Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Sag uns warum dieser Junge so wichtig für dich ist Malek! Ich will wissen…!“
„Lemok!“
Nissinas Stimme drang nur schwach an die Ohren ihrer Freunde. Sie hatte ihr Bett verlassen und stand in eine Decke gehüllt vor den Gefährten. Ihr blasses Gesicht und ihre gekrümmte Haltung erweckten Maleks Mitleid. Es hätte ebenso gut dazu kommen können, dass sie bei dem hinterhältigen Angriff vor ein paar Nächten getötet worden wäre. Dieser Gedanke nagte an dem einstigen Anführer der
Blutschwerter
. Mit schlürfenden Schritten und müden Augen trat sie an ihre Freunde heran. Saba ging auf sie zu und stützte sie. Man konnte dem Hünen ansehen wie sehr ihn der Anblick seiner Kameradin berührte. Doch so zerbrechlich und schwach sie auch aussah, zeigten ihre entschlossenen Worte Wirkung bei den Streitenden.
„Lass ihn in Ruhe, Lemok. Es hilft uns nicht wenn ihr anfangt euch zu streiten.“ Sie berührte ihn sanft am Arm. „Und mir hilft es auch nicht.“
Lemok ließ den Kopf sinken und machte nicht den Eindruck als würde er der geschwächten Nissina widersprechen wollen. Diese stellte sich nun vor Malek und versuchte dessen Blick einzufangen. Doch erst als sie ihm ihre Hand auf die Brust legte und mit verständnisvoller Stimme zu ihm sprach, erwiderte er ihren Blick.
„Erzähle es ihnen, Malek. Sie vertrauen dir. Dass weißt du. Doch du musst auch ihnen vertrauen. Haben sie dies nach all den gemeinsamen Jahren etwa nicht verdient? Hat nicht ein jeder von ihnen schon sein Leben für dich aufs Spiel gesetzt?“
Malek tat einen Schritt zurück, drehte sich um und richtete seinen Blick auf den roten Horizont. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein angenehmes Licht. Und wenn man ganz genau hinsah, konnte man die ersten Sterne am Firmament sehen. Er fragte sich wie oft er diesen Anblick schon genossen hatte. Es müssen unzählige Male gewesen sein.
„Na gut“, presste er müde hervor. „Es scheint mir als ob die Zeit reif ist.“ Malek wandte sich an seine Freunde und schenkte ihnen allen einen langen und respektvollen Blick. „Über viele Jahre seid ihr mir durch unzählige Gefahren gefolgt. Doch niemals zuvor war die Bedrohung für unser Land, unser Volk und all seine Verbündeten so groß wie heute.“
Dann erzählte Malek ihnen von der Legende des Jungen, der die Macht hatte über das Schicksal der Welt zu entscheiden. Er offenbarte ihnen, dass es sich bei diesem Jungen um Alkeer handelte und er ihn deshalb vor dem bösen Einfluss des Dunkelgottes bewahren musste. Seine Freunde erfuhren, dass es Lord Medehan war, der sich des Jungen bemächtigt hatte, um ihn auf dem verfluchten Kontinent in einem Ritual zu opfern. Er erzählte ihnen von den Untoten und ihren bösen Kräften. Und dass man sie nur mit gesegneten Waffen besiegen konnte. Darum waren die Ordensschwerter das Einzige was ihnen Schaden zufügte.
„Dass er auf unser Schiff kam ist kein Zufall gewesen. Es wurde von langer Hand geplant. Und Rahbock der Weise aus dem Rate
Isamarias
ist derjenige der seine schützende Hand über Alkeer hält. Er glaubt an das Gute in dem Jungen, genauso wie ich.“
„Und deshalb hat er dich ausgewählt, um über ihn zu wachen?“, warf Lemok ein.
Für einen Moment stockte Malek. Offenbar gab es noch eine andere Wahrheit die seine Gefährten nicht kannten.
„Es war nicht der einzige Grund warum Rahbock mich für diese Aufgabe ausgesucht hat. Zwischen dem Jungen und mir gibt es eine Verbindung.“
Und was er seinen Freunden dann erzählte, ließ sie alle in völlige Starre verfallen. Sogar Nissina erfuhr in dieser Nacht einiges, von dem sie bis zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung hatte. Der ehemalige Gruppenführer erzählte ihnen Dinge, die für sie so unwirklich klangen, dass manche sich zwickten um sicher zu gehen, dass sie nicht träumten. Das Geheimnis, welches ihnen ihr jahrelanger Anführer und Freund soeben anvertraut hatte, würden sie alle mit ins Grab nehmen. Niemand würde das Vertrauen brechen welches er in sie gesetzt hatte. Als Malek mit seinen Erzählungen endete, schien es, als wenn er sich die Last eines ganzen Lebens von der Seele geredet hatte. Von heute an würden sie ihn alle mit anderen Augen sehen. Bolmar stierte ihn immer noch mit aufgerissenen Augen an.
„Du… du bist…!“
„Ja“, schnitt ihm Malek das Wort ab. „Ja, ich bin es. Aber für dich werde ich immer Malek sein. Dein Freund und Waffenbruder.“
Er blickte sich der Reihe nach um.
„Das gilt für jeden
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