fest und klopfte ihm beschwichtigend auf den Hals. Nur schwer ließ sich das Tier beruhigen, und seine Augen zeugten noch immer von Scheu, als es seinen Kopf senkte und begann, seinen Hunger an den harten Blättern eines Lorbeerbusches zu stillen. Doch schließlich schnaubte es zufrieden.
    Hagrim würde sich nicht so leicht zufrieden stellen lassen. Er stöhnte, fluchte leise vor sich hin und versuchte, seine müden Knochen zu lockern.
    »Ich weiß auch nicht, aber als du von einem Freund geredet hast, hatte ich irgendwie die Vorstellung, er würde in einem Haus oder etwas Ähnlichem wohnen. Vielleicht sogar mit anderen zusammen. Mit so vielen, dass man den Ort in einer Landkarte hätte finden können. Wenn es auf einer Karte drauf ist, gibt es meist auch eine Herberge. Und in einer Herberge hätte man sich ausruhen können, etwas essen und vielleicht das eine oder andere Glas Wein trinken. Alles, was ich hier sehe, ist ein Baum, der so alt aussieht, wie ich mich fühle. Bäume sind nur für zwei Dinge gut: Entweder man isst ihre Früchte, oder man hängt jemanden daran auf.«
    »Genau deswegen sind wir hier«, sagte Cindiel.
    Hagrim schluckte. »Bitte lass es die Früchte sein«, flüsterte er. Hagrim kannte die Hexe aber schon zu lange, um wirklich daran zu glauben. Cindiel wurde magisch angezogen von Orten und Dingen, die andere Menschen Reißaus nehmen ließen. Schon als sie klein war, hatte sie diese Angewohnheit. Welches Kind hätte sich sonst dazu entschlossen, mit zwei Ogern durch das Land zu ziehen, um es vor Männern mit Tentakeln im Gesicht zu retten?
    Cindiel und Hagrim erklommen den steilen Hang. Wieder einmal hatte es angefangen zu regnen. Hagrim sandte nur einen vorwurfsvollen Blick gen Himmel, unterließ es aber, das Wetter weiter zu kommentieren. Seit ihrem Aufbruch war ihre Kleidung klamm, und jedes Mal, wenn sie fast getrocknet war, fing es wieder an zu regnen. Dem alten Geschichtenerzähler behagte das ganz und gar nicht. Er war durchgefroren, und seine müden Knochen schmerzten. Cindiel hingegen schien das alles wenig auszumachen.
    Als sie endlich den Baum erreichten, machte sich die Hexe gleich daran, die Rinde des Stammes zu untersuchen, und spähte nach etwas in den Zweigen.
    »Dein Freund ist nicht sonderlich groß, stimmt's?«
    Cindiel drehte sich um und sah Hagrim an. Fröstelnd, mit triefnassen Haaren und einem grimmigen Gesicht stand der alte Haudegen vor ihr. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass die Strapazen der Reise an dem Geschichtenerzähler nagten. Sie ging auf Hagrim zu, legte ihren Zeigefinger auf seine Stirn und hielt die andere Hand mit ausgestreckten Fingern neben seinen Kopf.
    Hagrim ließ die seltsame Prozedur ohne Murren über sich ergehen. Er wusste, dass man sie besser nicht störte, wenn sie solche Dinge tat. Cindiel flüsterte einige unverständliche Worte und trat dann zurück. Hagrim zog eine Augenbraue hoch und wartete ab. Es kam nicht häufig vor, dass Cindiel ihn mit einem Zauber belegte. Das letzte Mal lag zwei Jahre zurück. Damals hatte sie ihn innerhalb von Sekunden aus dem wohligen Zustand der vollkommenen Trunkenheit zurückgebracht. Noch heute konnte er sich genau daran erinnern. Es war wie eine Entgiftung gewesen. Sein Körper hatte aus allen Öffnungen Rotwein hervorgepresst, und der Kater, der sich erst am nächsten Tag hätte einstellen sollen, hatte ihn sofort übermannt, komprimiert auf eine Viertelstunde, aber dafür wesentlich unangenehmer. Diesmal hatte er nicht getrunken, und außerdem vertraute er Cindiel, solange er sie sehen konnte.
    »Ich hoffe, es macht die Falten weg oder wenigstens die grauen ...« Hagrim stockte. Sein Körper erwärmte sich von innen heraus, und ein breites Grinsen zog über sein Gesicht.
    »Rotwein aus Zaubersprüchen«, stammelte er. »Prinzessin, damit kannst du reich werden. Stell dir nur mal vor, die Leute müssten nicht stundenlang herumsitzen und trinken, bevor sie ihren Pegel erreicht haben. Das ständige Rennen zum Abort würde entfallen, und in der Küche gäbe es nicht ein schmutziges Glas. Das ist wahre Zauberkunst.«
    Cindiel wandte sich wieder ab, als sie erkannte, dass der Zauber seine Wirkung tat. Hagrims Euphorie musste ein wenig geschmälert werden, damit sie nicht die nächsten Tage damit beschäftigt war, seinen »Pegel«, wie er es nannte, zu halten.
    »An diesem Baum sind über hundert Menschen gelyncht worden«, sagte sie traurig. »Grind hat sie damals zur

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