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Blutklingen

Blutklingen

Titel: Blutklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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am liebsten im Boden versinken, während er wie wild in sein Notizbuch kritzelte. Feldwebel Kogg bewegte sich leise in Richtung Tür; der Mann hatte zweifelsohne gute Instinkte. Die Aussichten auf einen Sieg hatten sich verändert, und zwar nicht zum Besseren. Dimbik hatte Cosca, diesen alten Narren, beschworen zu warten, bis mehr Männer die Stadt erreicht hatten, aber genauso gut hätte er mit den Gezeiten diskutieren können. Und jetzt würde ein lockerer Finger am Abzug eines Flachbogens genügen, um ein Blutbad auszulösen.
    Dimbik hob vor den Bogenschützen die Hand, als wollte er ein scheuendes Pferd beruhigen. »Ganz locker bleiben …«
    »Ich scheiße auf Ihren Bonus!«, fauchte Cosca, der sich unter Aufgabe jeglicher Würde bemühte, Lorsen abzuschütteln. »Wo ist mein verdammtes Gold?«
    Hochwürden machte ein paar Schritte rückwärts, eine blasse Hand an ihre Brust gepresst, aber Sarmis schien nur noch größer und Ehrfurcht gebietender zu werden, als er die weißen Brauen runzelte. »Was ist das für eine Unverschämtheit?«
    »Ich kann mich nur entschuldigen«, faselte Tempel, »wir …«
    Sarmis schlug ihn so hart mit dem Handrücken ins Gesicht, dass er zu Boden stürzte. »Knien Sie gefälligst nieder, wenn Sie mich ansprechen!«
    Dimbiks Mund war trocken, und sein Puls hämmerte in seinem Kopf. Dass er für Coscas absurde Ziele sterben sollte, das erschien ihm schrecklich ungerecht. Seine schöne Schärpe hatte schon ihr Leben für diese zweifelhafte Sache gelassen, und das erschien ihm mehr als Opfer genug. Man hatte Dimbik einmal gesagt, dass die besten Soldaten selten mutig sind. Daraufhin war er erst recht davon überzeugt gewesen, dass die Offizierskarriere für ihn ideal war. Er ließ eine Hand langsam zum Griff seines Säbels gleiten, auch wenn er nicht genau wusste, was er eigentlich tun würde, sobald seine Finger das Heft erreicht hatten.
    »Ich werde keine weitere Enttäuschung hinnehmen!«, kreischte der Alte und versuchte, an seinen eigenen Säbel heranzukommen, während Lorsen ihn weiter gepackt hielt und er mit einer Hand noch immer die Schnapsflasche schwenkte. »Männer der Gütigen Hand! Zieht eure …«
    »Nein!« Lorsens Stimme dröhnte wie eine zuschlagende Tür. »Generalhauptmann Dimbik, nehmen Sie den Verräter Nicomo Cosca in Gewahrsam!«
    Eine ganz kurze Pause folgte.
    Wahrscheinlich dauerte sie nur einen Atemzug, aber sie fühlte sich weitaus länger an. Während jeder über die Chancen und den möglichen Ausgang dieser Auseinandersetzung nachdachte. Während jeder überlegte, wie sich die Machtverhältnisse jetzt verschoben hatten. Während sich alles passend zu einem Bild zusammenfügte, in Dimbiks Kopf ebenso wie zweifelsohne in denen aller anderen Anwesenden. Nur ein Atemzug, und dann waren alle Karten neu gemischt.
    »Natürlich, Herr Inquisitor«, sagte Dimbik. Die beiden Flachbogenschützen hoben ihre Waffen und richteten sie auf Cosca. Sie sahen selbst ein wenig überrascht darüber aus, aber sie taten es trotzdem.
    Freundlich sah von seinen Würfeln auf und runzelte leicht die Stirn. »Zwei«, sagte er.
    Cosca starrte Dimbik mit offenem Mund an. »So ist das also?« Die Flasche rutschte aus seinen kraftlosen Fingern, fiel klappernd auf den Boden und rollte mit herausschwappendem Inhalt davon. »So ist das also, ja?«
    »Wie sollte es sonst sein?«, gab Dimbik zurück. »Feldwebel Kogg?«
    Der Altgediente trat vor und zeigte dabei ein beachtliches Maß an militärischer Zackigkeit. »Herr Generalhauptmann?«
    »Bitte entwaffnen Sie Meister Cosca, Meister Freundlich und Meister Sworbreck.«
    »Legen Sie die Männer für die Reise in Eisen«, setzte Lorsen hinzu. »Nach unserer Rückkehr wird ihnen der Prozess gemacht.«
    »Wieso denn ich?«, quiekte Sworbreck mit Augen groß wie Untertassen.
    »Wieso denn nicht?« Korporal Hell sah den Schreiber von oben bis unten an, und als er keine Waffe entdecken konnte, riss er ihm den Bleistift aus der Hand, schleuderte ihn auf den Boden und zermalmte ihn mit großer Geste unter seinem Absatz.
    »Gefangener?«, raunte Freundlich. Aus irgendeinem Grund lag ein ganz leises Lächeln auf seinen Lippen, als die Handschellen um seine Gelenke zuschnappten.
    »Ich komme wieder!«, fauchte der Alte spuckend über seine Schulter hinweg, als Kogg ihn mit sich zog, während er sich weiter wehrte und die leere Scheide an seinem Gürtel hin und her schlug. »Lachen Sie nur, solange Sie können, denn Nicomo Cosca lacht immer als Letzter!

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