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Blutköder

Blutköder

Titel: Blutköder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nevada Barr
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verkündete er. »Von einem Mädchen vom Fremdenverkehrsamt in Tampa. Sieht aus wie eine Broschüre für Fetterman’s Abenteuerwelt. Beim Durchlesen hat bei mir nichts klingelt. Offenbar war das Alias frei erfunden.«
    »Beschreiben Sie sie mir.« Anna wartete ab, während Harry seine Gedanken ordnete.
    »Nichts Außergewöhnliches. Da es ein Fax ist, ist die Auflösung nicht sehr gut. Fetterman’s scheint auch eine von diesen Touristenabzocken gewesen zu sein. Spaß für die ganze Familie und so weiter. Da ist ein Foto, das anscheinend einen Alligator darstellen soll. Schauen wir mal weiter. Tiervorführungen. Souvenirs. Es wird auch eine Rundfahrt durch die Sümpfe angeboten, bei der Nutrias an die Alligatoren verfüttert werden. Ein Familienunternehmen. Auf der Rückseite ist ein Gruppenfoto. Die Gesichter sind verschwommen. Und darunter steht … Moment mal … ›Sie freuen sich auf neue Freunde: Woody und Suzanne Fetterman, Carl Micou, Geoffrey Micou, Arthur Gray und Tunis Chick.‹
    Das Mädchen, das das Fax geschickt hat, hat etwas an den Rand geschrieben: ›Die Abenteuerwelt wurde nach Woody Fettermans Tod in diesem Sommer geschlossen.‹«
    »Wie alt ist die Broschüre?«, fragte Anna. »Können Sie das feststellen?«
    »Hmmm. Lassen Sie mich sehen, lassen Sie mich sehen. Hier haben wir es. Von 1994. Also alt. Wahrscheinlich hat sich in der Abenteuerwelt über die Jahre nicht viel verändert.«
    Anna gab Joan das Funkgerät zurück. Harrys Funkspruch war nur eine Höflichkeitsgeste gewesen. Die Broschüre war nicht sonderlich interessant und auch nicht sehr aufschlussreich. Weder sie noch Harry hatten Lust, am Funk Zeit mit Ratespielchen zu vergeuden und Mutmaßungen darüber anzustellen, was ein aufgegebener Freizeitpark in Florida mit einer toten und verstümmelten aus Seattle stammenden Scheidungsanwältin in Montana zu tun haben mochte.
    So sehr war Anna gedanklich auf das DNA -Projekt eingestellt, dass sie bereits drei Kilometer weit marschiert war, als ihr endlich ein Licht aufging.
    »Joan! Bleib stehen!«
    Joan und Rory drehten sich nach ihr um. Anna verharrte mitten auf dem Pfad.
    »Erzähl mir von dem Jungen, der dir E-Mails schreibt. Dem, der die Karte zeichnet«, sagte sie zu der Forscherin.

22
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte der Weg von ihrem Ausgangspunkt bis zu der kleinen Wiese, wo sie vor einer knappen Woche ihr Lager aufgeschlagen hatten, vier Stunden oder mehr in Anspruch genommen. Nun brachten sie ihn in knapp drei hinter sich und trafen eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit ein.
    Da sie Zelte, Kocher, Schlafsäcke und den Rest ihrer Campingausrüstung zurückgelassen hatten, mussten sie nicht schwer tragen und kamen rasch voran. Ohne diese Annehmlichkeiten würde es zwar eine ungemütliche Nacht werden, doch Anna hatte die Zeit nicht opfern wollen, die es gekostet hätte, umzukehren, das Lager abzubauen und dann, beladen mit einer zusätzlichen Last, den Rückweg auf die Hochebene das Flattop Mountain anzutreten.
    Offen gestanden empfand sie die Gegenwart von Joan und Rory ebenfalls als zusätzliche Last. Aber nachdem sie Joan im Austausch für die Informationen ihre Theorie erläutert hatte, hatten die beiden sich geweigert zurückzubleiben. Das hieß, dass Anna nun die Verantwortung für zwei weitere Personen trug. Dennoch war sie froh, nicht allein zu sein. Da sie den Verdacht hatte, dass der Funkverkehr im Park nicht nur von Rangern mitgehört wurde, hatte sie beschlossen, keine Verstärkung bei Ruick anzufordern.
    Dieser Schritt war nicht so leichtsinnig, wie es zunächst den Anschein hatte. Da Ruick und seine Männer ohnehin erst am nächsten Tag ins Hochland würden aufbrechen können, hatte Anna noch die ganze Nacht Zeit, um es sich anders zu überlegen.
    Anna, Joan und Rory verließen vor dem Trapper Peak den Pfad und folgten dem Hang in südlicher Richtung den Flattop Mountain entlang. Da diese Flanke des Berges nach Westen zeigte, brannte die Nachmittagsonne erbarmungslos auf sie herunter. Einige winzige Seen, vor einer Ewigkeit von Gletschern ausgehöhlt und von Schmelzwasser führenden Bächen gespeist, versorgten sie mit Wasser. Außerdem strotzte die Gegend von Heidelbeeren, die gerade in voller Reife standen.
    Etwa einen Dreiviertelkilometer von ihrem früheren Lagerplatz entfernt, blieb Anna auf einem Felsvorsprung stehen. Zum Teil lag das an dem Keuchen, das sie hinter sich hörte, denn sie hatte ein strammes Tempo vorgegeben. Dass sie ebenfalls schwer

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