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Blutköder

Blutköder

Titel: Blutköder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nevada Barr
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wie rasch man sich der Sache angenommen hatte. Offenbar hatte Harry Ruick einigen Einfluss.
    Der Großteil der Fingerabdrücke an der Flasche stammte von Rory, doch man hatte auf dem Kunststoff auch vier deutliche Spuren von Daumen, Zeige- und Mittelfinger sichergestellt. Sie gehörten Carolyn Van Slyke. In Annas Augen war das ein eindeutiger Beweis dafür, dass Rory in der Nacht seines Verschwindens zumindest in der Nähe seiner Stiefmutter gewesen seien musste – auch wenn er sie nicht umgebracht hatte –, um in den Besitz der Flasche zu kommen. Obwohl dieser Umstand für real existierende Menschen auf der Hand lag, hatte Anna genug Erfahrung, um zu wissen, dass sich Geschworene davon wenig beeindrucken lassen würden, sollte Rory vor Gericht gestellt werden. Jeder Verteidiger würde einwenden, es sei nur natürlich, dass sich Mrs Van Slykes Abdrücke auf der Flasche befanden. Schließlich sei sie Rorys Mutter gewesen. Also hätten die Fingerspuren jederzeit auf die Flasche geraten können, bevor der Junge sie zum Zelten mitnahm. Und könne Anna unter Eid schwören, dass er keine zwei Flaschen besessen habe? Nein.
    Wenn Anna die Flasche nicht gekennzeichnet hätte, als sie sie zum Beweisstück erklärte, es wäre ihr sogar schwergefallen zu schwören, dass es sich bei dieser Flasche tatsächlich um dieselbe handelte, die Rory bei seiner Rückkehr mitgeführt hatte – nicht etwa um die, die vor dem Angriff des Bären in seinem Besitz gewesen war. Die beiden Flaschen glichen sich nämlich wie ein Ei dem anderen.
    Zwei weitere teilweise erhaltene Fingerabdrücke waren weder Rory noch Carolyn zuzuordnen. Vermutlich waren es die von Lester, doch sie hätten auch von jedem x-Beliebigen stammen können, den Carolyn aus ihrer Flasche hatte trinken lassen. Vielleicht hatten die Wanderer, die Rory aufgelesen hatten, die Flasche ja berührt. Dennoch hatte man sie routinemäßig mit der Fingerabdruck-Datenbank AFIS abgeglichen.
    Die nächste Seite machte Annas Mutmaßungen ein Ende. Am Boden der Wasserflasche hatte man Blutspuren entdeckt. Bei der Erstellung des Berichts war im Labor noch nicht klar gewesen, ob die Menge für eine DNA -Analyse reichte.
    Die restlichen Seiten enthielten eine Auflistung des Inhalts des unter dem Baumstamm aufgefundenen Rucksacks sowie der Habe des Opfers. Gerade wollte Anna die geborgten Unterlagen wegräumen, als sie bemerkte, dass die Auflistung von Carolyns Besitztümern nicht in doppelter Ausführung vorhanden war. Es gab zwei Aufstellungen: eine der persönlichen Habe der Toten und eine der an der Leiche sichergestellten Gegenstände. Auf den ersten Blick schienen sie identisch zu sein. Dann jedoch erkannte Anna, dass auf der einen Liste ein Punkt fehlte.
    »Wie ich sehe, fühlen Sie sich schon wie zu Hause«, merkte Harry spitz an.
    »Ja.« Anna war so in ihre Aufgabe vertieft, dass sie die Zurechtweisung überhörte. »Also gehörte die Militärjacke nicht Carolyn?«
    Ruick schüttelte ungehalten den Kopf. Da Anna der Tadel entgangen war, verstand sie die Geste auch nicht als Zeichen seines Ärgers über ihre Begriffsstutzigkeit, sondern als Bestätigung, was die Jacke betraf.
    »Lesters?«, fragte sie.
    »Lester hat keine Ahnung, woher sie sie hat. Kommen Sie in mein Büro. Ich erkläre Ihnen alles, was Sie nicht bereits auf Maryannes Schreibtisch entdeckt haben.«
    »Danke«, erwiderte Anna arglos.
    Ruick murmelte etwas, das nach »wie ein Elefant im Porzellanladen« klang. Doch Anna, die die Schrullen von Vorgesetzten gewöhnt war, ignorierte es höflich.
    Wie sich herausstellte, gab es bis auf das, was sie bereits durch ihre Neugier herausgefunden hatte, nichts weiter zu berichten. Keine Hinweise darauf, wem die Jacke gehörte oder warum Carolyn sie getragen hatte. Les hatte Harry erzählt, Carolyn habe die Angewohnheit gehabt, Dinge aus dem Besitz der Männer in ihrem Umfeld an sich zu nehmen, um sie selbst zu benutzen, ohne sich etwas dabei zu denken. Wenn sie in jener Nacht bei ihrem Aufbruch gefroren hatte, konnte sie sich einfach die Jacke eines anderen Campers von einem Baum oder Felsen gegriffen haben.
    »Les hat eigens betont, seine Frau hätte niemals gestohlen«, fügte Harry hinzu. »Sie lieh sich nur ohne Erlaubnis Sachen aus.«
    »Falls der Besitzer der Jacke weitergezogen ist, werden wir nie erfahren, wer er ist. Mist, vielleicht ist er ja nicht einmal hundertprozentig sicher, wo er sie verloren hat«, merkte Anna an.
    »Überprüfen Sie das«, befahl

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