Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
ganz anderer Ansicht. Sie sprach aus was vermutlich alle Anwesenden dachten. Nämlich dass Rethika die Absicht hatte seinem Stamm als Auserwählter der Götter gegenüberzutreten, in der Hoffnung sie würden ihn zum neuen Clanführer machen. Die Schamanin hielt sich mit ihrer Offenheit nicht gerade zurück.
„Nur weil du deine Chance witterst dich bei deinem Stamm in hohe Bürden zu erheben, willst du den Weg der Auserwählten auf den falschen Pfad führen? Ich dachte du wärst so gottesfürchtig, Rethika?“
„Pass auf wen du hier beleidigst, Hexenweib! Ich werde mir von dir nicht vorhalten lassen, ich hätte meine Pflichten unseren Göttern gegenüber vergessen! Meine einzige Absicht ist es vorzuschlagen nach
Obaru
zu gehen, um dort unsere Schlagkraft mit ein paar weiteren Kriegern zu verbessern. Das sollte doch im Sinne von uns allen sein.“
„Du willst mich einfach nicht verstehen, Pferdemann! Wir haben keine Ahnung an welchen Ort von
Obaru
uns das Tor bringt. Wir könnten in den Bergen, im tiefsten Wald, inmitten eines großen Sees oder vor den Stadtmauern von
Inaros
auftauchen. Niemand gibt uns die Gewissheit, dass wir bei unserem Übergang aus einem der anderen Göttertore schreiten werden. Wenn dem nicht so ist, dann habe ich keine Ahnung wo wir nach ihnen suchen sollten, um unsere Mission fortzuführen. Deswegen sage ich wir müssen uns überlegen wo wir die Schattenelfe und den Jungen am ehesten finden werden. Und nicht wo wir am liebsten hingehen würden!“
Der Zentaur zeigte keinerlei Einsicht. Im Gegenteil. Das Wortgefecht mit Rigga fachte seine Wut nur noch mehr an. Eine dicke Zornesader pulsierte am bulligen Hals des Zentauren. Rigga hatte wieder einmal seinen Wunden Punkt getroffen. Schließlich war es Mart, der die Gemüter dazu brachte sich zu beruhigen. Und dabei hatte dies weniger mit der mächtigen Erscheinung des Trolls zu tun. Sein schlichtes, jedoch keinesfalls träges Gemüt, schaffte es jedes Mal aufs Neue den anderen bisher unbedachte Wege zu eröffnen.
„Rethika. Ich verstehe, dass du dich wohler fühlen würdest wenn du Krieger an deiner Seite hättest, die deinem eigenen Volke entstammen. Mir selbst geht es ebenso. Zwar verließ ich erst vor kurzem mein Rudel, um eine Zeit für mich alleine zu sein, jedoch gibt es niemanden außer ihnen von denen ich mir wünschte sie würden in einer Schlacht neben mir stehen. Aber wir dürfen nicht vergessen worum es hierbei geht. Wir sollen keine Schlacht gewinnen oder in den Krieg ziehen. Wir sollen einen Jungen finden. Einen Jungen, der entweder den Untergang des Lichtes herbeiführen wird oder aber eben dieses verhindert. Und so sehr ich die Krieger meines Stammes auch als Kämpfer schätze, bei dieser Sache möchte ich sie nicht dabei haben.“
Man konnte dem Zentaur ansehen, dass er verstand was Mart ihm sagen wollte. Eine Entschuldigung an Rigga brachte er dennoch nicht über die Lippen.
„Na gut. Wenn nicht
Obaru,
wohin dann, Schamanin?“
Jeder bemerkte, dass Rethika einen betont respektvollen Ton gegenüber der Sahlet gebrauchte. Elrikh musste schmunzeln.
Dieser Zentaur ist ein echter Dickschädel. Aber was soll’s? Es ist ein Anfang.
„Ich bin mir nicht sicher“, räumte Rigga ohne einen Anflug von Scham ein. „Meiner Meinung nach sollten wir uns auf die Schattenelfe konzentrieren. Sie verfolgt den Jungen und wird ihn ohne Gnade ermorden. Nicht nur, dass wir vielleicht die Einzigen sind, welche dies zu verhindern vermögen. Sie ist außerdem eine von uns. Eine der Auserwählten. Auch wenn sie es nicht weiß.“
„Der unergründliche Pfad der Götter.“
Alle drehten sich zu Draihn um, der bis eben sehr ruhig gewesen war.
„Das hilft uns nicht gerade, Mensch. Wenn du nichts Besseres…!“
„Du verstehst nicht, Rigga. Das war keinesfalls eine bissige Bemerkung zu unserer Lage. Vielmehr könnte es die Antwort auf all unsere Fragen sein.“ Unverständnis zeichnete sich auf den Gesichtern der Gefährten ab. „Na, denkt doch einmal nach. Wo kommen wir her und wo sind wir jetzt?“
Rethika bewies wieder einmal, dass er derjenige mit der wenigsten Geduld war.
„Sag was du sagen willst oder sei ruhig! Immer nur diese Rätselraterei! Das macht mich noch wahnsinnig.“
„Ich glaube, ich verstehe dich.“
Rigga wandte sich von der Gruppe ab um nachzudenken.
„Ich verstehe gar nichts!“
Zu Rethikas Beruhigung dachte sie glücklicherweise laut nach.
„Diese Tore führen uns auf jeden Kontinent, den wir
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