Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
meine Augen nicht länger vor dem Bösen in der Welt verschließen. Und sollte ich in der Lage sein die Dämonen aus
Berrá
zu vertreiben, so will ich das denn tun.“
Alle nickten dem jungen Bockentaler zu. Besonders Draihn war von den Worten, die er soeben gehört hatte, angetan.
Er hat Recht. Vielleicht hatten wir einfach nur zu sehr gewollt, dass der Junge sich dem Einfluss des Dunkelgottes widersetzen könne. Das hat uns blind gemacht für sein wahres Wesen.
Zu viert standen sie nun Rethika gegenüber. Innerlich hatte der Zentaur seine Entscheidung in die Heimat zurückzukehren schon längst widerrufen. Doch er wollte es keinesfalls so aussehen lassen als würden ihn die Aufforderungen von Rigga umgestimmt haben.
„Da hab ich ja wohl keine andere Wahl. Wenn man euch alleine lässt gibt es ja doch nur Ärger. Also gut. Ich komme mit.“
Draihn ging zu dem Zentaur hinüber und stellte sich breitbeinig vor ihm auf. Unwillkürlich wurden alle an die erste Begegnung zwischen Rethika und Draihn erinnert. Genau wie damals standen sie sich gegenüber. Rethika hatte den Menschen damals als „halbe Portion“ beschimpft. Doch dieses Mal war es Draihn, der den Wortwechsel begann.
„Es ist mir eine Ehre mit einem Krieger wie dir in die Schlacht zu ziehen. Hätten auch nur die Hälfte aller Menschen deinen Mut, bräuchten wir keine Angst mehr vor den Armeen der Finsternis zu haben.“
Draihn neigte sein Haupt und ging einen Schritt zurück. Sprachlos starrten alle den Zentaur an, der ebenfalls völlig überrascht auf seinen neuen Kameraden starrte. Rethika stellte sich vor Draihn und hob feierlich das Kinn.
„Und hätten nur die Hälfte aller Zentauren deine Kühnheit, wäre die Schlacht schon gewonnen!“
Sie reichten einander die Hände und luden ihre Gefährten ein an diesem besonderen Moment teilzuhaben. Ein wenig abseits der Gruppe stand Saba. Ein Lächeln war auf dem Gesicht des Hünen zu sehen.
Menschen, Trolle, Sahlets, Zentauren. Oh Mann. Die Geschichte wird mir keiner glauben.
Fragen
Seitdem er die Schankstube verlassen hatte, konnte er keine fünf Schritte gehen, ohne sich umzusehen. Stakoih gehörte sonst nicht zu den Menschen, die sich fortwährend beobachtet und verfolgt fühlten, doch heute Nacht war das anders. Die Kälte hatte in
Munday
Einzug gehalten und ihn dazu gebracht mehr heißen Grog zu trinken als er vertragen konnte. Nur mit Mühe schaffte er es nicht auf den schlammigen Straßen auszurutschen. Die Zeiten waren für den kahlköpfigen Mann auch schon schlimmer gewesen. Bis letztes Jahr noch lebte er von dem Geld das er mit der Schlachtung von Schweinen verdiente. Doch die Zeiten wurden auch in
Munday
härter. Früher blühte die Stadt unter dem Handel regelrecht auf. Doch seit einigen Jahren wurden die Seerouten immer gefährlicher. Die Bauern schlachten ihre Schweine heutzutage selber. Und da Stakoih niemals ein vernünftiges Handwerk erlernt hatte, musste er sich mit Tagelöhnerarbeiten zufrieden geben. Erst als er vor ein paar Monaten angefangen hatte als Bote zu arbeiten, ging es ihm besser. Ein Fremder hatte ihn eines Nachts beim durchwühlen von Unrat gesehen und gefragt ob er sich nicht einen besseren Weg vorstellen könnte, um etwas Hartgeld zu verdienen. Der vermummte Mann bot ihm zehn Silbertaler, für jeden Tag, den Stakoih als Bote bei ihm arbeiten würde. Erst hatte der verzweifelte Mann geglaubt der Fremde wolle sich einen Scherz mit ihm erlauben, doch es sollte sich als das beste Geschäft seines Lebens herausstellen. Stakoih hatte weiter nichts zu tun, als versiegelte Umschläge an die Ostküste zu bringen. Er musste noch nicht einmal eine Stadt durchkämen, um nach dem Empfänger der Nachrichten zu suchen. Er sollte die Umschläge einfach nur unter einen Felsen an einer Klippe legen. Dort lagen dann auch die zehn Silbertaler für seine Mühen. Stakoih wunderte sich zwar, dass sich der Mann diesen Dienst soviel kosten ließ, doch das Geld verwischte all seine Bedenken. Erst als er einmal wissen wollte wer der Empfänger dieser Briefe war, wurde es ihm unheimlich. Es war so wie immer. Er erhielt einen Brief, den er überbringen sollte. Die Zehn Silbertaler lagen an ihrem Platz und Stakoih hätte nur noch heimzukehren brauchen. Doch die Neugier übermannte ihn an diesem Tag. Im Schutze eines Gebüsches verbrachte er die halbe Nacht und wartete auf denjenigen, der den Umschlag unter dem Felsen hervorholen würde. Gerade als ihn die Kälte soweit getrieben hatte
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