Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
ihre Gesichter bandagiert.
„Wie konnten die bloß kämpfen mit diesen Dingern vor den Augen? Wieso sollte…?“
Bolmar stockte der Atem. Langsam stand er auf und trat einen Schritt zurück. Auch Saba und Malek schwiegen, wobei der ehemalige Gruppenführer eher besorgt als schockiert wirkte.
„Was zum Henker?“
Zu ihren Füßen lag ein Mann, der aussah als wäre er schon seit Jahren tot. Seine Haut war schwarz und stellenweise ganz verschwunden. An ihrer Statt blickte man auf den nackten Schädel des Mannes. Seine Augenhöhlen waren leer und die wenigen Zähne, welche in seinem lippenlosen Mund zu sehen waren, waren nichts weiter als verfaulte Überreste. Ein durchdringender Gestank ging von dem Leichnam aus, der einem glauben machen mochte, dass der Tote wochenlang in der sengenden Sonne gelegen hatte.
„Was glaubt ihr was das ist?“, sprach Saba mit beinahe flüsternder Stimme.
Auch Lemok und Nissina waren mittlerweile zu ihnen herangetreten. Der Bogenschütze musste sich angeekelt abwenden.
„Das ist ja abscheulich. Sind das Pestkranke oder warum sehen die aus wie wandelnde Leichen?“
Bolmar trat einen Schritt vor. Er hatte seine Axt wieder in den Händen und wischte zähes, fast schwarzes Blut von dessen Schneide.
„Ich weiß nicht was die sind, aber Pestkranke bestimmt nicht.“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich habe schon viel gesehen, mein junger Freund. Aber noch nie einen Pestkranken, der wieder aufstand nachdem man ihm den Brustkorb mit einer Axt in zwei Hälften geteilt hat.“
Darauf wusste niemand etwas zu antworten.
„Wo ist der Junge?“, brachte Malek auf einmal in Panik hervor.
„Was?“
„Wo ist der Junge? Wo ist Alkeer?“
Hastig rannte er auf der Lichtung umher.
„Beruhige dich. Ich habe ihm gesagt er soll sich in der Felsschneide da vorne verstecken. Wahrscheinlich zittert er immer noch am ganzen Körper und flennt sich die Augen aus dem Kopf.“
Bolmars Humor war nicht gerade ansteckend. Sogar Saba konnte dem Scherz seines Freundes diesmal nichts abgewinnen. Mit großen Schritten lief Malek in Richtung der Felsschneide und hielt nach Alkeer Ausschau. Die Dunkelheit machte es beinahe unmöglich etwas zu erkennen. Verzweifelt griff er nach einer der brennenden Fackeln, die überall herumlagen und versuchte damit die Finsternis zu vertreiben.
„Alkeer! Alkeer wo bist du? Melde dich, Junge! Alkeer!“
Jetzt kamen auch die restlichen
Blutschwerter
hinzu. Nissina musste von Lemok und Bolmar gestützt werden. Nur mit Mühe schaffte sie es sich wach zu halten. Behutsam setzten sie die Speerträgerin auf den Boden und wickelten ihr eine Decke um den Körper. Malek musste einsehen, dass der Junge verschwunden war. Schließlich wandte er sich an Bolmar und kam dem Axtkämpfer dabei provozierend nahe.
„Wo ist der Junge, Bolmar? WO IST ER?“
„Woher soll ich das wissen? Falls es dir nicht aufgefallen ist, wir waren alle damit beschäftigt uns gegen diese verfaulten Ärsche zur Wehr zu setzen! Du warst es doch, der für einen nächtlichen Waldspaziergang das Lager verlassen hat!“
„Was soll das heißen?“
Malek stand jetzt so dich vor Bolmar, dass sie sich gegenseitig ihren Atem ins Gesicht hauchten. Der ehemalige Gruppenführer musste seinen Kopf etwas nach oben recken, um dem Hünen in die Augen blicken zu können, doch zeigte er keinerlei Angst vor ihm.
„Das soll heißen, dass ich mir nicht die Schuld für das Verschwinden dieses kranken Bengels ankreiden lasse!“
„Seht mal!“
Saba stand ein paar Schritte von den anderen entfernt und hob etwas auf das er hinter einem Felsen entdeckt hatte.
Bolmar erkannte als Erster was es war.
„Das ist der Krummdolch den ich ihm gegeben habe.“
Saba trat näher an die anderen heran.
„Es klebt Blut an der Klinge. Und es sieht nicht so aus wie das, welches diese Halbtoten in ihren Körpern haben.“
Malek nahm den Dolch zögernd an sich und drehte sich danach zu Bolmar um. Erst dachte der Riese er würde gleich angegriffen, doch dann sah er die Augen seines Freundes.
„Es tut mir leid, Bolmar. Ich wollte nicht… Ich weiß, du hast alles getan, um ihn zu beschützen. Ihr alle habt euer Leben eingesetzt, um ihn zu retten.“ Malek drehte sich um und sank langsam auf die Knie. „Nur ich war nicht da, um ihn zu beschützen. Ich habe versagt.“
Seine Kampfgefährten konnten nicht fassen was sie da hörten. Für sie war Malek immer derjenige gewesen, der noch Witze machte während sie auf dem Schlachtfeld mit
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