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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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anrufen?
    Irgendwie kannte er nicht mehr besonders viele Leute.
    Harrys Mutter.
    Wie zum Teufel lautete ihre Telefonnummer? Das kriegte er bei der Auskunft raus. Sie hieß Wilkes, das wusste er schon mal. Wenn er ihre Nummer herausfand, konnte sie ihm vielleicht helfen. Dann würde er ihr die ganze Situation erklären müssen und ihr eine Heidenangst einjagen.
    Andererseits hatte er das Problem mit dem begrenzten Sauerstoff …
    Geräusche.
    Jemand öffnete die Autotür.
    Nachdem der Sergeant auf Harrys Handy herumgetrampelt war und ihm noch einen kleinen Klaps mit der Pistole versetzt hatte, nahm er Harrys Schlüssel und ging hinaus.
    Als Harry sich wieder bewegen konnte, ließ er sich in der Nähe von Kayla auf das Sofa sinken und rieb sich den Hinterkopf. Der Polizeichef zog einen Stuhl heran und setzte sich dicht vor ihn, legte die Hand mit der Pistole über ein Knie und ließ die Waffe lässig baumeln.
    Kayla schaute mit zitternden Lippen zu Harry. »Es tut mir so leid. Ich war nicht so hart im Nehmen, wie ich dachte.«
    Jetzt sah Harry die Stellen auf ihrer Brust ganz deutlich. Sie waren dunkel und rau. Er strich ihr übers Knie. »Ist schon gut. Ehrlich. Dir blieb nichts anderes übrig.«
    »Du bist ja ein ganz ekelhafter Frauenversteher«, sagte der Polizeichef. »Ich persönlich würde sie mit einem gottverdammten Stuhlbein verprügeln. Einfach irgendwo abbrechen und loslegen. Soll ich euch mal was sagen? Nichts von alledem wäre nötig gewesen, wisst ihr. Was wir damals gemacht haben, ist im Suff geschehen. Dein Vater war dabei, Kayla. Er wollte auch mal ran, aber dann hat er kalte Füße bekommen und den Schwanz eingezogen. Ist ausgenüchtert und hat sich dann für was Besseres gehalten als mich und Pale. Plötzlich hat sich sein Gewissen gemeldet. Was ein ziemlicher Witz ist, wenn man bedenkt, dass er alles flachgelegt hat, was nicht bei drei auf den Bäumen war – Ehefrauen, Töchter von seinen Bekannten und so weiter. Und wir hatten uns bei dieser Vergewaltigungssache hinter ihn gestellt. Verdammt, er hatte diese Frau nicht vergewaltigt. Die wollte das. Dein Dad, das war ein echter Weiberheld. Das muss ich ihm lassen. Der konnte Gottes eigene Engel dazu bringen, den Rock zu heben und ihm einen zu blasen. So ein Kerl war der. Der hat sie alle um den Finger gewickelt.«
    »Er hat niemanden umgebracht«, sagte Kayla. »Und vergewaltigt hat er dieses Mädchen auch nicht. Er war nicht wie Sie. Und ich bezweifle, dass das bei Ihnen eine einmalige Sache war.«
    »Weißt du was? Da könntest du recht haben. Ich hab ein paar schlimme Dinge getan.«
    »Jetzt gerade sind Sie wieder dabei«, sagte Harry.
    »Hier geht’s um meine Haut.« Der Chief lehnte sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete Harry einen Moment lang. »Verrat mir eins: Woher wusstest du, was im Bunker passiert ist? Und auf dem Bumshügel? – Ja, Kayla hat mir alles erzählt. Zwischen einer Brandwunde und der nächsten. Sie meinte, es wären Visionen. Aber das ist doch Quatsch, oder? Du hast es irgendwie anders rausgefunden. Irgendein Zeuge hat’s dir erzählt, nicht wahr?«
    »Es ist genau so, wie sie es gesagt hat.«
    »Blödsinn. Das glaube ich nicht eine Sekunde lang.«
    »Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, weil es die Wahrheit ist.«
    »Irgendjemand hat uns gesehen, stimmt’s? Es gibt einen Zeugen.«
    Harry schüttelte den Kopf.
    Der Polizeichef beugte sich vor und schlug Harry kräftig mit dem Handrücken gegen das Kinn. Dann drückte er ihm die Automatik an die Stirn. »Du solltest lieber mit der Wahrheit rausrücken. Mutig sein hat jetzt keinen Zweck mehr. Jetzt kommt es, wie es kommt, aber es könnte schneller gehen. Du weißt schon, wenn man einen Fisch angelt, kann man ihn noch ewig am Ufer nach Luft schnappen lassen, oder man bereitet ihm mit einem kräftigen Schlag oder einem sauberen Schnitt ein schnelles Ende. Willst du nach Luft schnappen wie der Fisch?«
    »Ich sage Ihnen doch die Wahrheit.«
    »Wie wär’s denn, wenn ich nicht dich, sondern die Kleine hier ein bisschen trieze? Spuckst du es dann aus?«
    »Glauben Sie mir, so mutig bin ich nicht. Wenn ich irgendwas wüsste, hätte ich es schon längst gesagt. Halten Sie es wirklich für realistisch, dass jemand sich in diesem kleinen Bunker versteckt und zugeschaut hat? Glauben Sie das wirklich?«
    Der Polizeichef zog die Pistole zurück und ließ sie wieder auf seinem Knie ruhen. Harry überlegte, ob er ihn angreifen sollte. Vielleicht war das jetzt die Gelegenheit,

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