Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Arbeit machen!“
Mit grimmiger Miene und nach oben gestreckter Nase drehte sich der Kapitän um und stolzierte in seine Kabine. Alkeer war sich nicht sicher ob Dukarus um seinen Großvater und dessen Schmach wusste oder ob er ihn in jedem Fall wie einen Straßenköter behandelt hätte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Offizier ihn wegen seines Ahnen als Ausgestoßenen ansah.
„Lass dir wegen dem bloß keine Sorgenfalten ins Gesicht meißeln.“ versuchte ihn Gér Malek aufzumuntern. „Dukarus ist schlechter Dinge, weil er einer der wenigen Kommandeure ist, die keinen Kapitän als Untergebenen haben und deswegen selber das Kommando über das Schiff führen müssen. Ihm wäre es lieber den ganzen Tag mit den Offizieren unter Deck Landkarten und Schlachtpläne zu studieren. Aber die Richtlinien für die Schiffsführer sind sehr streng. Sollte er seine Pflicht als Kapitän der
Klippenbrecher
nicht nach besten Willen erfüllen, würde man ihn nicht nur des Kommandos entheben, er würde außerdem zu einem Mág oder vielleicht sogar hinunter zum Lór degradiert werden. Die Gesetze unserer Armee sind nun mal sehr streng.“
Maleks Worte zauberten ein Lächeln auf Alkeers Gesicht.
„Ich danke Euch für eure freundlichen Worte. Aber trotzdem sollte ich mich wieder meiner Arbeit widmen. Der Schiffskoch wird sehr ungehalten sein wenn ich nicht mit der Küchenarbeit fertig werde. Wenn ich die Wahl hätte würde ich mit euch an Land gehen, aber der Hó würde das nie gestatten.“
Malek sah Alkeer nach und musste lächeln. Er konnte sehen, dass der Junge Stolz hatte und sich trotzdem nicht zu schade war um Küchendienst zu leisten. Die jungen Rekruten in
Elamehr
hingegen ließen sich nach ihrem ersten Jahr auf der Armeeschule gerne von Mägden und Neulingen bedienen. Sie waren der Meinung, dass sie einen höheren Stand hatten, nur weil sie den ersten Zyklus der Ausbildung überstanden hatten. Von ihnen würde keiner mit solcher Zuversicht niedere Arbeiten verrichten, wie es bei Alkeer der Fall war.
Deine Zeit wird kommen, mein Freund. Wahrscheinlich früher als dir lieb ist.
Als hätte sich ein dunkler Schatten seiner Gedanken bemächtigt, erstarb Maleks Lächeln schlagartig. Er wusste, dass das Schicksal nicht mit sich handeln ließ. Alkeer würde seine Bestimmung finden. Und Malek würde derjenige sein, der dafür sorgte, dass Männer wie Dukarus dies nicht verhinderten.
Gerade als er sich wieder an die Arbeit machen wollte, musste Alkeer an seinen Großvater denken.
Ich werde einen Weg finden die Ehre unserer Familie wiederherzustellen.
Er streifte mit seinen Fingern über den Anhänger, der seit einigen Generationen im Besitz seiner Familie war. Seine Großmutter verwahrte dieses Erbstück lange Zeit für ihren heranwachsenden Sohn. Es war ein flacher runder Anhänger aus Eisen, der in der Mitte einen matten dunklen Stein hatte, welcher ein wenig nach angelaufenem Glas aussah. Am äußeren Rand konnte man einige tiefe Kerben erkennen. Immer wenn Alkeer die Kühle des Anhängers auf seiner Haut spürte, empfand er ein Gefühl der Geborgenheit. Vielleicht lag es daran, dass er an seinen Großvater erinnert wurde. Vielleicht aber auch, weil er an seine Heimat und seine Familie dachte. Egal was es war, der Anhänger würde für ihn immer ein kleiner Trost sein solange er auf fremdem Boden reiste. Alkeer erinnerte sich noch wie er als Kind des Nachts einen schlimmen Alptraum vom Krieg hatte. Die Stimmen der vergangenen Schlachten hatten ihn im Schlaf aufgesucht und ihr Leid geklagt. Schweißgebadet rannte er in das Schlafzimmer seiner Eltern um Schutz zu suchen. Als sein Vater die Angst in den kindlichen Augen erblickte, wusste er um die Gräuel, welche sein Sohn in seinen Träumen gesehen haben musste. Weil er nicht wollte, dass seine Frau sich Sorgen um ihr Kind machte, nahm er Alkeer bei der Hand und führte ihn hinaus in den tiefen Wald. Auf einer kleinen Lichtung machten sie Halt und setzen sich auf einen großen Baumstumpf. Es musste ein Riese gewesen sein, der dort einst gestanden hatte bevor er gefällt wurde. Alkeer erinnerte sich noch gut an die Worte seines Vaters.
„
Stets war ich bemüht die Gedanken an deinen Großvater fortzujagen. Doch nun scheint mir die Zeit reif, um dir etwas über ihn zu erzählen. Doch eines musst du mir versprechen, mein Sohn. Nach der heutigen Nacht wirst du nie wieder über deinen Großvater sprechen. Weder mit mir, noch mit anderen Menschen. Sein Vermächtnis
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