Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
anderen musste sie in Kauf nehmen, um auf das Schiff von Brook dá Cal zu gelangen und somit die Verfolgung ihres Opfers fortzuführen. Das Schattenkind bemerkte die unliebsamen Blicke, welche ihr von den beiden Männern zugeworfen wurden. Eigentlich war sie sich zu gut, um mit gewöhnlichen Menschen zu verkehren. Jedoch war sie seit einigen Zyklen auf der Jagd. Und wie bei einem Wolf, hatte die andauernde Verfolgung ihre Blutlust geweckt. Tymae war eine Frau aus dem Volke der Schattenkinder. Und diese waren für ihre kaltblütige und teilweise feindselige Art berüchtigt. Gleichzeitig wurde ihnen ein hitziges Gemüt zugeschrieben, welches immer dann erwachte wenn sie sich angegriffen oder hintergangen fühlten. Äußerlich waren die Schattenkinder kaum von den anderen Elfen zu unterscheiden. Ihre Augen waren meist dunkelbraun oder gar schwarz. Nur in der Nacht leuchteten sie wie die Augen eines Funkenwolfes. Die Elfen hingegen hatten stets hellblaue oder grüne Augen, welche von einem wärmenden Glanz erfüllt waren. Außerdem wurden alle Schattenkinder mit einer auffälligen Hautpigmentierung geboren, die an eine Tätowierung erinnerte. Sie bestand aus vielen kleinen dunklen Punkten und verlief vom Nacken aufwärts, über die Ohren nach vorne und traf dann auf der Stirn über den Augenbrauen zu einem geschlossenen Muster zusammen. Um diese Auffälligkeit in der Welt der Menschen zu verbergen, hatte sich Tymae ein Stirnband mit Runenstickereien ihres Volkes umgebunden. Dass sie gezwungen war ihre Herkunft zu verleugnen sorgte dafür, dass sie eine dauerhafte Abneigung gegen die Bewohner von
Obaru
entwickelte. Die beiden Seemänner, welche ihr gegenüber saßen, bildeten dabei keine Ausnahme. Sie roch den alten Schweiß in der schäbigen Kleidung der Menschen und auch der scharfe Branntwein und bitterer Tabak hatten ihre Aromen hinterlassen. Für jemanden mit ihren feinen Sinnen war es, als säße man einer alten Aschenschale gegenüber, in der man das letzte Feuer mit Brackwasser gelöscht hatte. Zu dem unangenehmen Geruch gesellte sich eine furchtbare Aussprache, die sich für das Schattenkind stets kehlig und unbeholfen anhörte. Tymae fühlte sich unwohl in der Nähe dieser Menschen. Nicht nur, dass sie Ekel in ihr weckten, sie beobachteten sie auch noch unablässig.
Wer weiß was für niedere Gedanken sie haben wenn sie mich im Schlaf beobachten?! Das werde ich Brook niemals verzeihen!
Schließlich rang sie sich dazu durch das Gespräch mit ihren Begleitern zu suchen. Alles war besser als sich die ganze Zeit an zu schweigen und heimlich zu beobachten. Außerdem vermochte sie aus den gesprochenen Worten der Menschen mehr über ihren Charakter zu erfahren.
„Habt ihr zwei vielleicht ein Problem, bei dem ich euch helfen kann?“, sprach sie ruhig, jedoch mit einer gewissen Schärfe in Richtung der beiden Seeleute.
Während Kumasin durch das plötzliche Brechen des Schweigens erschrocken zusammenzuckte, blieb Wareks Blick fest auf die Schattenelfe gerichtet.
„War dass wirklich nötig?“, erwiderte er mit leicht zittriger Stimme.„War es wirklich nötig die beiden Reiter zu töten? Es waren lediglich Grenzwächter die uns sicherlich keinerlei Probleme bereitet hätten.“
„Es waren valantarische Soldaten!“ Tymae sprach die Worte mit einer deutlichen Verachtung aus. „Hätten sie erkannt welchem Volk ich angehöre, hätten sie sofort ihre Waffen gezogen und es wäre zu einem blutigen Kampf gekommen. Ich versichere dir, dass sie nichts gespürt haben.“
Warek war sich sicher, das Tymae kein Problem damit gehabt hätte beide Soldaten zu töten auch wenn diese ihre Waffen in den Händen gehalten hätten. Um eine Kriegerin der Schattenkinder zu überwältigen wäre mehr nötig gewesen als zwei menschliche Ritter. Er glaubte, dass sie die Soldaten aus purer Bosheit umgebracht hatte. Und sie würde sicherlich nicht zögern das gleiche mit Kumasin und ihm zu tun wenn sie ihr in die Quere kommen würden.
„Fragst du dich denn gar nicht wer diese Männer waren, denen du so großherzig den Schmerz erspart hast? Vielleicht hatten sie Familie. Kinder, die nun darauf warten, dass ihre Väter nach Hause kommen.“
Reiß dich zusammen verdammt,
ging es durch Wareks Kopf.
Wenn du sie weiterhin so reizt, werden deine Kinder die nächsten sein, welche ohne Vater aufwachsen.
Tymae blickte ihn zornig an.
„Es waren Soldaten! Sie und ihre Familien wussten um die Gefahren, welche ein Leben in der Armee mit sich
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