Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
Stahl an seinem Hals zu spüren.
Als er es schaffte seinen Herrn anzusehen, stand dieser mit gezücktem Dolch vor ihm und richtete die Spitze genau auf seine Kehle.
„Hast du mit irgendwem außerhalb der Meldestation über diese Sache gesprochen?“
Etwas beruhigter richtete sich der Diener auf und faltete dabei flehentlich die Hände ineinander.
„Nein, mein Herr. Ich habe niemanden davon erzählt. Keiner weiß etwas von diesem Geheimnis!“
Ein arrogantes Lächeln umspielte die Mundwinkel seines vermeintlichen Henkers.
„Sehr gut. Wirklich sehr gut.“
Erfüllt von der Hoffnung noch einmal mit dem Leben davonzukommen, richtete sich der Diener auf und setzte bereits zu einer demütigen Entschuldigung an, als ihn etwas von hinten durchbohrte. Eine der Wachen war hinter ihn getreten und hatte ihm ein Rapier bis zum Heft zwischen die Schulterblätter gejagt. Ein erstickter Laut war das Letzte was der Diener von sich gab. Als hätte man die Fäden einer Puppe durchtrennt sackte er zu Boden und blieb leblos liegen. Ohne ein erkennbares Zeichen des Mitleids wandte sich der Lord an seine umstehenden Wachen.
„Schafft ihn hier weg. Und danach soll eine Gruppe meiner Besten zur östlichen Meldestation reiten und alle töten, die dort Dienst tun. Danach brennt die Station ab. Lasst es wie einen Unfall aussehen. Sollte auch nur einer entkommen, werden die Grubenhunde ein Festmahl erhalten noch ehe die Sonne untergeht!“
Die Wache verbeugte sich und verließ mit schnellem, aber sicherem Schritt das Zimmer. Der Leichnam des Dieners war bereits von der zweiten Wache entfernt worden. Ein dünner Streifen frischen Blutes war der einzige Hinweis darauf, dass hier soeben ein Mann gestorben war.
Dieser unfähige Bastard. Nicht nur, dass er meine Gespräche belauscht hat, er verkündet auch noch einer ganzen Meldestation, dass ich einen Spitzel auf Teberoth habe. Oh großer Ozanuhl, warum erschwerst du deinem treuen Diener die Arbeit so sehr? So viele habe ich dir schon geopfert. So viele werden bald folgen. Dein Name wird da Letzte sein was über ihre sterbenden Lippen kommt.
Ein lautes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
„Lord Medehan? Darf ich eintreten?“
Die Stimme gehörte zu General Molok. Ein Mann, der gezeichnet war von den Schlachten, welche er schon geschlagen hatte. Sein schneidiges Auftreten und sein ausdrucksloses Gesicht wurden durch seine polierte, schwarze Rüstung noch unterstrichen. Ein dünner, sorgfältig ausrasierter Bart zierte das mit einigen Narben gezeichnete Gesicht. Die dunklen Augen wirkten geradezu wölfisch und seine Haare waren zu einem dicken, langen Zopf geflochten. Cran Molok war in den Augen seiner Untergeben kein Mensch. Nicht dass sie in ihm einen bösen Dämon sahen. Aber sein Äußeres und seine unerbittliche Härte wirkten auf die meisten Soldaten einfach unnatürlich. Seine Statur war überdurchschnittlich kräftig und unter der tief gebräunten Haut spannten sich stählerne Muskeln. Die Runenschriften auf seiner geschwärzten Rüstung und seinem großem Hackschwert wurden dem Handwerk der Hexerei zugeordnet. Einige behaupteten, Molok wurde von wilden Tieren aufgezogen und von einem Hexenmeister im Kampf und der schwarzen Magie unterrichtet. Im Laufe der Jahre kamen so viele verschiedene Versionen dieser Geschichte auf, dass man nicht mehr sagen konnte was davon der Wahrheit entsprach und was erfunden wurde. Es gab keinen Zweifel, dass sich die Krieger einige dieser Schauergeschichten ausdachten, um neue Kameraden ein wenig Angst einzujagen. Molok wusste um die Erzählungen über seine Person und nahm sie mit einem Schmunzeln hin. Egal ob wahr oder unwahr, die Geschichten erfüllten ihren Zweck. Eines jedoch war über jeden Zweifel erhaben. Und das war die bedingungslose Gehorsamkeit des Generals gegenüber seinem Lord. Und so bedingungslos seine Gehorsamkeit war, so bedingungslos hasste Molok seine Feinde. Hinter vorgehaltener Hand wurde oft gesagt, dass er eigentlich nach
Talamarima
zu den strenggläubigen Nomaden gehörte. Denn genauso wie diese umherziehenden Glaubensfanatiker, verabscheute Molok die Völker der Sahlets, der Trolle, der Elfen und überhaupt alle, die nicht menschlich waren. Seit er in die Dienste des Lords getreten war, schien dieser seine fanatischen Ansichten zu teilen. Jedermann wusste, dass die beiden schon so manche Schlacht zusammen geschlagen hatten, deren Hintergrund der Rassenwahn war. Überhaupt hatte Molok einen großen
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