Blutiges Gold
weitergibst.«
»Ich hab sie ihm nicht gegeben. Ich muss sie irgendwo verloren haben. Haben ihn die Bullen inzwischen geschnappt?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Scheiße.«
Am anderen Ende der Leitung biss sich Cherelle wieder auf die Innenseite ihrer Wangen und zuckte zusammen. Sie war schon ganz blutig im Mund. Die Biere, die sie getrunken hatte, betäubten ihren Hunger nach Kokain ein bisschen, aber nicht genug. Sie hoffte immer noch, Socks bald in Handschellen in den Nachrichten zu sehen, damit sie das Gold endlich verkaufen und aus dem verdammten Vegas fortkonnte.
Kein Glück bisher.
Sie musste ihrem Glück selbst ein wenig weiterhelfen. »Also, das ist mein Angebot: Ich hab siebzehn Stücke aus Gold.«
Risa stockte der Atem. »Immer noch, auch nachdem du heute sechs verkauft hast?«
»Ich hab gar nichts verkauft. Socks hat wohl Tims Gold verkauft. So ein Arschloch. Hat aber nicht viel dafür gekriegt. Für die ersten vier erst recht nicht.«
Risa zwang sich, ihre zur Faust verkrampfte Hand zu lösen. »Du hast heute nicht sechs Stücke von dem Gold verkauft?«
»Hab ich dir doch gesagt. Das war Socks. Oder vielleicht Tim. Ich weiß es nicht. Seine Mutter geht nicht ans Telefon, deshalb weiß ich nicht, was mit ihm los ist. Aber mach dir keine Sorgen. Das Beste von dem Gold hab ich für mein Küken aufgehoben.«
»Wenn ich mir überlege, was mit all den Leuten passiert ist, die mit dem Gold in Berührung kamen, weiß ich nicht, ob du mir damit einen Gefallen tust.«
»Willst du’s nicht haben?«, fragte Cherelle.
Der Ton ihrer Stimme verriet mehr über ihren Zustand als ihre schnelle Nachfrage. Risa konnte daraus Sorge hören und noch etwas Tieferes, eine Art Verzweiflung, die dabei war umzuschlagen. Ein Teil von Risa wollte ihr helfen. Doch der andere Teil wollte die Kindheitsfreundin dafür anschreien, einfach in ihrem Leben aufzutauchen und es leichtfertig zu zerstören.
»Ich habe das Gold nicht gesehen«, sagte Risa. »Wie kann ich jetzt sagen, ob ich es haben will?«
»Es ist besser als alles, was du bisher hast. Darauf geb ich dir mein verdammtes Wort. Deine Kükenmutter würde dir doch nichts Falsches sagen, nicht wahr?«
Der bettelnde Ton in ihrer Stimme erinnerte Risa an die Zeiten, als Cherelle sie gedrängt und geschubst und gezogen hatte, Süßigkeiten aus dem kleinen Laden zu stehlen. Als Kind hatte sie geglaubt, gute Freunde müssten einander immer helfen, egal, wobei.
Erst als Erwachsene hatte sie begonnen, das »egal« anders zu betrachten.
Sie wollte auf keinen Fall an Cherelles Untergang teilhaben.
»Wie viel willst du für das Gold?«, fragte Risa.
Cherelle hatte darüber lange nachgedacht. Davon geträumt. Silverado an die Angel zu kriegen, hatte ihr schon einen ordentlichen Kick verschafft, fast so gut wie beim Koksen. Nur sie selbst wusste, dass gerade eine nette kleine Versteigerung lief. Am Ende würde Cherelle um drei Millionen Dollar reicher sein.
»Zwei Millionen«, sagte Cherelle. »Bar. Gebrauchte Scheine, nicht markiert. Nicht zu kleine Scheine, aber auch nicht zu große. Fünfziger und Hunderter sind gut. Ein paar Zwanziger sind okay. Kleiner nicht.«
Risa blickte auf Dana. »Zwei Millionen nicht markierter Zwanziger, Fünfziger und Hunderter. Das ist eine Menge Bargeld.«
Dana nickte.
»Du kriegst es billig, Küken. Nach dem, was du mir selbst gesagt hast, ist es locker zweimal so viel wert. Hab dir doch gesagt, Küken, du sprichst mit mir. Deine Kükenmutter würde dich doch nicht bescheißen.«
Wenn das Gold besser war als das, was Shane von Smith-White gekauft hatte, dann waren zwei Millionen Dollar wirklich ein guter Preis.
Wenn.
»Eine Million«, sagte Risa kühl.
»Eine!« Cherelles Stimme klang schrill und grob. »Was zum Teufel sagst du da? Wert ist es mindestens …«
»Es ist so viel wert, wie jemand dafür bezahlen will«, fiel ihr Risa ins Wort. »Ich bezahle eine Million in bar, in unmarkierten Scheinen.«
»Gail Silverado wird mir zwei dafür geben«, sagte Cherelle rasch. »Ich nehme an, wir müssen sehen, wer das meiste Geld mitbringt, und …«
»Gail Silverado?«, unterbrach sie Risa. »Was hat sie damit zu tun?«
Dana blickte grimmig.
Niall ebenfalls.
»Sie hat dasselbe damit zu tun wie dein Boss«, gab Cherelle zurück. »Sie hat Geld und sie will das Gold haben.«
Insgeheim fragte sich Risa bitter, ob Cherelle zu Silverado auch Küken sagte. »Wer noch?«
»Nur ihr beide.«
»So, nur wir beide.« Risa wiederholte die
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