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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Handeln. In den letzten Jahren gab es Tage, an denen er die Waffe berührte und eine unendliche Traurigkeit spürte. Manchmal durchflutete ihn ein Gefühl von Zorn, wenn er den Griff packte. Diesmal jedoch war es anders.
    Er fühlte etwas, von dem er nicht gewusst hatte, dass er oder irgendein anderer Oger es überhaupt besaß: Mordlust. Sein Verlangen, die fremden Barbarenkrieger zu töten, war so übermächtig, dass es ihn nicht länger in seinem Versteck hielt. Er sprang auf und stürmte aus dem Turm. Gnunt bewaffnete sich und folgte ihm.
    Nur Mogdas Verstand war es zu verdanken, dass er seinen Feinden nicht blindlings entgegenrannte, sondern erst einmal innehielt. Zum ersten Mal begriff er den tieferen Sinn in allem. Das Magieramulett, das Runenschwert und der Splitter hatten nicht zufällig seinen Weg gekreuzt. Der Wille des Runenschwertes hatte sich ihm noch nie so stark gezeigt. Dem Anhänger von Meister Trebor, der ihn einst intelligent hatte werden lassen, war es zu verdanken, dass Mogda sich jetzt gegen das Verlangen der Waffe zur Wehr setzen konnte. Jeder andere seines Volkes wäre in diesem Moment seinem sicheren Tod entgegengestürmt.
    Das Runenschwert benutzte ihn, um von Ort zu Ort zu gelangen. Es war auf der Suche nach weiteren Artefakten, und Mogda war nicht mehr für die Klinge als dessen Beine und Augen. Es würde ihm so lange keine Ruhe gönnen, bis er es zu seinem Bestimmungsort gebracht hatte. Aber genauso wenig würde es ihn im Stich lassen, egal welchen Gegnern der Oger sich stellte. All dies ging Mogda durch den Kopf, während er also aus dem Turm spurtete, und er hoffte, dass wenigstens der Teil davon stimmte, der versprach, dass ihm das Schwert gute Dienste leisten würde.
    Die beiden Oger und die Gruppe Barbaren standen sich nun also in einiger Entfernung gegenüber. Mogda hatte die Kampfkünste ihrer Kameraden bereits auf dem Berg beobachten können. Diese hier standen ihnen sicherlich in nichts nach. Sie schienen anders zu sein als die Hüttenbauer aus Nelbor. Sie lebten den Kampf. Es waren Krieger, Jäger und Soldaten in einer Person. Sie hatten nichts gemein mit den nelborianischen Soldaten, die darauf bedacht waren, nicht zu viel für ihren Sold zu tun, und Kämpfen lieber aus dem Weg gingen. Auch waren die fremden Krieger nicht wie die Gladiatoren in den Arenen, die mehr die Schaulustigen im Sinn hatten als ihren Gegner. Die Barbaren kämpften nur aus einem Grund - sie wollten töten. Krieger wie sie hatte Mogda bis jetzt nur unter seinesgleichen gesehen, wenn auch die Beweggründe der Oger für ihre Hingabe zum Kampf andere waren.
    Mogda wartete ab. Er wollte, dass die Barbaren den ersten Schritt taten. Sie waren in der Überzahl und konnten ihr Vorgehen bestimmen. Doch anstatt sich zu verteilen und das Terrain für sich zu nutzen, hielten sie so etwas wie einen Kriegsrat. Sie knieten sich im Halbkreis auf den Boden und stießen einen Mischmasch aus Grunzlauten und Kriegsrufen aus. Einer von ihnen setzte sich die Klinge seines Breitschwertes auf die Brust und schnitt sich quer über den Oberkörper. Ein anderer ritzte sich mit seinem Dolch in die Handfläche. Die Wunden waren nur oberflächlich, aber sicher schmerzhaft. Wenn es nach Mogda gegangen wäre, hätten sie damit stundenlang weitermachen können. Irgendwann hätten sie so viel Blut verloren, dass es genügt hätte, sich ihnen mit bloßer Faust entgegenzustellen. Doch so viel Glück wurde ihnen nicht zuteil.
    Gnunt waren die Barbaren mittlerweile unheimlich geworden. Unruhig stampfte er auf der Stelle und versuchte, das fremdartige Ritual zu begreifen.
    »Waf Gnunt und Mogda tun?«, fragte er.
    »Wir warten noch etwas ab«, erklärte Mogda gelassen. »Ich will sehen, was passiert, wenn sie fertig sind. Mit etwas Glück machen sie weiter und töten sich selber.«
    Mogdas Neugier sollte schneller gestillt werden, als ihm lieb war. Nacheinander erhoben sich die Krieger und teilten sich wie erwartet auf. Einer der Barbaren leckte sein eigenes Blut von seiner Klinge und heulte wie ein Wolf. Jeder von ihnen gab irgendwelche Kreisch-, Knurr- oder Fauchlaute von sich. Plötzlich wirkten die Krieger aus dem hohen Norden nur noch zum Teil menschlich. Sie klangen wie Raubtiere und bewegten sich auch so, doch an Stelle von Krallen und Reißzähnen besaßen sie Schwerter und Äxte.
    »Rücken an Rücken«, brummte Mogda und teilte Gnunt damit seine Kampftaktik mit.
    Die bulligen Krieger begannen, Mogda und Gnunt zu umrunden wie eine

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