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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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verraten, weil sie mich liebt«, neckte er mich. »Das ist schon irgendwie liebenswert.«
    »Sie bleibt in Brighton«, forderte ich. »Oder ich werfe dich vom Leuchtturm, und du kannst da eine Weile mit dem Geist abhängen.«
    »Aber sie könnte sich als nützlich erweisen«, wandte er ein.
    »Sie. Bleibt. In. Brighton.«
    »Gut, gut. Sie bleibt in Brighton«, gab er nach und küsste mich auf die Stirn, bevor er aufstand und zur Instrumententafel ging. »Dann lass uns dorthin fahren und sie auf die armen, arglosen Narren dort loslassen.«
***
    Die Rückreise verlief ereignislos, besonders im Vergleich zu unseren früheren Stunden im Boot. Ich fühlte mich etwas verunsichert wegen dem, was zwischen uns geschehen war, und so wenig ich unseren neuen Passagier auch leiden konnte, war ich doch froh darüber, untätigen Stunden in dem offensichtlich praktischen Schlafraum aus dem Weg zu gehen. Nun da ich seiner magnetischen Anziehungskraft und meinem eigenen Verlangen nachgegeben hatte, waren meine Gefühle in Bezug auf ihn noch komplizierter geworden. Ich fühlte mich ihm näher, aber gleichzeitig fühlte ich mich weniger wie ich selbst. Ich wusste gar nicht, was ich am dringendsten brauchte: Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Schlafen oder Zeit, um meine Gefühle zu erforschen. Oder Criminys Herz. Oder seinen Körper.
    Criminy war ungewöhnlich still. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass er sich um mich sorgte, oder darum, wie wir Goodwill finden sollten, oder wie er mit Tabitha verfahren sollte oder alles zusammen. Ich wollte auch nicht fragen.
    Ich wusste, dass Criminy das Boot erkundet hatte, aber die einzige Tür, die ich bisher geöffnet hatte, war die zum Schlafraum gewesen. Plötzlich fiel mir ein, dass ich in den letzten vierundzwanzig Stunden nichts als Kekse gegessen hatte. Kein Wunder, dass ich so unsicher und emotional erschöpft war. Also ging ich schnurstracks zur Kombüse.
    An der Wand war ein kleiner emaillierter Würfel angeschraubt, wie der in Antonins Wohnung. Die Luft darin war allerdings kalt, nicht blutwarm. Darin befanden sich gekühlte Dosen mit einer sonderbar dickflüssigen Milch und etwas verschrumpeltes Obst. Hinter den Schiebetüren des Schranks fand ich ein paar Suppendosen und mehrere Packungen Schiffszwieback, bei denen es sich offenbar um einen antiken Vorläufer von Pop-Tarts handelte, die ausschließlich aus Zement gefertigt waren.
    Schließlich landete ich bei einer Schüssel kalter, wässriger Suppe, einem Glas Schlagsahne und lauwarmem Obstsalat. Der Apfel war innen pink, und die Tangerine war hauptsächlich trocken. Die steinharten Kekse wollte ich gar nicht erst probieren. Ich setzte mich auf den Hocker, der am Boden festgeschraubt war und starrte auf meine Mahlzeit. Mein Hauptgedanke war ugh . Wahrscheinlich dasselbe, was Criminy gedacht hatte, als er und Tabitha Goodwills Menagerie verspeist hatten. Es schmeckte bescheiden, aber man konnte davon leben.
    Nachdem ich meine Mahlzeit mühsam hinuntergewürgt und danach das Badezimmer aufgesucht hatte, rollte ich mich auf dem Flurboden zusammen und schlief ein. Nur vage bekam ich noch mit, wie Criminy mich aufsammelte, auf eine schmale Couch legte und im Wohnraum des leise schnurrenden Bootes zurückließ, nachdem er eine weitere Schiebetür hinter sich geschlossen hatte. Der Kuss auf meine Stirn, den ich schon erwartet hatte, blieb allerdings aus. Den ganzen Weg über nach Brighton schlief ich unruhig.
***
    Ich erwachte einige Stunden später, als das U-Boot taumelnd zum Halten kam. Die Tür zum Schlafraum war immer noch geschlossen, und ich fand Criminy allein an der Instrumententafel. Ich lächelte schläfrig und legte meinen Kopf an seine Schulter, aber er schüttelte mich gereizt ab und ging zum Periskop.
    »Es raucht immer noch«, stellte er stirnrunzelnd fest. »Alle Schiffe im Hafen sind verschwunden, und ich kann nicht eine lebende Seele entdecken.«
    Ich gähnte. »Ich bin froh, dass sie doch noch klug genug waren, zu flüchten«, meinte ich.
    »Nicht unbedingt. Jemand könnte auch die Schiffe losgeschnitten haben, damit sie davontreiben und die Leute darin nicht heraus können. Oder sie könnten versenkt worden sein. Oder verbrannt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass irgendwer so etwas tun würde«, sagte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass in meiner Welt noch weit schlimmere Dinge getan worden waren. »Und außerdem würden wir doch Teile davon treiben oder rauchen sehen, und du siehst nichts dergleichen, oder?«
    Er ging

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