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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Richtung Schlafzimmer, das gleich hinter dem Wohnzimmer lag. Wie das Bett aussah, hatte Virgil letzte Nacht nicht darin geschlafen. Heute Nacht würde er das auch nicht tun, es sei denn, der Tod war nur eine andere Form des Schlafes.
    Dieser Gedanke war noch zu sehr mit ihren Albträumen verquickt, als sie sich mitten im schwarzen Nichts befand und doch ganz wach gewesen war, ganz bewusst, laut schreiend. Entschlossen ließ sie sich hastig auf ihre Knie und Hände nieder und spähte unter das Bett. Schuhe, ein Haufen Stoff, der Unterwäsche oder ein Waschlappen sein konnte, jede Menge Staub. Und zwei Holzkisten.
    Sie zog die erste heraus, öffnete sie gerade so weit, dass sie den Schein des Goldes darin erblicken konnte, und schlug den Deckel wieder zu.
    »Was zum Teufel machst du hier bloß?«, fragte Tim, der jetzt in der Tür stand. Alles, was er sehen konnte, war Cherelle auf Händen und Knien, den Kopf unter irgendetwas gesteckt und den Arsch in die Höhe gereckt.
    »Als erfahrener Einbrecher kann ich dir versichern, dass du hier nur deine Zeit vergeudest. Herrje, er hat noch nicht mal eine Uhr getragen!«
    »Meine Zeit vergeuden, meinst du?«, fragte Cherelle. Sie hob den Deckel der zweiten Kiste, hielt einen Moment die Luft an und fing dann an zu lächeln. »Okay, du vergeudest deine Zeit auf deine Weise und ich mach’s eben auf meine.«
    Sie stellte die beiden Kisten aufeinander und wollte sie hochheben. Erst beim dritten Anlauf konnte sie sich aufrichten; die Kisten mit dem Gold waren zwar nicht so groß wie ihre Habgier, aber sie waren sehr schwer. Sie warf den Kopf zurück, lachte laut auf und schwankte mit ihrer Last zur Tür. Endlich, endlich hatte sie es geschafft. Der Volltreffer.
    Nun musste sie nur noch herausfinden, wie sie die heiße Ware in sauberes Bargeld verwandelte, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen.

10
Las Vegas
1. November
Sehr früh morgens
    Mit gut verborgener Ungeduld – ihre Füße schmerzten höllisch – verabschiedete sich Gail Silverado von Mickey Pinsky, John Firenze, French Henkle und Rich Morrison. Als Rich hinter den anderen drei zurückblieb, warf sie ihm ein strahlendes Lächeln zu.
    »Haben Sie etwas vergessen?«, fragte sie ihn.
    »Ich wollte noch schnell meine Frau anrufen und habe mein Handy vergessen.« Er lächelte leicht. »Dürfte ich mir Ihres kurz ausleihen? Ich weiß nicht, auf welcher Party ich sie treffen soll.«
    »Aber gerne. Gute Nacht, meine Herren. Ich schlage vor, Sie nehmen verschiedene Aufzüge.«
    Sie schloss die Tür hinter den drei Männern und wandte sich Rich zu. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie in ihr Privatbüro zurück und schloss die Tür hinter sich.
    »Haben Sie wirklich Ihr Handy vergessen?«, fragte sie.
    »Was glauben Sie?«
    »Ich glaube, ich habe noch eine Flasche eisgekühlten Champagner, falls es irgendetwas zu feiern gibt.«
    Er lachte und bedauerte erneut, dass ihm seine derzeitige Frau mit ihren sehr wichtigen politischen Beziehungen klargemacht hatte, dass sie ihm den Schwanz abschneiden und in den Hals stopfen würde, falls er fremdginge. Er wusste zwar, dass sein Schwanz vor ihren Drohungen in Sicherheit war, nicht aber seine Chance, Präsident des Nevada Gaming Control Board zu werden. Macht war ihm wichtiger als ein Stück Frauenfleisch – sogar ein so begabtes wie Gail.
    »Ich habe heute Neuigkeiten«, sagte Rich.
    Gail ging weiter zum Bürokühlschrank, um den Champagner zu holen. »Erfreuliche Neuigkeiten?«
    »Unser Golden Boy hat eine neue Firewall installiert.«
    Sie hielt inne und blickte über ihre Schulter, die Haltung so elegant wie unbewusst. »Das ist nicht gut.«
    Rich kratzte sich unter seiner lästigen Perücke. Wie Frauen so ein verdammtes Ding trugen, war ihm schleierhaft. »Aber auch nicht schlecht. Meine Leute hatten den Aufbau fertig und ließen täglich Geld von einem Konto in Shanghai auf seines für die Automaten und die Baccara-Tische fließen.«
    »Wie viel konnten sie rüberschieben?«
    »Zehn Millionen. Vielleicht fünfzehn.« Rich zuckte mit den Achseln. »Kleingeld, verglichen mit dem, was über unsre Casinos laufen soll. Aber genug, um Tannahill festzunageln. Vielleicht muss er nicht ins Gefängnis, aber das Gaming Control Board wird dafür sorgen, dass er in Nevada keinen Fuß mehr auf den Boden kriegt.«
    Gail beugte sich zum Kühlschrank unter der Bar und holte eine Flasche Champagner heraus. »Sind Sie sicher, dass sie genügend Spuren hinterlassen haben, die man zu den Konten der

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