Blutjägerin (German Edition)
Vampirmörders zu sehen.
Brom hatte inzwischen auf seine Anweisung veranlasst, dass Mitarbeiter Sophies Wagen in die Garage der Agentur brachten. Auf ihren verstreuten Visitenkarten fand er ihre Adresse. Kurz darauf parkte er vor dem Wohnhaus. Er stieg aus, öffnete die Haustür telekinetisch und lief die Treppe hinauf zu ihrer Tür. Einen Moment hielt er inne und konzentrierte seine Sinne, lauschte, ob er in der Wohnung etwas hörte. Alles war still, bis auf das Ticken einer Uhr. Kein Atemgeräusch und kein Herzschlag.
Erneut nutzte er Telekinese zum Öffnen der Tür. Leise schwang der Eingang auf. Warme Luft strömte ihm entgegen, getränkt von Sophies Duft. Sein Herz raste und sein Verstand lähmte seine Beine, versuchte, ihn zu hindern, diese Räume zu betreten. Wie oft hatte er einem Menschen gegenübergestanden, ohne dass es eine derartige Reaktion ausgelöst hatte. Er hatte sie immer nur als Blutlieferanten gesehen. Mit Ausnahme dieser Frau. Sie brachte ihn um den Verstand. Er spürte seine Fänge, die hart pochten, und Erregung, die seinen Körper durchflutete. Er durfte diesem Verlangen nicht nachgeben. Niemals, beschwor er sich. Es widersprach allen Gesetzen und all seinen Prinzipien und es war nicht das erste Mal. Wie konnte er nur so verrückt sein, sich erneut dieser Droge auszusetzen? Zumindest wusste er, dass es keine krankhafte Neigung war, sondern die Aura dieses Menschen, die ihn so sehr anzog. Er hatte damals richtig daran getan, sich von ihr fernzuhalten, sich so lange zuquälen, bis er sie verdrängt hatte. Denn vergessen konnte er sie nie. Trotz aller Bedenken schlich er in die Wohnung, durchsuchte jeden Raum. Sophie war nicht hier und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit rasender Panik, dass ihr bei der Flucht etwas zugestoßen war. Heiß und kalt lief es über seinen Rücken. Aber wenn dem so wäre, dann hätte Brom bestimmt etwas erfahren. Schwere Unfälle mit Polizeiwagen waren nicht alltäglich. Nur weil sie nicht zu Hause war, bedeutete es noch lange nicht das Schlimmste.
Er machte kehrt, schloss die Tür ab, lief nach unten und sprang in seinen Mustang. Über den Touchscreen rief er alle Polizeimeldungen der vergangenen Stunden ab. Es gab keine Berichte über weitere Vorfälle.
Der Morgen brach bereits an. Wolken bedeckten den Himmel, doch sie würden das Tageslicht nicht zurückhalten, auch wenn die Strahlungsintensität an solchen Tagen geringer war. Er musste in die Agentur, ob er wollte oder nicht. Noch einmal blickte er hinauf zu ihrem Apartment, in der Hoffnung, sie am Fenster stehen zu sehen. Natürlich war es nur ein Wunsch, der sich nicht erfüllte. Im Moment konnte er nichts anderes tun, als abzuwarten.
Der Tag begann für Sophie erst nach Mittag. Sie hatte unruhig geschlafen, von wirren Träumen gequält, an deren Handlung sie sich nicht erinnerte, lediglich das Gefühl aufkommender Panik trug sie in die Wirklichkeit. Eher gerädert als erholt stand sie auf und schlurfte ins Badezimmer. An der Küchentür fand sie eine Nachricht von Dora auf einem kleinen Zettel.
Musste zur Arbeit, du weißt ja, wo alles ist, Dora
.
Sophie nahm eine heiße Dusche und zog die Kleider vom Vortag an. Sie musste unbedingt in ihre Wohnung, frische Sachen holen. Tagsüber war es vielleicht etwas sicherer. Auf jeden Fall musste sie vorsichtig sein und unbedingt einen Weg finden, mit Vermont zu sprechen, nicht nur über ihren Vater, sondern auch über die Infiltration der Polizei durch Vampire. Es wäre einfacher gewesen, hätte sie sich seine Nummer geben lassen. Verdammt, warum hatte sie gestern Abend nicht daran gedacht? Natürlich hätte sie auch versuchen können, bei der Polizei anzurufen, doch nachdem sie erfahren musste, dass selbst die Exekutive unterwandert war, wollte sie sichergehen. Nicht, dass sie am Ende noch einen weiteren Blutsklaven aus der Reserve lockte. Noch wusste sie nicht, wie sie es dem Ermittler erzählen sollte, ohne dass er sie für verrückt hielt. Dennoch schienen im Moment Vermont und Dominik die Einzigen zu sein, die ihr weiterhelfen konnten. Der Gedanke an Vermont weckte ein warmes Prickeln und sie sah dabei ihr Gesicht im Badezimmerspiegel und ihre Lippen, die ein Lächeln formten.
Sie betrat die Küche, um sich auf die Schnelle eine Tasse Kaffee zu machen. Dora hatte als fürsorgliche Ex-Mitbewohnerin, die sie war, ein Gedeck für Sophie auf dem Tisch stehen lassen, sowie Brötchen, selbst gemachte Marmelade und Kaffee in einer Thermoskanne. Gott, wie lieb.
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