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Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)

Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)

Titel: Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Pöplow
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als sie diese Mission antrat.“
    Elrikh wusste nicht wie ihm geschah. Dieser arme Mann, der neben ihm saß, hatte nicht nur erst kürzlich seinen kleinen Bruder durch ein Monster verloren, auch seine ältere Schwester war ihm genommen worden. Wie viele Schicksalsschläge mochte ein einzelner Mensch wohl verkraften, bevor er den Glauben an das Glück und die Hoffnung verlor?
    „Was ist passiert? Habt ihr das Schiff gefunden?“
    Draihn wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und holte erneut tief Luft.
    „Als wir uns der Küste von
Talamarima
näherten, konnten wir das vermisste Schiff ausmachen. Es war anscheinend auf Grund gelaufen und konnte ohne Hilfe keine Fahrt aufnehmen. Zwar schöpften wir für einen Moment Hoffnung, doch es erschien uns merkwürdig, dass wir keinerlei Bewegung auf dem Deck sahen. Ich weiß noch wie mir mein Herz bis zum Hals schlug, als ich den Bug des Schiffes erblickte. Er war gespickt von Pfeilen und in der Seite klaffte ein Loch, welches vermutlich von einer Baliste herrührte. Ein Beiboot brachte mich und sechs andere zu dem aufgelaufenem Kriegsschiff hinüber. Wie wir es schon vermutet hatten war niemand an Bord.“ Wieder musste der Valantarier tief Luft holen und um Fassung ringen. „Da wir weder Blut noch sonst ein Anzeichen von Verletzten oder Toten fanden, erlaubte ich es mir zu hoffen. Ich klammerte mich an diesen winzigen Halm und musste erkennen, dass man den Grauen des Krieges nicht mit Gebeten und Wünschen verwischen kann! Schließlich… entschlossen wir uns Land anzusteuern.“ Draihn versagte die Stimme. Elrikh konnte nicht anders als ebenfalls eine Träne zu vergießen. Zu deutlich war der Schmerz auf dem Gesicht von seinem neuen Freund zu sehen. „Als wir den Strand betraten…! Ich dachte zuerst…! Ich dachte es wären erloschene Fackeln, die den Weg zu den Klippen säumten! Doch das waren sie nicht!“ Die Trauer in seiner Stimme war dem Zorn und der hilflosen Wut gewichen, die er auch damals verspürt haben musste. „Wir blickten in die, vor Angst verzerrten, Gesichter unserer Kameraden. Ihr Antlitz wurde durch die Qualen entstellt, die sie im Augenblick ihres Todes erlebt haben mussten. Diese Bastarde…! Diese Schweine hatten unseren Freunden die Köpfe abgeschlagen und aufgespießt an den Wegesrand gestellt. Wie ein Bauer, der sein Feld mit einer Vogelscheuche schmückt, entehrten die Nomaden die Körper der Gefallenen, indem sie ihre gepeinigten Leiber wie Unrat liegen ließen. Meine Schwester… Ihr Gesicht… Der Kopf meiner Schwester war beinahe bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden. Ihr Mund… war weit aufgerissen. So als habe sie im Moment ihres Todes laut um Hilfe geschrien. Als ich dastand und in ihr geschundenes Gesicht blickte, da hatte ich das Gefühl als hörte ich sie meinen Namen schreien. Doch ich war nicht da um sie zu beschützen! Ich… habe sie diesem furchtbarem Schicksal überlassen!“
    Elrikh wollte Draihn trösten und ihn davon abhalten noch weitere Wunden der Vergangenheit aufzureißen, doch etwas in ihm hielt ihn davon ab. Er glaubte zu spüren, dass es das Beste für Draihn wäre, wenn er sich alle seine Qualen von der Seele reden konnte. Der Ritter tat Elrikh leid. Wie ein geschlagenes Kind, welches darum bangte erneut vom Vater gezüchtigt zu werden, vergrub er den Kopf zwischen seinen Händen und schluchzte in sich hinein.
    „Auf einigen Köpfen saßen Möwen und… sie… sie pickten den Ermordeten die Augen aus und… Krebse, überall krabbelten Krebse auf den toten Körpern. Sie… fraßen…“
    Draihns Stimme erstickte im lauten Schluchzen. Elrikh war sich nicht sicher ob er etwas sagen sollte. Aber was könnte er denn schon groß sagen? Dass alles wieder gut wird? Oder dass seine Schwester jetzt an einem besseren Ort ist? Egal was in diesen Moment über seine Lippen kommen würde, es hätte an Draihns Schmerz nichts geändert. Obwohl er immer noch mit diesen Qualen zu kämpfen hatte, erzählte er weiter. Elrikh hatte beinahe das Gefühl, als ob sein Freund bisher mit niemandem über das Erlebte gesprochen hatte. Er schien die Trauer über den brutalen Tod seiner Schwester völlig verdrängt zu haben. Wie muss es für ihn gewesen sein als er sich zum ersten Mal bewusst wurde, dass sein Weg ihn wieder auf diesen Kontinent führen würde? Auf den Kontinent, dessen Bewohner seine Schwester aus dem Leben gerissen hatten? Die Trauer und die vergossenen Tränen hatten seine Stimme gedämpft. Langsam kehrte die Ruhe in sein

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