Blutiges Gold
jung, um sich an die Zeiten zu erinnern, als Vegas vom Mob regiert wurde. Nur Rich ist alt genug, und er war noch nicht mal …«
»Halten Sie doch die Klappe, French«, schnitt Mickey Pinsky ihm mit sanfter Stimme das Wort ab. »Lassen Sie uns doch erst mal hören, was Rich uns zu sagen hat.«
Henkle grinste und machte eine Geste, als wollte er sich den Mund mit einem imaginären Klebeband verschließen.
»Jeder hat eine Schwäche«, begann Rich. »Die Schwäche von Tannahill sind seine Goldobjekte. Er ist im Moment völlig mit den Vorbereitungen für seine neue Ausstellung beschäftigt, die an Silvester eröffnet werden soll, um der Fabergé-Show von Gails Wildest Dream das Wasser abzugraben.«
»Und?«, warf Firenze herausfordernd ein.
»Es läuft aber nicht gut für den Golden Boy«, fuhr Rich fort. »Er hat immer noch nicht die geeigneten Objekte gefunden. Gail hat ihm bei der Suche danach ziemlich dazwischengefunkt und ihm einige wirklich gute Stücke weggeschnappt, bevor er überhaupt wusste, dass sie auf dem Markt waren.«
Gail verzog keine Miene, doch sie fragte sich, wie Rich so viel darüber in Erfahrung bringen konnte, von dem sie glaubte, dass es ein privater Wettstreit zwischen ihr und Shane sei. »Und was hat das alles mit uns zu tun?«, fragte sie.
»Solange er hinter dem Gold herjagt, beobachtet er das Geschäft nicht so genau wie sonst. Wir brauchen nur ein wenig nachzuhelfen, dann wird er vielleicht leichtsinnig.«
»Wie leichtsinnig?«
»Leichtsinnig genug, um die Bundespolizei auf den Hals zu kriegen. Erst müssen wir dafür sorgen, dass er bei seinen Goldobjekten auf heiße Ware reinfällt.«
»Und wie stellen wir das an?«, fragte Pinsky grinsend und fand sichtlich Gefallen an der Vorstellung.
»Da hat Gail sicher ein paar Ideen«, meinte Rich in verbindlichem Ton. »Einige ihrer Quellen waren nicht gerade das, was man legal nennen würde. Dort weiß man bestimmt, wo noch mehr zu holen ist.«
Gails Augen verengten sich vor Überraschung über das Ausmaß von Richs Kenntnissen, aber sie nickte zustimmend. »Ich habe es schon probiert, Shane mit heißer Ware zu locken, aber seine Kuratorin ist viel strenger, als man bei dem Ruf, den Shane hat, vermutet. Überall heißt es, dass Shane dubiose Objekte erwirbt, aber keiner kann ihm etwas nachweisen, und das wird auch so bleiben, solange seine Kuratorin dabei das Sagen hat.«
Nun war Rich erstaunt. »Wie heißt sie?«
»Risa Sheridan.«
»Ich werde mich um sie kümmern. Wenn wir ihr irgendwie ans Leder können, haben wir das gesuchte Druckmittel gegen ihn an der Hand.«
»Schön«, sagte Gail ungeduldig, »aber auch wenn sie Shane mit heißer Ware erwischen, wird er dafür sicher nicht festgenommen und muss schon gar nicht in den Knast. Er wird einfach das Zeug zurückgeben, den Verlust hinnehmen – und unsere Casinos wie zuvor in Grund und Boden stampfen.«
»Warum sollte er nicht festgenommen werden?«, fragte Henkle.
Sie schenkte ihm einen mitleidigen Blick. »Sie kennen doch Shanes richtigen Nachnamen?«
Henkle zwinkerte heftig. »Oh, nein, keine Ahnung.«
»Mein Gott, French, laufen bei Ihnen zu Hause etwa nur die Pornosender?«
»Was hat das jetzt damit zu tun …«, begann Henkle.
»Shanes Nachname ist Merit«, unterbrach ihn Gail. »Tannahill ist der Mädchenname seiner Mutter.«
Henkle stierte einen Moment vor sich hin, bevor er das Gesicht verzog. »O ja, jetzt weiß ich’s wieder. Er ist verwandt mit dem Merit, mit Sebastian Merit.«
»Bingo«, sagte Gail mit dem Anflug eines Lächelns. »Shane ist Merits Sohn. Sein einziger Sohn. Um nichts auf der Welt würde Amerikas reichster Milliardär es zulassen, dass sein einziger Sohn in den Knast wandert, auch wenn sie wohl seit vielen Jahren kein einziges Wort miteinander geredet haben. Von dem einen Mal abgesehen, als der Alte seinen Sohn in aller Öffentlichkeit anbrüllte, dass er noch einmal auf Knien angekrochen kommen und darum betteln würde, in den Schoß der Familie zurückkehren zu dürfen.«
Ein dünnes Lächeln umspielte Richs Lippen. Diese Drohung hatte auf der ganzen Welt für Schlagzeilen in Boulevardblättern und Nachrichtensendungen gesorgt und war bis heute unvergessen.
»Mist«, sagte Henkle stirnrunzelnd. »Wenn Shane so viel Geld hat, warum musste er dann das Blue Mare in den Ruin treiben, um ein paar Millionen zu machen? Er hätte Vaters Casino doch aus der Portokasse von Merit kaufen können.«
»Shane hatte sich vom Familienvermögen
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