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Blutleer

Blutleer

Titel: Blutleer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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sagte Jakubian, als Heyer sich gesetzt hatte. »Wir wissen immer noch nicht, wie die Tatsache, dass Hirschfeld verlegt wird, durchsickern konnte. Vermutlich war es zwar der Justizbeamte Ulf Maier, der schweigt aber, und beweisen können wir ihm nicht mehr, als dass seine Tochter mit Julia zur Schule ging. Wir müssen trotzdem noch einmal alle Möglichkeiten prüfen. Unter den gegebenen Umständen muss man leider auch davon ausgehen, dass es kein Zufall war, dass kein normaler Gefangenentransporter vor Ort war und auch kein Ersatz beschafft wurde.«
    Jakubian machte eine Pause. »Die meisten, die hier sitzen, wundern sich vielleicht, dass diese Besprechung angesetzt wurde. Hirschfeld ist tot, die Fahndung nach seinem Mörder läuft, was also gibt es noch zu besprechen?«
    Barbara konnte den einen oder anderen Kollegen verstohlen zustimmen sehen.
    Jakubian fuhr fort: »Es haben sich einige neue Aspekte ergeben in Bezug auf Hirschfeld und die Morde, die es nötig machen, wieder ganz neu in den Fall einzusteigen.«
    Er ließ Jost Klasen noch einmal die Geschichte wiedergeben, die Hirschfelds Cousine ihm erzählt hatte, und bat dann Barbara, über die alten Fälle zu berichten. »Bis zu diesem Zeitpunkt«, sagte er, »gab es keinen Grund, an Hirschfelds Geständnis zu zweifeln. Aber jetzt muss man diese alten Fälle in einem ganz neuen Licht betrachten. Bitte, Barbara.«
    Barbara ging nach vorn, sie hatte ein paar Notizen dabei. »Es handelt sich um elf Fälle, die in den Archiven zwar irgendwo unter »Vergewaltigung« geführt wurden, bei denen es aber nie zum Sexualverkehr kam. Wir haben einmal Düsseldorf, zweimal Duisburg, zweimal Mülheim, viermal Essen, zweimal Bochum und zweimal Dortmund. Es gibt möglicherweise noch mehr, aber es waren nur die Städte angefragt, die in Zusammenhang mit der Mordserie stehen. Zeitlich liegen sie von 1999 bis 2003, also vor der Serie.«
    Sie überflog ein paar Seiten, bis sie an die maßgeblichen Stellen in ihren Aufzeichnungen kam. »Einheitlich war das Vorgehen des Täters, sich an sein Opfer heranzumachen: spät abends in relativ einsamen Gegenden, meist auf dem Heimweg von der Bahn. Er greift sie von hinten. Und dann haben wir wie bei den Morden verschiedene Muster: Würgen, Messerstiche, Schläge, die vermutlich von einem Hammer stammen. Nur ein Opfer wurde ernsthafter verletzt, nämlich das im September 2002 mit den Hammerschlägen, da gab es eine Schädelfraktur, die glücklicherweise keine schwerwiegenden Folgen hatte. Bei diesem Opfer wurde zwar ein Raub vorgetäuscht, der Fall gehört aber eindeutig dazu.«
    »Wieso?«, fragte Jost Klasen.
    »Im Unterschied zu den Morden handelt es sich immer um Opfer des gleichen Typs: relativ attraktive, schlanke, blonde und höchstens mittelgroße, eher zierliche Frauen zwischen zwanzig und dreißig«, antwortete Barbara und referierte dann weiter: »Da es sich nicht um vollendete Vergewaltigungen, sondern ‚nur‘ um Überfälle handelte, wurden die Fälle – sagen wir einmal – mit weniger Nachdruck bearbeitet. Eine Serie war über die lange Zeit und die räumliche Verteilung auch nicht zu erkennen. Erst wenn man alle diese Akten gemeinsam auf dem Tisch hat, wird der Zusammenhang klar.«
    »Und der Zusammenhang mit den Morden?« Lutz Kramer hatte die ganze Zeit mit zunehmendem Stirnrunzeln zugehört.
    »Ich habe in der kurzen Zeit natürlich noch kein komplettes Profil des unbekannten Mörders erstellen können«, sagte Barbara. »Aber ich denke, es handelt sich um jemanden mit ausgeprägt sadistischen Neigungen in der klassischen Bedeutung, will sagen, er befriedigt seinen Sexualtrieb durch Gewalt und zwar in diesem Falle ausschließlich durch Gewalt. Möglicherweise hat er früher seinen Sexualpartnerinnen beim Beischlaf Schmerzen zugefügt, aber inzwischen hat er gemerkt, dass ihm die Gewalt genügt. Vielleicht hat er auch Erektionsprobleme – wir haben ja immer nur Hirschfelds Sperma entdeckt. Deshalb gab es bei den Überfällen auch keine Vergewaltigungen im eigentlichen Sinne. 2004 hat er dann den nächsten logischen Schritt getan: das Opfer zu töten.«
    »Aber das war eine alte Frau«, warf Heyer ein.
    »Ja. Aber wir können uns nicht sicher sein, dass Anna Koslinski wirklich das erste Opfer ist. Meine Hypothese ist, dass es ein Bindeglied gibt zwischen den Überfällen und den Morden. Es könnte ein Überfall mit größerer Gewaltanwendung als bisher sein. Was ich aber eher vermute, ist ein weiterer Mord. Ein Mord an einem

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