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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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kleines Damastsofa mit quastenbesetzten Kissen mein schmerzendes Hinterteil lockte. Die Stunden ohne Sattel auf einem Pferderücken forderten langsam ihren Tribut von einem Körper, der in den letzten Tagen mehr als genug Angst und Schmerz hatte erleiden müssen.
    Doch gerade, als ich in Begriff war, mich auf das Sofa fallen zu lassen, hielt ich inne. Die Nana in meinem Kopf tadelte mich, und ich seufzte. Ich war tropfnass. Ich konnte doch keine Flecken auf dem guten Mobiliar von jemand anderem hinterlassen.
    »Criminy?«, rief ich. Er war tiefer ins Innere des Bootes verschwunden. »Ich muss mich umziehen.«
    Sein Kopf schaute um die Ecke. »Ich setze gerade unseren Kurs, Liebes«, sagte er. »Stöber doch mal herum und schau, was du so finden kannst. Ich fürchte, ich habe unseren Tornister beim Weg über die Mauer verloren, als sie angefangen haben, auf mich zu schießen. Tut mir leid deswegen. Der Schlafraum ist die andere Seite runter.«
    Ich platschte den schmalen Flur entlang, vorbei an der winzigen Küche und dem Bad. Der Schlafraum war am hinteren, gerundeten Ende des Boots. Das Bett maß knapp zwei Meter im Quadrat, und der ganze Raum war nicht viel größer. Ich schob eine Platte in der dunklen Holzwand beiseite und stand vor einem Schrank mit Herrenkleidung. Sie war prächtig, neu und ein wenig zu groß. Aber es würde gehen.
    Ich schob die Tür zum Schlafraum hinter mir zu und fragte mich dabei, ob der Duft meiner nackten Haut Criminy anlocken würde, ob es ihm überhaupt etwas ausmachte, oder ob es an ihm nagte, so als würde man einen Hamburger riechen, wenn man schon am Verhungern war. Oder ob es mehr so war, als würde man einem Halbwüchsigen eine nur halb bekleidete Frau zeigen. War es Hunger, Lust, Neugier? Ein animalischer Instinkt oder ein menschliches Sehnen?
    Aber das spielte alles nicht wirklich eine Rolle. Er war am anderen Ende des Bootes beschäftigt, und ich musste mich umziehen. Ich konnte schließlich nicht halbnackt in Jonah Goodwills Schlupfwinkel einbrechen.
    Als ich mich am Bettrand niederließ, verriet mir ein summendes Geräusch, dass der Motor startete. Es war überraschend leise, ganz und gar nicht das laute Schleifgeräusch, das ich erwartet hatte. Das Boot erbebte und setzte sich in Bewegung. Als es auf Kurs schwenkte, rutschte ich ein wenig zur Seite. Es ging los.
    Zuerst kamen die nassen Stiefel, obwohl es schwierig war, die aufgequollenen Schnürsenkel aufzubekommen. Danach die triefenden Strümpfe, dem Himmel sei Dank. Dann die Fetzen des Kleides, die sich wie eine zweite Haut abschälten. Anschließend das Korsett, nachdem ich die Schnüre mit meinem Messer durchgeschnitten hatte – mit einem deutlichen Gefühl der Genugtuung. Dann war Uro an der Reihe und zuletzt die Handschuhe, kalt und feucht wie Froschfinger, der eine noch in einem Stück, der andere zerfetzt und blutig. Endlich war ich vollkommen nackt.
    Ich lehnte mich zurück und atmete tief aus, die Augen genüsslich geschlossen. Als ich sie wieder öffnete, sah ich direkt über mir in einen Spiegel, der in die Decke über dem Bett eingelassen war. Als ich mich da so liegen sah, nackt ausgestreckt auf der roten Samtbettdecke irgendeines reichen, fremden Mannes, stieß ich einen kleinen Schrei aus und krabbelte zurück ans Fußende des Bettes, weg vom Spiegel und hin zu den trockenen Kleidungsstücken in dem Wandschrank. Aber ich konnte es mir nicht verkneifen, noch mal nach oben zu schauen, und erst da fielen mir die Messingringe auf, die um den Spiegel herum in der Decke angebracht waren. Und eine Lederpeitsche, die an einem Haken in der Wand hing.
    Wer auch immer der Besitzer dieses Bettes war, er war ein Lustmolch. Wir hatten ein echtes Liebesnest gestohlen. Plötzlich ergab der rote Samt überall einen Sinn.
    »Letitia! Liebes, geht es dir gut?«, rief Criminy von der anderen Seite der dünnen Tür. Panisch wickelte ich mich in die scharlachrote Überdecke, sodass die Quasten meine feuchte Haut kitzelten.
    »Mir geht es gut«, rief ich. »Ich habe mich nur gerade ein wenig erschreckt.«
    »Was ist passiert?«, fragte er, und plötzlich schien die Luft zwischen uns sehr dicht und sehr still. Die dünne Schiebewand zwischen uns wölbte sich ein wenig in meine Richtung, und ich konnte mir Criminy auf der anderen Seite vorstellen, wie er sich mit Gesicht und Händen gegen das schwarze Holz lehnte, die scharfen Augenbrauen besorgt zusammengezogen. Mit geblähten Nasenflügeln, die meinen Duft einfingen.
    Ich

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