Blutiges Eis
Raum ist.«
Brackett grinste. Es war ein überaus wohlwollendes Grinsen, das keinen Millimeter nachgab. »Trotzdem, Detective, wir sind gespannt auf Ihre Antwort.«
»Sie stehen für ›Der Welt dümmster Krimineller‹. Tut mir leid, Robert.«
»Schon gut.« Hewitt saß über den Konferenztisch gebeugt und stützte sein Kinn in die verschränkten Hände. Wenn er den Mund aufmachte, hüpfte sein Kopf hoch und runter.
»Der Welt dümmster Krimineller. Und dürfen wir auch erfahren, warum Sie ihn so nennen?« Bracketts rundes Gesicht verriet keinen Hintergedanken, ich bitte doch nur um eine Auskunft .
»Ich dachte, wir könnten das unter uns dreien diskutieren.«
»O nein, davon war nie die Rede«, sagte Brackett. »Bitte sagen Sie uns, wieso mein Mandant der Welt dümmster Krimineller ist.«
»Weil er einfach unfähig ist. Ihm passieren die dümmsten Schnitzer.«
»Nun ja, Mr. Rose hat die Forderungsnotiz als Beweisstück A.«
Rose klopfte mit dem Radiergummiende seines Bleistifts auf seinem Schreibblock herum. »Erwiesenermaßen ist Ihr Mandant bei früheren Verfahren geistig in der Lage gewesen, zu seiner Verteidigung beizutragen und zu begreifen, welcher Art seine Straftaten waren. Gehen Sie davon aus, dass das mit einem Mal anders geworden ist?«
Brackett lächelte unschuldig wie ein Engel. »Sie sind so unbarmherzig in der Verfolgung eines geistig Zurückgebliebenen, Mr. Rose. Schicken Sie meinen Mandanten doch gleich in die Vereinigten Staaten rüber. Da unten werden sie exekutiert.«
»Nicht für Raubüberfall, hab ich mir sagen lassen.«
»Darf ich fortfahren?«
»Ich bitte darum.«
»Detective Cardinal, ungeachtet der intellektuellen Defizite meines Mandanten hat er sich, soviel ich weiß, kürzlich der Polizei gegenüber als äußerst hilfreich erwiesen. Ist das richtig?«
Endlich, dachte Cardinal. »Er brachte zwar ein paar Details durcheinander, aber er hat uns von einem Gespräch mit einem einschlägigen Kriminellen namens Thierry Ferand erzählt. Im Verlauf der Unterhaltung hatte er erfahren, ein Mann irgendwo aus dem Süden habe Paul Bressard getötet und die Leiche anschließend im Wald verschwinden lassen.«
Der Staatsanwalt warf seinen Stift so fest auf den Block, dass er zurückfederte und auf den Boden fiel. »Paul Bressard lebt und erfreut sich bester Gesundheit. Er ist mir heute Morgen über den Weg gelaufen. In diesem Waschbärmantel ist er ja wohl kaum zu übersehen.«
»Wie gesagt, Robert hat die Details durcheinander gebracht.«
»Die Details? Es ist eine vollkommen falsche Behauptung.«
Mr. Brackett fuchtelte mit seinen rundlichen Fingern nervös in der Luft herum. »Halt. Können wir bitte damit aufhören und klären, wie viel von Mr. Hewitts Informationen sich als richtig erwies?«
»Also, zunächst nahmen wir an, dass er ein paar Namen durcheinander gebracht hätte, doch wie sich herausstellte, stimmten sie. Das heißt, Paul Bressard war nicht ermordet und im Wald vergraben worden, sondern Bressard hat, wie er zugibt, selber eine Leiche im Wald entsorgt. Und die Leiche kommt tatsächlich aus dem Süden – es handelt sich um einen Amerikaner namens Howard Matlock. Sie sehen also, dass Robert die Fakten nur quasi auf den Kopf gestellt hatte.«
»Danke, Detective. Sie haben uns außerordentlich geholfen.« Brackett nahm seine Brille ab und putzte sie mit derRückseite seiner Krawatte, noch eine Geste, die deutlich machte, wie ganz und gar harmlos dieser Mann war. »Könnte man fairerweise auch sagen, dass Sie ohne die Hilfe meines Mandanten nichts von dem Mord erfahren hätten?«
»Nicht ganz. Es stimmt zwar, dass er uns davon erzählt hat, bevor wir selber davon erfuhren, aber das passierte wenig später durch den Mann, der die Leiche fand – das heißt ein Stück von der Leiche. Darüber hinaus hatte uns Robert aber auch noch den Namen Paul Bressard genannt, so dass wir schneller auf ihn aufmerksam wurden, als es sonst vermutlich der Fall gewesen wäre. Alles in allem würde ich also sagen, ja, er hat sich in der Tat als sehr nützlich und kooperativ erwiesen.«
»Danke, Detective.« Brackett wandte sich wieder an den Staatsanwalt. »Demnach, Mr. Rose, hat die Staatsanwaltschaft, wie mir scheint, zwei Möglichkeiten: Sie kann einen geistig benachteiligten jungen Mann nach allen Regeln der Kunst fertig machen oder einem Bürger, der sich soeben außerordentlich nützlich gemacht hat, einen Deal anbieten.«
Rose wandte sich zu Cardinal um. »Haben Sie im Fall
Weitere Kostenlose Bücher