Blutjägerin (German Edition)
draußen in den Gang.
„Sie ist eine verdammte Vampirmörderin“, wiederholte der Mann immer wieder. Seine Polizeiuniform war dreckig und er stank nach Schweiß und Urin.
Gerald hatte den Vormittag damit verbracht, Pietro Morati zu verhören. Er hatte ihm kein Haar gekrümmt. Auch wenn jedes Wort dieses Kerls Geralds Wut schürte, hatte er lediglich versucht, in seinen Geist einzudringen und mehr über den Angriff auf Sophie zu erfahren. Offenbar hatte Sophie in der vergangenen Nacht eine Begegnung mit einer Vampirin des Morati Clans gehabt, dem auch dieser Kerl angehörte, wie Gerald im Verhör herausgefunden hatte. Die Moratis waren keine Familie mit Stammbaum, sondern ein zusammengewürfelter Haufen krimineller Vampire, meist halbblütiger Abstammung, die überall ihre Finger im Spiel hatten, wenn es darum ging, Gesetze zu brechen. Dabei war es egal, ob es die der Vampire oder der Menschen waren. Sie organisierten Blutorgien, raubten Banken aus, agierten dick im Drogengeschäft und der illegalen Prostitution.
Es war auch kein Clan, der dem Rat angehörte oder den dieser anerkannte. Daher war es nicht möglich, diese Leute zu kontrollieren und zu beobachten. Sie mordeten, tranken Blut, wo und wann es ihnen gefiel und nur ihre Unabhängigkeit hatte es ihnen möglich gemacht, einen Kerl wie den, den er gerade verhörte, in die Polizei einzuschleusen, ohne dass der Rat es erfahren hatte. Allerdings waren sie auch Meister im Spuren verwischen, weshalb ihre Straftaten oft unentdeckt blieben.
Die Vogelfreiheit dieses Clans änderte jedoch nichts daran, dass Sophie eine Vampirin ermordet hatte. Sie war die Tochter eines Jägers und hatte das Jägerhandwerk allem Anschein nach erlernt. Das beruhigte ihn, war sie doch nicht ganz so hilflos, wie er befürchtet hatte. Nichtsdestotrotz war sie in größerer Gefahr, als sie bewältigen konnte, wenn die Moratis hinter ihr her waren.
„Wir reden später weiter, Pietro.“ Er würde Morati dem Rat übergeben und dieser würde ihn verurteilen. Doch bis es so weit war, wollte er aus diesem Ganoven so viele Information herausquetschen wie möglich.
„Irgendwann wirst auch du für deine Verbrechen an den Vampiren bezahlen, Vermont.“ Pietro spuckte auf den Boden. „Meine Brüder und Schwestern werden deine kleine Schlampe finden, egal, wie lange du mich hier festhältst. Sie werden unschöne Dinge mit ihr anstellen.“
Gerald hatte Mühe, sich bei diesen Worten unter Kontrolle zu halten. Seine Zähne knirschten und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Pietros Worte hatten so viel Dampf in ihm aufgestaut, dass er nahe daran war, zu explodieren, was dem Abschaum vor ihm nicht verborgen blieb.
„Los, komm schon. Lass deinen Gefühlen für sie freien Lauf, Mann.“
Niemand würde ihn verurteilen, wenn er einen Vogelfreien hier und jetzt tötete, doch so tief wollte er nicht sinken. Er zwang sich zur Ruhe und wich dem Blick des Kerls nicht aus.
„Du bist so feige wie deine reinblütigen Freunde. Verkriecht euch doch in Löchern aus Angst vor den Menschen.“
Gerald wandte sich um, verließ die Zelle. Dieser Kerl kapierte nichts, war verbohrt und unbelehrbar. Kein Grund, sich aus der Fassung bringen zu lassen. Die geschlossene Tür verschluckte die Hasspredigt des Gefangenen. Gerald bog um eine Ecke und folgte dem Korridor, als ihm Brom über den Weg lief und ein Stück begleitete.
„Ich habe Frau Lacoste über die offizielle Todesursache ihres Vaters in Kenntnis gesetzt.“
„Sie ist wohlauf?“ Gerald spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. Erleichterung machte sich breit.
„Ähm, ja“, antworte Brom. „Obwohl sie etwas nervös klang.“
„Wovon redest du?“, fragte Gerald.
Brom zuckte mit den Schultern. „Sie war sehr aufgeregt, redete wirre Dinge von wegen: Sie kommen. Wahrscheinlich ist es der Schock über den Tod ihres Vaters.“
Gerald hielt an. „Hat sie gesagt, wer da kam?“
„Nein.“ Der Ermittler schüttelte den Kopf. „Aber was spielt das für eine Rolle?“
„Hast du irgendetwas gehört?“, bohrte Gerald nach.
Wieder verneinte Brom kopfschüttelnd. „Ich verstehe deine Sorge nicht.“
„Wie es scheint, hat sich Sophie Lacoste die Moratis zu Feinden gemacht.“ Gerald machte kehrt und eilte den Gang zurück zur Tiefgarage.
Brom hatte Mühe, Schritt zu halten. „Du meinst, sie könnte uns zu den Mitgliedern dieses Clans führen?“ rief er ihm hinterher.
Gerald nickte. Brom hatte recht. Diese Möglichkeit hatte er noch
Weitere Kostenlose Bücher