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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Brücke gerichtet waren, die Muskeln an seinem Hals traten hervor, er hielt den Kopf zu einer Seite geneigt, Schweiß stand auf seiner blassen Haut, blutgesprenkelt, die gebleckten Zähne leuchteten wie in einem grinsenden Totenschädel. Scheu wich vor ihm zurück, als habe ihr der Tod persönlich auf die Schulter gefasst. Vielleicht hatte er das auch.
    Als ob es sich um ein lange schon vereinbartes Treffen handelte, zog Waerdinur ein Schwert, gerade und matt, an dessen Heft ein silbernes Zeichen schimmerte.
    »So eins hatte ich auch mal.« Lamm warf seine eigene, geborstene Klinge weg. Sie rutschte klappernd über den Boden und glitt über den Rand ins Nichts.
    »Das Werk des Schöpfers höchstselbst«, sagte Waerdinur. »Du hättest es behalten sollen.«
    »Hat mir ein Freund gestohlen.« Lamm trat zu einem der Ambosse, und seine Finger wurden weiß, als er sie um eine große Eisenstange legte, die davor lehnte und ebenso lang war wie Scheu. »Wie auch alles andere.« Ein metallenes Schaben ertönte, als er die Stange hinter sich zur Brücke schleifte. »Und das war besser, als ich es verdient gehabt hätte.«
    Scheu wollte ihm zurufen, nicht weiterzugehen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Als ob sie nicht genug Luft hätte, um sie herauszubringen. Es gab nur diesen Weg auf die andere Seite, soweit sie sehen konnte, und sie wollte auf keinen Fall den Rückzug antreten. Also schob sie ihr Schwert wieder in die Scheide und ließ sich den Bogen in die Hand gleiten. Waerdinur sah das und machte ein paar vorsichtige Schritte zurück, ganz leicht auf den Ballen seiner nackten Füße, und so ruhig, als ob er sich auf den Dielen eines Tanzsaals bewegte und nicht auf einem schmalen Stückchen Stein, über das nicht mal der kleinste Karren hätte fahren können.
    »Ich habe dir gesagt, ich würde wiederkommen«, sagte Lamm, als er auf die Brücke trat, wobei die Spitze der Eisenstange noch immer hinter ihm her schabte.
    »Und das tust du nun«, sagte Waerdinur.
    Lamm schob den toten Söldner mit dem Stiefel aus dem Weg, und der Leichnam fiel geräuschlos in die Tiefe. »Ich hab auch gesagt, ich brächte den Tod mit.«
    »Und das hast du nun. Du musst sehr zufrieden sein.«
    »Ich werde zufrieden sein, wenn ich dich aus dem Weg geräumt habe.« Lamm blieb ein paar Schritt vor Waerdinur stehen, und die beiden alten Männer standen sich in der Mitte des großen Abgrunds gegenüber.
    »Glaubst du wirklich, dass das Recht auf deiner Seite ist?«, fragte der Drachenmann.
    »Wen kümmert das Recht?« Und Lamm machte einen Satz, riss die lange Metallstange in die Höhe und ließ sie mit voller Wucht gegen Waerdinurs Schild prallen. Scheu fuhr bei dem lauten Aufschlag zusammen, und der Schlag hinterließ eine mächtige Delle in dem Drachenmotiv und knickte eine Ecke ab. Der Drachenmann stürzte zu Boden und robbte mit verzweifelt zuckenden Beinen vom Rand der Brücke weg. Noch bevor das Echo verhallt war, holte Lamm laut brüllend zum nächsten Schlag aus.
    Dieses Mal war Waerdinur jedoch gewappnet und hielt seinen Schild in einem solchen Winkel, dass die Stange daran entlangschrammte und zurückfederte. Lamm zuckte schnell wie eine Schlange beiseite, und das Schwert verfehlte ihn nur um Haaresbreite, dann glitt er schlangengleich wieder nach vorn und erwischte Waerdinur unter dem Kinn, ließ ihn Blut spuckend zurücktaumeln. Er fand sein Gleichgewicht jedoch schnell wieder, schlug nach links und rechts, ließ Funken und Splitter von der Metallstange fliegen, die Lamm nun hob, um die Schläge zu parieren.
    Scheu spannte den Bogen, aber selbst aus dieser großen Nähe war kein sicherer Schuss möglich – die beiden alten Männer bewegten sich zu schnell. Tödlich, mörderisch schnell. Jeder Schritt oder jede Drehung konnte ihre letzte sein. Es war unmöglich zu sagen, wen sie treffen würde, wenn sie einen Pfeil abschoss. Ihre Hand zuckte nervös, als sie sich weiter auf die Brücke wagte, ein gutes Ziel suchte und immer einen Augenblick zu spät anlegte. Schweiß kitzelte ihre flatternden Augenlider, wenn sie die Augen von dem Kampf vor sich löste und auf den Abgrund unter ihren Füßen richtete.
    Waerdinur sah den nächsten Hieb kommen und wich aus, flink trotz seiner Größe. Die Stange krachte mit lautem Kreischen gegen die Brücke, schlug Funken, brachte Lamm lange genug aus dem Gleichgewicht, damit der Drachenmann erneut ausholen konnte. Lamm riss den Kopf zur Seite, und statt dass sie ihm den Kopf spaltete,

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