Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Heerführer mit Verstand würde versuchen unter solchen Umständen die Verfolgung aufrecht zu halten, um dann mit völlig erschöpften Männern an Feindesgebiet zu landen. Die Soldaten sind auf ihren Schiffen zusammengepfercht und müssen Kälte sowie die Hitze der unbarmherzigen Sonne ertragen. Sie in diesem Zustand in den Kampf zu schicken wäre Wahnsinn.“
Der Schreiber konnte sehen wie ihn die Augen seines Herren aus dem Dunkeln heraus erfassten. In seinem Geist glaubte er zu spüren wie sich eine Schlinge um seinen Hals zuzog.
„Wie verhalten sich die Rogharer? Imperator Lokanus muss doch inzwischen Meldung über die sich nähernde Bedrohung erhalten haben. Oder sind seine Kriegsschiffe noch nicht in Einsatzbereitschaft versetzt worden?“
Die Fragen kamen so schnell hintereinander, dass der Schreiber nicht wusste was er antworten sollte. Mit schweißnassen, zitterigen Händen blätterte er seine Papiere durch und bemühte sich verzweifelt, sich an das zu erinnern was er bereits wusste.
„Der Imperator… die Rogharer… es hat den Anschein… vermutlich…“
Die Stimme seines Herrn drang bedrohlich leise an sein Ohr.
„Wenn du nicht auf der Stelle aufhörst hier herumzustammeln, lasse ich dir die Zunge abschneiden! Wie kannst du es wagen mir derart jämmerlich unter die Augen zu treten?“
Dass der Lord solche Worte in einem flüsternden Tonfall aussprach, bedeutete für den nervösen Schreiber nichts Gutes. Wenn sein Herr der wütenden Raserei verfiel, war das eine Sache. Doch wirklich gefährlich wurde es erst, wenn man dieses lauernde Flüstern von ihm vernahm. Schließlich gab der Schreiber es auf. Er konnte in seinen Unterlagen nichts finden, dass die Frage seines Herren beantwortet hätte.
„Es tut mir leid, mein Lord. Mir liegen derzeit keine Berichte über die rogharische Kriegsflotte vor.“
Nach einer Weile der Stille erhielt der Diener ein kurzes Nicken als Zeichen dafür, dass seine Worte gehört wurden und er die Erlaubnis hatte den Raum zu verlassen. Er war sich durchaus bewusst, dass er dem Tod nur knapp entkommen war. Die Stimmungsschwankungen des Lords nahmen in letzter Zeit schier unberechenbare Ausmaße an. Sichtlich erleichtert verbeugte sich der Schreiber und verabschiedete sich.
„Stets zu euren Diensten, mein Herr. Ich werde mich zum Meldeposten begeben und euch sofort berichten falls wir Nachricht aus
Teberoth
erhalten.“
Mit einem Mal kam Bewegung in die Gestalt, welche sich bis eben nur kaum merklich gerührt hatte.
„Halt!“ donnerte es durch den Raum. „Du elender kleiner Wurm! Komm auf der Stelle zu mir oder ich lasse dich noch heute in die Grube mit den wilden Hunden werfen!“ Hätte der Diener nicht eine solche Angst vor den Folgen gehabt, hätte er sich auf der Stelle die Beinkleider und somit den kostbaren Teppich benässt. Mit gesenktem Haupt und aschfahlem Gesicht näherte er sich seinem Meister. „Woher weißt du dreckige Ratte, dass Nachrichten aus
Teberoth
zu erwarten sind? Ich habe dir keinen solchen Befehl aufgetragen. Hast du etwa Gespräche belauscht, die nicht für deine Ohren waren? Woher solltest du sonst von meinem Melder wissen, der sich dort aufhält?“
Spätestens jetzt wusste der Diener, dass er sterben würde. Selbst wenn er seine Bemerkung bis eben noch hätte erklären können, war er mit der Information, die sein Herr ihm gegeben hatte, ein Mensch der zu viel wusste. Seinen Übereifer würde er dieses Mal mit dem Leben bezahlen. Es sei denn er könnte seinen Herren überlisten.
„Mein Herr, ich habe nicht aus bösem Willen gehandelt. Als ich euch vor einigen Umläufen die Baupläne für die neuen Befestigungsanlagen bringen wollte, habe ich zufällig ein paar Gesprächsfetzen aus eurer Unterhaltung mit dem ehrenwerten General Molok aufgeschnappt. Und um euch die Nachrichten unseres Informanten auf
Teberoth
so schnell wie möglich zukommen zu lassen, habe ich in der östlichen Meldestation den Befehl gegeben, dass Botschaften, die von dort kommen, sofort weiterzuleiten sind.“
Er drückte seinen Kopf nun soweit hinunter in den Teppich, dass er Probleme hatte ruhig zu atmen. Ob er noch einmal davonkommen würde? Die Schritte seines Herrn näherten sich und ein Geräusch als wenn man eine Klinge aus ihrer Scheide zieht war zu vernehmen.
„Erhebe dich!“
Der Diener wagte kaum sich aufzurichten. Erst im letzten Augenblick bevor er aufrecht stand traute er sich seine Augen zu öffnen. Er rechnete damit jeden Moment den kalten
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