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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Dream mit drei anderen Mega-Casinos verband. Eines davon war das Golden Fleece .

6
Las Vegas
In der Nacht von Halloween
    Als Gail Silverado die Tür zu ihrem privaten Büro öffnete, wurde sie wieder an die beiden Dinge erinnert, die Las Vegas und Hollywood gemeinsam hatten. Einmal ging es – auf die eine oder andere Weise – um ganz viel Geld. Zweitens gab es ein ungeschriebenes Gesetz: Frauen hatten ihren festen Platz in der Gesellschaft – und zwar hinter und unter den Männern. Eine Handvoll Frauen hatte es geschafft, sich mühsam ihren Weg zu einer Spitzenposition zu bahnen, aber das waren nicht viele.
    Daher war Gail die einzige Frau auf dem Treffen der mächtigsten Menschen der Casinoindustrie von Las Vegas – Shane Tannahill war natürlich nicht dabei. Er war der Hauptgrund, warum dieses Meeting anberaumt wurde.
    König Midas war einfach kein Teamplayer.
    Das machte es den übrigen Großcasinos in der Stadt unnötig schwer. Man hätte die Spielindustrie zum Nutzen eines jeden Casinobesitzers wunderbar unter sich aufteilen können – wenn Shane nicht äußerst kostspielige Elemente eingeführt hätte: die Kategorien der Anständigkeit und des offenen Wettstreits. Davon profitierten seine Kunden und er selbst. Und im Ergebnis war der Newcomer auf dem Strip der bei Weitem größte Gewinner.
    Im ersten Jahr war Gail noch nicht gegen diese Konkurrenz. Immerhin hatte sie den zweiten Platz sicher. Aber im Augenblick rutschte sie auf den dritten Platz ab und sie plante zudem eine kostspielige Umgestaltung des Wildest Dream . Ein solcher Kostenaufwand machte Aktionäre nervös. Und da sie selbst nur fünfundvierzig Prozent der Aktien von Wildest Dream besaß, musste sie einen höheren Gewinn erzielen – oder sie konnte sich nach einem anderen Job umsehen.
    »Guten Abend, meine Herren«, sagte Gail, als sie die Tür hinter sich schloss und die vier Gäste ansah. »Oder sollte ich besser sagen: Guten Morgen?«
    Die Männer, die sich in ihrem eleganten Büro versammelt hatten, waren alle so stark kostümiert, dass sie noch nicht einmal von ihren Angestellten erkannt worden wären; und das war Absicht.
    French Henkle, der Manager von Say Paris!, trug das braune Gewand eines Franziskanermönchs. Er hatte bereits seine Maske aus grobem Sackleinen abgenommen und die Kapuze zurückgeschoben, unter der sein dicker blonder Haarschopf zum Vorschein kam. Mit der Maske tippte er gedankenlos gegen das italienische Sofa aus rotem Leder, auf dem er saß. Mit zweiunddreißig war er der Jüngste im Raum und der Einzige, der Kinder hatte. Shane Tannahill hatte auf seinem Weg zum erfolgreichsten Mann von Vegas Frenchs Vater in den Ruin getrieben. Ob French allerdings das, was Jahre zurücklag, begrüßte oder übel nahm, hatte er niemanden wissen lassen.
    Direkt neben French saß John Firenze, der wie ein Magier kostümiert war – vielleicht sollte es aber auch Zorro sein. So genau ließ sich das nicht bestimmen, Hauptsache war, dass das Kostüm seine Identität aufs Gründlichste verbarg. John – der Onkel von Gails Leibwächter Carl, geschieden, keine Kinder – leitete das Roman Circus, eines der großen Casinos von Las Vegas, die in der ersten großen Boomzeit errichtet wurden. Sein Casino war in den vergangenen dreißig Jahren zwar schon dreimal umgestaltet und aufpoliert worden, hatte es aber dennoch nie geschafft, wirklich potente Gäste anzulocken. Das Roman Circus war keinesweg eine billige Spiel hölle, aber für die amerikanischen und ausländischen »Walfische« eben nicht die erste Adresse. Die Kundschaft bestand überwiegend aus Arbeitern und kleinen Angestellten, und so machte das Roman Circus sein Hauptgeschäft mit Spielautomaten und mit »Feather Shows«, bei denen die Damen nichts anderes am wohlgeformten Leib trugen als Federn.
    Etwas weiter weg saß Mickey Pinsky als Nutte mit hochhackigen Schuhen, einem tief dekolletierten rotseidenen flatternden Kleid, einem gewaltigen Busen und auffallendem Po aus Silikon und einer platinblonden Perücke, die ihn noch ein gutes Stück größer erscheinen ließ. Ohne Kostüm und Make-up sah er allerdings aus wie der alternde Weltklasse-Jockey, der er einmal war, bevor sein Pferd gleich nach dem Verlassen der Startmaschine stürzte, unglücklich auf ihn fiel und über ihn rollte. Er war dreimal geschieden, den Gerüchten zufolge zwischen den Beinen so gut ausgestattet wie ein Maultierhengst und genauso unfruchtbar. Auf diesem Meeting vertrat er die Besitzer einer Handvoll

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