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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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einfach total gaga. Bist du jemals als Kind auf den Kopf gefallen? Ich meine das ernst. Hat dich vielleicht mal jemand fallen lassen?«
    »Nein.«
    »Wurdest du mit irgendeinem Gegenstand geschlagen?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich hatte Mumps. Das ist alles.«
    »Kriegt man davon einen Hirnschaden, von Mumps?«
    Harry seufzte.
    »Du musst die Finger vom Alk lassen«, wiederholte Tad. »Glaub mir, Kleiner. Hör auf mich, auch wenn ich meine Ratschläge selber nie beherzige.«
    »Du glaubst mir nicht, oder?«
    »Was mir passiert ist, sind Tatsachen. Diese Geschichte von irgendwelchen Geräuschen … – Ich weiß ja nicht. Ich würde deine Mutter fragen, ob du mal auf den Kopf gefallen bist, das wär mein Vorschlag. Oder zu einem Spezialisten gehen. Zu irgendwem, der sich mit dem Gehirn auskennt und dann mit Hammer und Meißel oder einer Zange oder einem Wagenheber da reingehen kann, was auch immer man dazu alles braucht. Vielleicht bist du schizophren. Das ist ja kein Verbrechen. Es ist eine Krankheit. Wenn du die hast, hast du nicht darum gebeten. Sie ist einfach aufgetaucht, und jetzt musst du damit fertigwerden, und das macht man, indem man zum Arzt geht.«
    »Ich war bei vielen Ärzten. Die können mir nicht helfen. Jeden Tag muss ich damit leben, und es ist keine Schizophrenie, und ich bin nie auf meinen verdammten Schädel gefallen.«
    »Mach dir doch nicht gleich in die Hose. Ich meine ja nur, dass es irgend so was sein könnte.«
    »Ich erzähl dir mal was. Als ich das erste Mal in meiner Wohnung war, hab ich jeden Quadratzentimeter untersucht, auf dem Boden rumgestampft, Türen zugeschlagen, gegen die Wände gehämmert, die Stühle über das Linoleum gezogen, um herauszufinden, ob sich irgendwo sozusagen ein Gespenst in der Maschine versteckt. Aber da war nichts. Deswegen wohne ich in diesem Loch. Nicht nur um Geld zu sparen, sondern weil ich sicher sein kann, dass nichts im Verborgenen lauert.
    Nur für den Fall, dass ich was übersehen hab, hab ich Pappe und Eierkartons an die Wände geklebt. Reißzwecken wollte ich nicht reindrücken – ich hätte ja so eine Stelle treffen können, weißt du. Eine Stelle, in der sich das Echo einer Katastrophe verbirgt. Klar, was ich meine, Tad?«
    »Klar wie Kloßbrühe.«
    »Bei meinem Freund gehe ich nicht mal mehr aufs Klo. Willst du wissen, warum?«
    »Aber sicher, Kleiner. Lass hören.«
    »Ich saß bei ihm auf dem Scheißhaus, hab mein Geschäft verrichtet und bin nach dem Abwischen aufgestanden. Dabei hat sich meine Hose, die mir immer noch in den Kniekehlen hing, am Klodeckel verfangen, sodass er kurz angehoben wurde und wieder runtergefallen ist, und in dem Geräusch steckte dieser Typ, und ich konnte sehen, wie er auf dem Klo saß, lange bevor Joey in die Wohnung gezogen ist. Unters Kinn hat er sich eine abgesägte Schrotflinte gehalten. Ich hab einfach nur die verdammte Klobrille klappern lassen, die mit dem Loch drin, wo man drauf sitzt …«
    »Ja ja, schon verstanden.«
    »Da ist meine Hose dran hängen geblieben, und plötzlich sehe ich das abgesägte Teil unter seinem Kinn, und er drückt ab. Überall Blut und Gehirnmasse und Schädelknochen. Der Knall von dem Schuss, der in diesem kleinen Raum losgeht … einfach ohrenbetäubend.
    Warum hab ich ihn gesehen? Warum? Weil er gerade die Flinte ansetzt, mit der Hose um die Knöchel. Dann steht er ein bisschen auf, und der Klodeckel klappert. Dabei drückt er ab, der Deckel knallt wieder runter und speichert die Geräusche. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ich geb mir Mühe.«
    »So was kann einen echt in den Wahnsinn treiben.«
    »Entspann dich, Kleiner. Den Part hast du eventuell schon hinter dir.«
    »Ich hab das nachgeschlagen. Diesen Selbstmord. Wegen diesem Kram bin ich inzwischen echt gut im Recherchieren. Jedenfalls hab ich in den Zeitungsarchiven nachgeschaut, im Internet, und tatsächlich, in Joeys Bude hat sich ein Kerl umgebracht. War anscheinend depressiv, weil sich seine Frau von ihm getrennt hatte, irgend so eine Geschichte. Joey hab ich das nie erzählt. Ich geh einfach nicht mehr auf sein Klo. Wenn ich bei ihm bin und mal muss, verkneif ich’s mir eben. Genau genommen besuche ich ihn gar nicht mehr, außer ich bin betrunken.
    Dank meiner Recherchen kenne ich jede Ecke auf dem Campus und in der Umgebung, wo es einen größeren Autounfall gab, wo irgendwer getötet oder auch einfach nur schwer verletzt wurde. Ich hab ein Notizbuch in der Tasche, wo alles drinsteht. Für den

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