Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Pfeilen eingedeckt wurden und gegen eine erdrückende Übermacht von Feinden zu kämpfen hatten. Für ihn gab es kein Aufgeben oder gar eine hoffnungslose Lage. Einmal wurde im während eines Kampfes die Hand gebrochen. Er wischte den Schmerz mit einem Lächeln beiseite und sagte nur
„Jetzt muss ich zumindest den schweren Schild nicht mehr schleppen!“.
Und genau dieser Mann kniete nun im Kreise seiner engsten Gefährten und fühlte sich doch wie der einsamste Mensch auf der ganzen Welt. Lemok ertrug den Anblick seines gefallenen Anführers nicht und versuchte irgendetwas Sinnvolles zu sagen.
„Wer auch immer den Junge hat, wir können sie verfolgen. Weit können sie noch nicht gekommen sein!“
„Und wo willst du anfangen?“, entgegnete Saba in einem Tonfall, der ebenfalls leicht verzweifelt wirkte. „Sie könnten in jede Richtung marschiert sein. Und es dauert noch einige Stunden bis die Sonne aufgeht. Im Dunkeln werden wir niemals die richtige Spur finden. Außerdem wissen wir nicht wie viele von diesen Angefressenen da draußen rumlaufen.“
„Wir müssen es versuchen!“, hielt Lemok dagegen.
„Und was willst du mit Nissina machen? Sie ist zu schwer verletzt, als dass sie an dieser kleinen Nachwanderung teilnehmen könnte. Und wir können sie nicht die ganze Zeit tragen. Dann wären wir eine leichte Beute für jeden der uns auflauert.“
„Wir bleiben über Nacht hier!“ Ohne dass es jemand bemerkt hatte, stand Malek wieder aufrecht und schien seine alte Entschlossenheit wiedergefunden zu haben. „Wir habe alle Verletzungen vom Kampf davongetragen. Nissina am meisten. Wir ruhen uns aus bis der Morgen anbricht. Dann suchen wir eine Fährte und nehmen die Verfolgung auf.“ Keiner traute sich eine Frage zu stellen oder gar Einwand zu erheben. Maleks Befehle waren klar und niemand würde sie anzweifeln. „Versorgt eure Wunden und ruht euch aus. Ich werde Wache halten.“
Kurz vor Sonnenaufgang setzte sich Nissina an Maleks Seite. Der Anführer hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und sah dementsprechend übermüdet aus. Die Kriegerin reichte ihm etwas trockenes Brot mit hartem Käse und ein paar Beeren.
„Hier ist etwas Frühstück. Nicht viel, aber das sind wir ja gewohnt.“
„Danke. Ich habe keinen Hunger.“
Nissina setzte sich neben ihn und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Als er sich zu ihr drehte, bemerkte sie zum ersten Mal sein müdes, erschöpftes Gesicht. Es waren weniger die Auswirkungen der letzten schlaflosen Nacht, sondern vielmehr die vergangenen Jahre des Kampfes und der Entbehrungen, die seine Züge gezeichnet hatten. Jetzt da sie sich so nahe waren, wirkte Malek wie ein alter Mann auf sie.
„Du musst essen wenn du bei Kräften bleiben willst. Wer weiß wie lange wir marschieren müssen. Bitte sei vernünftig.“
Ohne auf den Einwand zu achten, besah sich Malek ihre Kopfwunde.
„Lemok hat gute Arbeit geleistet. Die Stiche sind klein und sauber. Und das obwohl er selber mit einigen Blessuren zu kämpfen hatte.“
„Ja, er kann wirklich gut mit der Nadel umgehen. Wenn er nicht so ein guter Schütze wäre, könnte er ebenso gut Schneider sein.“
Mehr als ein leichtes Schmunzeln konnte sie dem erschöpften Malek nicht entlocken.
„Er mag dich sehr. Aber ich schätze mal das hast du schon bemerkt.“
Nissina schoss das Blut in die Wangen und sie lächelte hinter vorgehaltener Hand.
„Ja. Er ist ein lieber Kerl. Nur ein wenig zu jung.“
„Das Alter sollte keine Rolle spielen, Nissina. Glaube mir. Ich weiß es. Du glaubst vielleicht, dass du es schwer hast mit einem Jüngeren an deiner Seite. Doch wirklich schmerzhaft wird es für ihn sein. Wenn du vor ihm in die Hallen deiner Väter und ihrer Götter eingehen wirst.“ Die Traurigkeit in Maleks Stimme machte Nissinas Hochgefühl augenblicklich zunichte. „Aber was rede ich da? So viel älter bist du ja nun auch nicht. Wie alt bist du? Sechsundvierzig?“
„Och, du alter Kauz!“ Nissina schlug ihm scherzhaft mit der Hand auf den Rücken. „Warte nur bis ich wieder ganz bei Kräften bin und wir erneut auf diese Zerfressenen treffen. Dann zeig ich dir schon wer von uns beiden in den Ruhestand gehen sollte.“
Endlich brachte Malek ein Lächeln zustande. Nissina schaffte es sogar, dass er etwas Essen zu sich nahm. Schweigend saßen die beiden nebeneinander und erfreuten sich an der langsam aufgehenden Sonne.
„Da ist noch etwas das ich dich fragen wollte, Malek. Es geht um letzte Nacht und diese
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