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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Schrank voller Cornflakessorten starrte und versuchte, mich zwischen Müsli und Cornflakes zu entscheiden, fühlte ich mich plötzlich hilflos. Wo war der Unterschied? Es war doch alles derselbe Mist in Tüten, nichts davon echt. Mein Leben fühlte sich unproduktiv, simpel und langweilig an, wie ein Apartment in neutralen Farben, das danach schrie, schön und interessant zu sein. Und da fiel mir wieder der Hausflohmarkt ein, wo ich die Kette gefunden hatte. Ich musste noch einmal zu Mrs Steins Haus zurück und nachsehen, was in diesem blutroten Buch stand.
    Als ich um 8:30 Uhr bei Nana auftauchte, war sie lebhaft wie immer. Ihr nächtlicher Albtraum samt folgendem Telefonanruf war vergessen, und ich schnitt das Thema auch nicht an. Ich kümmerte mich immer sorgfältig um sie, aber heute gab ich mir ganz besonders viel Mühe, um sicherzugehen, dass es ihr so gut wie nur irgend möglich ging.
    »Süße, du bist heute noch reizender als sonst. Gibt es da irgendwas, das du mir verheimlichst?«, fragte sie in ihrem unschuldigsten Südstaatentonfall.
    »Nein, Nana«, gab ich genauso zuckersüß zurück. »Ich mache nur meinen Job für die Großmutter, die ich liebe.« Und ich hatte vor, ihr heute Nacht noch eine halbe Tablette Ambien mehr zu geben, in der Hoffnung, dass sie dann keine Albträume mehr hätte.
    Nachdem sie für den Tag gut versorgt war, fuhr ich noch mal zu dem Hausflohmarkt zurück. Keine Schilder, keine Autos in der Auffahrt, kein Licht im Haus. Der Flohmarkt war eindeutig vorbei. Aber ich musste an dieses Buch kommen und nachsehen, ob es die Antworten zu meinem Doppelleben in Sang enthielt.
    Ich schlich auf Zehenspitzen zum Haus und spähte durch die Fenster neben der Eingangstür. Eine Menge von dem Zeug drinnen war weg. Der Tisch, an dem die Leute ihre Käufe bezahlt hatten, war noch da, aber die Kasse und das Notizbuch fehlten. Ich fragte mich, was mit all den Sachen passierte, die nicht verkauft worden waren; ob man sie weggeworfen oder Mrs Steins habgierigen Kinder übergeben oder vielleicht einem Trödelhändler verkauft hatte. Ein schäbiges altes Buch würde doch sicher niemand vermissen, falls es überhaupt noch da war.
    Moment mal, dachte ich. Du hast schon eine Halskette gestohlen. Und jetzt suchst du nach einer Rechtfertigung, um in das Haus einzubrechen und das Buch zu stehlen. Was wird nur aus dir?
    Ich bin kein Dieb, gab ich mir selbst streng zur Antwort.
    Du bist schon ein Dieb. Was ist schon ein Ding mehr, das niemand haben will?
    Hör auf, mit dir selbst zu reden, dachte ich und versuchte, die Stimmen aus meinem Kopf zu vertreiben.
    Ich ging ums Haus herum und versuchte, unverdächtig zu wirken. Ich spähte die Straße entlang, konnte aber keinen einzigen Anwohner entdecken. In Mrs Steins Gegend war es immer ruhig. Ich fühlte mich, als sei ich allein auf der ganzen Welt. Und ich fühlte mich, als würde das Haus auf mich warten.
    Unglücklicherweise hatte ich meinen Schlüssel bereits abgegeben. Ich lief hinten herum und probierte es an der Hintertür. Sie hatte ein altmodisches Schlüsselloch. Ich rüttelte am Türgriff, aber das Schloss hielt. Unter der alten Fußmatte fand ich einen Schlüssel. Ich konnte gar nicht glauben, dass eine so misstrauische alte Schachtel wie Mrs Stein tatsächlich einen Schlüssel an einem so offensichtlichen Versteck aufbewahrt hatte.
    Im Haus war es still, bis auf die Dielen, die unter meinen Clogs knarrten, und meinen eigenen Herzschlag, der mir in den Ohren dröhnte.
    Ich lief an der verschlossenen Schlafzimmertür vorbei, die Treppe hinauf, wobei ich vor jedem Fenster erst nachschaute, ob sich draußen etwas rührte, bevor ich daran vorbeiging. Ich fühlte das Adrenalin durch meinen Körper rasen, und ich konnte jedes Staubkorn, jedes klitzekleine Ächzen in dem alten Haus hören. Als ich die dunkle wacklige Treppe zum Dachboden hinaufpolterte, ging mir auf, dass ich da oben in der Falle saß, falls jemand auftauchte. Und ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen.
    Das leuchtend rote Buch war leicht zu finden. Ich blieb nicht mal stehen, um es zu öffnen, sondern rannte einfach wieder die Treppe hinunter, zur Hintertür hinaus, warf die Tür zu und drehte den Schlüssel um. Erst als ich auf dem Rasen stand, gestattete ich mir wieder zu atmen.
    In dem Moment hörte ich Reifen auf Kies knirschen. Ich warf das Buch hinter ein paar große Hortensienbüsche, die sich am Haus entlang in die Höhe kämpften, dann ging ich um die Ecke und tat so als würde

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