Blutiges Gold
klingelte. Er ignorierte es, ebenso wie er die leisen Töne ignorierte, die ihm neu eintreffende Mails signalisierten.
»Hat dich irgendjemand gesehen?«, fragte Firenze drängend weiter.
»Ich bin über die Gasse raus und dann rüber zur Burger-Bude, wo ich geparkt habe. Ich hab nicht vergessen, dass du mir erklärt hast, nie in der Nähe zu parken, wo das Ding gedreht wird.«
Beim Gedanken an Socks’ grelllila Wagen zuckte Firenze zusammen. Den könnte er hinterm Mond parken und es gäbe immer jemand, der ihn entdecken würde. Über kurz oder lang würde Delias dummer kleiner Junge die Sorte Ärger kriegen, aus der ihn auch sein Onkel mit all seinen guten Verbindungen nicht heraushauen konnte.
Und was er da erzählte, hörte sich so an, als würde er den Ärger schon ziemlich bald kriegen.
»Hast du jemand gesehen?«, fragte Firenze.
Socks runzelte die Stirn. »Einen besoffenen Penner in der Gasse gegenüber von Joey, der gerade gepisst hat. Spielt das ’ne Rolle?«
Firenze konnte nur hoffen, dass das nicht der Fall war. »Okay. Du bist sauber weggekommen.«
Eifrig nickte Socks.
»Also, warum bist du dann hier?«
»Na ja, hat mit Joey zu tun. Der hat mich dieses Mal voll reingelegt.«
Firenze wartete. Von einem Typ aus dem Pfandhaus reingelegt zu werden, war nicht die Art von Neuigkeit, die seinen Blutdruck nach oben trieb.
»Ich meine, voll «, beharrte Socks. »Das Zeug, das ich hatte, war ’ne Million wert, mindestens, und er hat mir nur …«
»Eine Million?« Firenze ließ Socks nicht ausreden und setzte sich ruckartig auf. »Wie zum Teufel kommst du auf die beschissene Idee, Juwelierläden auszurauben? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass solche teuren Läden nichts …«
»Kein Juwelier«, warf Socks schnell ein. »Ich weiß sehr gut, was du mir gesagt hast, Onkel John. Aber das Zeug kam nicht aus einem teuren Laden.«
Firenze lehnte sich wieder zurück. »Was für ein Zeug ist es dann?«
»Gold.«
»Du bist stark wie ein Stier, das geb ich zu, aber sogar du könntest niemals so viel Gold tragen, das eine Million wert ist.«
Socks verstand nicht ganz, was sein Onkel meinte, also blieb er bei dem, was ihm klar war. »Tim’s Zicke hat gesagt, das Zeug wär ’ne Million wert, und es war Gold – kleine Figuren wie Spielzeug und so was – und sie ist verdammt clever und muss es wissen.«
Firenze spürte Kopfschmerzen herannahen. Ziemlich heftige. Und sie hießen Cesar. »Tim ist der Junge, den du abgeknallt hast, ja?«
Socks nickte.
»Und wo ist seine Zicke jetzt?«, fragte Firenze.
»Das wollte ich gerade sagen«, meinte Socks, und seine Stimme klang weinerlich.
»Sag’s ein bisschen schneller.«
»Okay. Also gut. Sie hat den alten Mann umgebracht, hat das goldene Spielzeug mitgenommen, hat Tim zehn davon gegeben und für sich selbst noch mehr behalten. Wir haben vier an Joey verkauft und er hat uns voll reingelegt. Dann sind wir wieder hin und wollten das Zeug zurückhaben, aber er hatte es schon an Shapiro weiterverkauft, und dann hat Tim ihn umgelegt und ich Tim. Und dann bin ich der Zicke hinterher, um den Rest von dem Gold zu kriegen, und sie hat mir verdammt noch mal fast den Schwanz abgerissen und ist weggerannt und ich bin dann in ihr Zimmer und da war sie nicht mehr, aber ’ne andre Zicke ist reingekommen und hat gesagt, sie weiß, wo das Gold ist, und dann sind wir runter ins Casino …«
» Casin o !«
Socks sprach einfach weiter. »… und sie ist aufs Frauenklo, um das Gold rauszuholen, aber die verdammte Zicke hat mich gelinkt und sich davongemacht, und dann hab ich ihr hinterhergeschossen, aber sie ist gerannt wie ein verdammtes Rennpferd, und ich hab sie nicht getroffen und dann bin ich hergekommen.«
Firenze machte sich nicht die Mühe zu fragen, wie viele Leute Socks dabei gesehen hatten. Es spielte keine Rolle. Das Ganze war digital aufgezeichnet worden und befand sich nun im Speicher eines Casinocomputers. »Wo?«
»Na, hier, wie ich gesagt habe.«
»Du warst im Roman Circus? «, fragte Firenze schnaubend und sprang auf, wie von der Tarantel gestochen.
»Nein. Ich bin hier. Die Zicke war im Golden Fleece .«
Der Druck in Firenzes Kopf ging in ein ständiges stechendes Klopfen über.
»Weißt du noch, was ich dir über Überwachungskameras erzählt habe?«, fragte Firenze mit sanfter Stimme.
»Oh … ja. Ich hab eine Skimaske getragen.« Meistens . Aber darüber wollte er jetzt nicht reden. Sogar sein abgebrühter Onkel würde von ihm nicht erwarten,
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