Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Vorsicht vergessend sprang Draihn auf einen Felsvorsprung, der unter ihm lag und ließ sein Messer fliegen noch ehe seine Füße den Felsen berührten. Die Klinge drang durch das Auge des Schützen in dessen Schädel ein und lies ihn wie eine leblose Puppe zusammensacken. Sein aufgeschreckter Kamerad machte gerade Anstalten ebenfalls seinen Bogen zu spannen, als Draihn wieder seine Hand hob und so tat als hätte er noch ein weiteres Messer zur Hand. Der Nomade warf einen Blick auf seinen Kameraden, dem langsam das Blut aus der Augenhöhle tropfte. Der Anblick schien zu genügen, um ihn das Weite suchen zu lassen. Er schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und trieb dieses dann mit kräftigen Handschlägen auf das Hinterteil an. Elrikh starrte wie gebannt zu Draihn empor und hatte noch gar nicht mitbekommen, dass ihm durch den Schützen keine Gefahr mehr drohte. Wütend schrie der Valantarier dem jungen Ausreißer Anweisungen entgegen.
„Nun beweg dich endlich! Was um alles in der Welt hast du denn überhaupt im Sinn gehabt? Wolltest du den Helden spielen oder was?!“
Elrikhs Blick wanderte nach unten und suchte Sinal. Da stand er. Sein treuer Hengst war an einem toten Stamm festgebunden und bäumte sich mit aller Kraft gegen seine Fesseln auf. Elrikh konnte blutige Striemen an den Flanken des Pferdes erkennen.
„Sinal! Sinal ich komme!“
Draihn konnte nicht verstehen was sein Freund da verzweifelt rief. Erst als er den tobenden Hengst bemerkte, wusste er was der Junge vorhatte.
Oh nein! Das schafft er nie. Die Wüstenhunde werden ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen wenn sie ihn erwischen!
Elrikh nahm allen Mut zusammen und sprang das letzte Stück zum Boden hinunter. Ein heftiger Aufprall war die Folge seines Übermuts, der ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Aber im Moment hatte er nur Augen für seinen geliebten Hengst. Halb blind vor Tränen und Staub, rannte er auf das geschundene Pferd zu.
„Sinal! Ich bin da! Ich bin da, mein Freund!“
Der weiße Hengst erkannte Elrikh sofort und schien sich augenblicklich zu beruhigen, als dieser ihm die Hand auf die Nüstern legte.
„Alles wird gut.“
Sinal stellte seine Ohren auf und senkte seinen massigen Kopf. Ein zittriges Wiehern bezeugte die Qualen, die er durchlitten haben musste. Die blutigen Wunden, welche der Hengst durch die Nomaden erfahren hatte, trieben Elrikh Tränen des Zorns in die Augen.
„Was haben diese Mistkerle mit dir gemacht?“
„Nun mach schon! Setz dich auf den Gaul und schwing deinen Arsch hier rauf!“
Die Stimme von Draihn schallte vom Plateau des Hügels hinab. Ohne noch weiter zu zögern, wischte sich Elrikh die Augen trocken und befreite Sinal von seinen Fesseln. Er setzte sich in seinen vertrauten Sattel und strich dem Hengst über die geschundene Flanke.
„Los, Sinal. Zeigen wir denen mal woraus Bockentaler Hengste gemacht sind!“
Ohne dass Elrikh den Hengst antrieb oder ihm laute Kommandos zubrüllte, wirbelte er um die eigene Achse und galoppierte los. Der Wind schoss ihnen an den Ohren vorbei und gab Elrikh das Gefühl sich in einem Sturm zu befinden. Sinals Hufe donnerten über die Ebene und wirbelten soviel Sand auf, dass Draihn ihren Ritt nicht länger verfolgen konnte. Das Einzige was er sah war das Wettrennen zweier Staubwolken. Elrikh musste einen Bogen um den Berg reiten, um anschließend den einzigen befestigten Weg hinauf zu nehmen. Die näher kommenden Nomaden hatten ihn offenbar bemerkt und trieben ihre Pferde zu einem noch schnelleren Lauf an. Anscheinend hatten sie vor den jungen Bockentaler noch am Fuße des Berges zu stellen. Doch sie hatten nicht mit der Schnelligkeit von Sinal gerechnet. Der Hengst schien über die Ebene zu fliegen und setzte über kleine Felsbrocken hinweg als wären sie gar nicht da. Ehe Elrikh sich versah, erreichten sie den Hügel und stürmten hinauf. Sinals Hufe verursachten ein donnerndes Geräusch als sie sich in den festen Boden gruben und ihn umwühlten. Draihn konnte kaum fassen was er dort sah. Der Hengst rannte schneller als jedes Pferd welches er jemals gesehen hatte. Nicht einmal der steile Weg auf das Plateau hinauf konnte seinen Lauf bremsen. Erst als Elrikh beinah vor dem Valantarier stand, zügelte er den schnaubenden Hengst. „Jetzt können wir gehen.“
Obwohl Draihn immer noch wütend auf Elrikh und dessen Selbstmordmanöver war, hatte er nur Augen für den weißen Hengst. Es waren die Rufe von Rigga, welche ihn schließlich zur Besinnung
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