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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Barbaren entgegen. Das Wurfgeschoss verfehlte sein Ziel nicht. Einer der Krieger wurde am Oberschenkel getroffen und von der Gewalt des Einschlags umgerissen. Die anderen beiden wichen dem stürzenden Kumpanen mit einem gewagten Sprung zur Seite aus.
    Endlich erreichte Gnunt den Turm. Mogda zog ihn ins Innere und stieß ihn vom Eingang fort. Er umfasste einen der Balken, die das marode Dach stützten, und riss ihn weg. Die Konstruktion gab nach und sackte in sich zusammen. Die kegelförmige Kuppel setzte sich genau vor den Eingang und verschloss ihn.
    Gnunt hatte sich darangemacht, seine Blutungen zu stillen. Mit einem beruhigenden Brummen stellte er fest, dass keine Knochen gebrochen waren. Im Grunde genommen gab es für einen Oger nur zwei Arten von Verletzungen: tödliche und nicht tödliche. Jede Wunde, die bis zur nächsten Auseinandersetzung nicht von allein verheilte, war tödlich. Schnittwunden, Stichwunden und Amputationen von geringem Umfang wurden als wenig beachtenswert eingestuft. Schwere Brüche oder innere Verletzungen verliefen entweder infolge von Wundbrand oder Organversagen tödlich oder waren derart hinderlich, dass das Schicksal des Verwundeten beim nächsten Kampf besiegelt wurde. Gnunt war guter Dinge.
    Mogda verspürte nicht ganz so viel Zuversicht. Immer noch streunten dort draußen vier der Krieger umher und wollten ihnen ans Leder. Genauer gesagt setzten sie momentan alles daran, ins Innere des Turmes zu gelangen. Wie besessen hackten sie mit ihren Äxten auf die breiten Holzschindeln ein. Mogda setzte die Spitze seines Runenschwertes von innen gegen das Holz. Er schwor sich, dem Ersten, dem es gelang, ein Loch in das Dach zu schlagen, und der versuchen würde, auf ihre Seite zu kommen, die sechs Fuß Stahl durch den Körper zu treiben.
    Plötzlich verstummten die Schläge, und Mogda hörte ein ersticktes Schreien. Eine Sekunde später stieß ein schwarzes blankes Horn von der Länge eines Schwertes durch die Blockade. Die Spitze verfehlte Mogda nur um einen Fuß. Herabstürzende Trümmer und die herausgebrochene Lattung fielen auf ihn herab. Er taumelte mehrere Schritte zurück, hielt die Waffe aber weiterhin kampfbereit vor sich.
    »Hüter fein gekommen«, stöhnte Gnunt. »Er gerochen Futter.«
    Mogda wusste nicht mehr, ob dies nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Die ganze Geheimniskrämerei um Gnunts neuen Freund verunsicherte ihn. Zwei Dinge standen jedoch fest: Der Unbekannte zeigte einen ungewöhnlichen Kampfstil, und er hatte den Schneid, sich Gegnern zu stellen, gegen die selbst zwei Oger nicht ankamen. Jetzt blieb nur noch zu hoffen, dass er Gnunt und Mogda wirklich friedlich gesonnen war.
    Das glänzende Horn wurde wieder herausgerissen und hinterließ ein Loch, das groß genug war, damit ein Mensch hindurchklettern konnte. Falls dies schon alles gewesen war, was der Hüter den Barbaren entgegenzusetzen hatte, würde es nicht lange dauern, bis die Barbaren das Loch als Einstieg nutzten. Doch Gnunt machte immer noch einen zufriedenen, selbstsicheren Eindruck. Er schien keinen Zweifel an der Überlegenheit seines neuen Freundes zu haben, genauso wenig wie an dessen Freundschaft.
    Als Mogda gerade überlegte, sich weiter vorzuwagen, schob sich ein großer dunkler Schatten vor die Öffnung. Erst beim genaueren Hinsehen erkannte Mogda, dass es sich um eine Art Platte oder gepanzerte Rüstung handelte. Die Oberfläche war matt glänzend und schimmerte in einem dunklen Braunton. Mogda beschloss, dass es sicher genug war, um etwas näher heranzugehen. Wenige Schritte trennten ihn noch von der versperrten Öffnung, da verschwand die geheimnisvolle Panzerung plötzlich wieder aus Mogdas Sichtfeld. Und auch von den Barbaren war nichts mehr zu sehen oder zu hören.
    »Hüter freffen, waff Gnunt hingelegt«, antwortete Gnunt auf den fragenden Blick von Mogda hin.
    »Und die Barbaren?«, erkundigte sich Mogda.
    »Hüter auch freffen, waff Gnunt nicht hingelegt«, sagte der mit einer Selbstverständlichkeit, die Mogda einen Schauer über den Rücken jagte.
    Die Neugier auf das fremdartige Wesen war größer als die Angst davor, in einer Matschgrube zu enden und langsam mürbe zu werden. Mit ein paar Fußtritten hatte Mogda den Eingang schnell wieder freigelegt. Vorsichtig steckte er den Kopf durch die Trümmer. Mogda konnte nicht sagen, was er erwartet hatte, aber es war sicherlich nicht das, was er jetzt erblickte.
    Aus Gnunts spärlichen Schilderungen hatte man sich kein richtiges

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