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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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in ihre feuchten Löcher gehetzt wurden. Und sie fragte sich, ob Virgil auch an fliegende Besen und tanzende Pilze glaubte.
    Sie biss sich erneut innen auf die Wangen, um dem alten Mann nicht ins Gesicht zu lachen.
    »Mr O’Connor hat recht«, sagte Tim lächelnd.
    Die Häme hinter diesen wundervoll geschwungenen Lippen war nur für Cherelle sichtbar.
    Das war eines der Probleme, die man als schlauer Mensch in einer Welt voller Blödmänner hatte. Massenhaft Dummheit überall, aber du kannst nichts dagegen tun.
    Tim unterdrückte mit Mühe ein Gähnen.
    Am liebsten hätte sie ihm einen Tritt in seine empfindliche und immer ach so bereite Körpermitte verpasst. Alles überließ er ihr. Das ganze Channel-Brimborium war allein ihre Sache, und er gähnte ihr dabei auch noch frech ins Gesicht.
    »Selbstverständlich.« Cherelles Stimme klang sanft trotz ihres Ärgers und der Kälte, die ihr eine Gänsehaut bereiteten.
    Sie hasste diesen Ort zutiefst. Irgendwie musste sie rauskriegen, was sich in den Kisten unter Virgils Bett befand. Das würde sie ihm dann »channeln«, als ob es direkt aus dem Munde Merlins käme – und dann nichts wie weg von hier.
    Ein Schauer durchfuhr sie. Sie konnte es kaum erwarten, diesen grusligen Ort für immer zu verlassen. Endlich schüttelte sie entschlossen den Kopf, sodass ihr langes Haar aufflog, und ging um die Kiste herum, bis sie auf dem kleinen Fleck innerhalb der drei Steine stand. Sie verfluchte ihre übergroße Fantasie, die ihr diesen Ort zwischen den Steinen dunkler und kälter erscheinen ließ, leer und bodenlos, als fiele sie einen tiefen Brunnen hinab.
    Als Kind war ihr das tatsächlich einmal passiert. Das gehörte nicht gerade zu ihren Lieblingserinnerungen. In letzter Zeit kam ihr beim Channeling die Erinnerung daran immer wieder hoch. Ihr wurde davon richtig übel.
    Diese ganze verdammte Vergangenheit kann mich mal, beschied sie sich selbst. Ich bin aus diesem blöden Wohnwagen in den Slums rausgekommen, und ich werde das ganz große Geld machen. Kein Hotelportier mit stinkendem Atem und dreckigen Fingern wird mich je wieder so anschauen dürfen, von wegen Geld auf die Kralle, sofort auf den Tresen, oder einmal Lutschen dahinter.
    Glück und eine günstige Gelegenheit, das war alles, was sie brauchte, um für den Rest ihres Lebens klarzukommen. Sie würde nicht so dumm sein, all ihr Geld auf einmal auszugeben. Dafür war sie zu clever.
    Einen Volltreffer brauchte sie.
    Nur einen.
    Cherelle konzentrierte sich ganz auf ihren Traum, um die aufsteigende Übelkeit zu ignorieren. Sie zwang sich, die Augen zu schließen und mit ihrer Channel-Show zu beginnen. Nach und nach verlangsamte und vertiefte sie ihre Atemzüge, hielt den Atem an, bis ihr fast schwindlig wurde, und ließ die Luft ganz langsam zwischen ihren Lippen ausströmen. Die meisten ihrer Kollegen setzten sich beim Channeling auf den Boden, aber das mochte sie nicht. Einmal hatte sie es versucht und sich eigens eine Decke dafür mitgebracht. Aber ihr Hintern hatte sofort zu brennen begonnen, als hätte sie sich in ein Ameisennest gesetzt.
    Also stand sie während der ganzen Sache einfach da und atmete ein und aus, ein und aus, bis das Geräusch des eigenen Atems zu einem ständigen Rauschen wurde, einem Flüstern von Sätzen, die einen weißen Lichtstrahl beschrieben, der sich über sie ergoss und sie vollkommen umhüllte und ihr Worte eingab …
    Nun mach schon, mach schon, dachte Virgil mit ungeduldigem Blick Richtung Osten. Öffne den verdammten Channel endlich.
    Das war für ihn immer der schwierigste Teil während des ganzen Prozesses. Warten, warten, warten, um herauszufinden, ob es in dieser Nacht endlich passieren würde, ob er sich endlich vom Fluch des Druiden befreien könnte, der sein ganzes Leben ruiniert hatte, von dem Zeitpunkt an, als er den Schatz gefunden hatte. Er hätte seinem Großonkel nicht glauben sollen und nie nach Wales gehen, nie das verdammte Gold ausgraben dürfen. Nur Unglück hatte es ihm eingebracht. Sonst gar nichts.
    »… fühle eine Gegenwart«, sagte sie in einer leisen, völlig veränderten Stimme. »Komm näher, Geist. Wir wollen nichts Böses von dir, wir bitten nicht um Verbotenes. Wir wollen einfach …«
    Tim schob die Faust vor seinen Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken, und blendete Cherelles Geplapper aus. Ihm war es schleierhaft, wieso sie es so hasste, ihre Show hier auf diesem Felsen abzuziehen. Ob bei Tag oder bei Nacht, ob zwischen Felsbrocken oder in

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