Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Alkeer. Mit hasserfüllten Augen blickte der junge Mensch auf Elrikh hinab.
„Du gehörst zu jenen, die meine Familie ermordet haben! Dafür werde ich euch alle töten!“
Elrikh konnte nicht fassen was er da hörte.
„Das ist nicht wahr! Wir sind hier, weil wir dich retten wollten. Wir haben unser Leben riskiert um dich zu befreien!“
„Du lügst! Alle haben mich belogen! Du und diese Missgeburten hatten vor mich umzubringen! Genauso wie ihr es mit meinen Eltern und meinen Brüdern getan habt!“
„Das stimmt nicht! Medehan hat dich entführt. Wir wurden geschickt, um ihn aufzuhalten und dich in Sicherheit zu bringen!“
„LÜGEN! NICHTS ALS LÜGEN!“
Ein Blitzschlag fuhr in eine der Ölschalen, die neben Alkeer stand und ließ das flüssige Feuer explodieren. Die Flammen griffen nach seiner Kleidung und nach seinen Haaren. Binnen eines Wimpernschlages brannte er am ganzen Körper. Schreie des Schmerzes und des Zorns entstiegen dem lodernden Feuer. Alkeer fuchtelte wild mit den Armen umher, konnte den Flammen jedoch nicht entkommen. Ein großer Felsbrocken brach von der Wand und schlug neben dem Weltentor ein. Die Erschütterung riss ein gewaltiges Loch in den Treppenaufgang, der in ein endloses Nichts zu führen schien. Hilflos musste Elrikh mit ansehen wie Alkeer schreiend und vom Feuer eingehüllt in die schwarze Tiefe stürzte. Er konnte es nicht fassen. All die Mühen. All die Opfer und Qualen. Das alles sollte in nur einem Moment der Verblendung umsonst gewesen sein?
„Komm endlich!“ Sabas Rufe wurden von dem Donner beinahe verschluckt. Doch der Hüne weigerte sich die Höhle ohne Elrikh zu verlassen. „Komm! Du kannst hier nichts mehr tun!“
Als würde er aus einer langen Starre erwachen, wandte sich Elrikh um und lief zum Ausgang. Überall um ihn herum fiel Geröll zu Boden und drohte damit ihm den Schädel einzuschlagen. Eine der Erschütterungen war so stark, dass sie ihn stürzen ließ. Hart fiel er gegen einen der dickeren Felsbrocken und prellte sich dabei schmerzhaft das Knie. Doch es war keine Zeit, um sich wegen einer kleinen Verletzung Sorgen zu machen. Wenn er nicht sofort hier herauskam, würden ihn die herabfallenden Steine zermalmen. Elrikh biss die Zähne zusammen und humpelte Richtung Ausgang. Als er den ersten Schritt in den halbwegs sicheren Tunnel machen wollte, hörte er hinter sich einen abscheulichen Laut. Ein Schrei, so boshaft und wild wie man ihn sich nur vorstellen konnte, drang durch den tosenden Lärm der einstürzenden Halle und ließ Elrikh zusammenzucken. Ängstlich drehte er sich um und musste darum kämpfen nicht laut zu schreien. Auf dem Treppenaufgang vor dem Weltentor stand eine Kreatur, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Kleiner als ein erwachsener Mensch und doch von ähnlicher Statur. Nur bekleidet mit einem Lendenschurz und Lumpen, die um seine Füße gewickelt waren. Seine Haut war eine Mischung aus blankem Fleisch und schwarzem, öligem Fett. Lange Haare hingen in einzelnen Strähnen über den kantigen Schädel und verdeckten einen Großteil vom Gesicht. In seiner Hand hielt das Wesen einen langen Speer und an seiner Hüfte hing ein dreckiges, verrostetes Schwert. Elrikh merkte wie die Angst ihn lähmte. Die Kreatur drehte langsam den Kopf und schien die große Halle nach irgendetwas abzusuchen. Vorsichtig schob sich Elrikh noch ein Stück weiter in den Tunnel hinein und hoffte, dass er im Schatten unentdeckt bleiben würde. Doch der Eindringling bemerkte die Bewegung des jungen Menschen und drehte ruckartig den Kopf in seine Richtung. Elrikh glaubte sein Herz würde jeden Moment aufhören zu schlagen. Und das hätte es auch wohl, wenn Saba nicht zurückgekommen wäre, um ihn durch den Tunnel an die Oberfläche zu ziehen. Die heillose Flucht der Menschen schien das Wesen in Raserei zu versetzen. Seine wilden Schreie hallten bis weit in den Tunnel hinein. Erst als dieser völlig in sich zusammenbrach, verstummte das grauenvolle Gebrüll. Das Beben, das durch den Fels ging, ließ vermuten, dass die ganze Halle in sich zusammengefallen war. Elrikh konnte jedoch nur an den Anblick dieser Kreatur denken.
Ich bete zu Zinakyl, dass du unter den Felsen zermalmt wurdest.
Die Erschütterungen schienen immer stärker zu werden. Dichte Staubwolken machten es den Flüchtenden beinahe unmöglich zu atmen. Jeder, der keinen Kameraden aus dem Steinlabyrinth trug, versuchte sich mit vorgehaltenen Tüchern zu schützen. Elrikhs Lunge brannte bis zur
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