Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
bringt. Maße du dir nicht an, mir erzählen zu wollen, was Recht und was Unrecht ist. Ich habe gesehen wie dein Volk Kriege führt. Egal ob Soldat oder Bauer, ob Mann oder Frau, ob Greis oder Kind. Im Krieg sind für euch doch alle gleich. Also erwarte von mir kein Mitleid für die Soldaten der valantarischen Armee. Diese Ritter sind genauso wie ihre Herrscher. Rücksichtslos und immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Wer so lebt, muss auch bereit sein für den eigenen Tod!“
Warek sagte nichts mehr. Die Worte der Mörderin hatten ihn unvorbereitet getroffen. Obwohl er nichts für die Ritter der valantarischen Armee übrig hatte, sah er in ihnen stets Männer, welche mit ganzer Überzeugung ihr Leben für ihre Heimat ließen. Außerdem hatten die meisten von ihnen eine Familie. Menschen, welche Kinder in die Welt setzten und sich um das Wohlergehen ihrer Liebsten sorgten, konnten doch im Inneren nicht schlecht sein.
Egal wie sehr sie auch versucht es zu rechtfertigen, es war falsch diese Männer einfach so zu töten.
Erneut schien das Schweigen die Oberhand zu gewinnen. Der seichte Abendwind, welcher durch die umher stehenden Tannen wehte, klang beinahe wie ein Harfenspiel, welches zur Nachtruhe aufrief. Im Gegensatz zu Kumasin mochte Warek diese Nächte im Wald. Der Duft von Erde, Harz und Tannennadeln war eine willkommene Abwechslung zur salzigen Meeresluft. Auf See wirkte alles immer sehr befreiend. Hier war es eher ein Gefühl der Ruhe das von dem müden Seemann Besitz ergriff.
„Wir sollten versuchen zu schlafen“, kam es überraschend aus Kumasin hervor. „Wenn wir morgen über den
Mia Strom
reisen wollen müssen wir bei Kräften sein. Der Fluss führt zur Zeit Hochwasser. Die Stromschnellen sind gefährlich und könnten uns in den Tod reißen wenn wir nicht voll bei der Sache sind.“
Dass der Fluss die schnellste Möglichkeit war, um nach
Elamehr
zu kommen störte Tymae nicht weiter. Dass sie allerdings auf die Hilfe von zwei Menschen angewiesen war, schien ihr gar nicht Recht zu sein. Doch alleine wäre es unmöglich ein Boot durch die Stromschnellen zu bringen. Und auf ihrem Pferd würde sie nicht über die Berge kommen. Der Umweg über Land würde mindestens doppelt solange dauern wie die Flussfahrt. Immer noch ließen sie ihre Gedanken über die verstrichene Zeit nicht in Ruhe.
Wenn der Rat nicht so stur wäre, hätte ich mit einem der Riesenadler aus Isamaria schon längst die Verfolgung des Jungen aufnehmen können. Er wäre nun tot und ich könnte in meine Heimat zurück. Stattdessen verbringe ich meine Zeit mit diesen stinkenden Söldnern.
Tymae umfasste den Griff eines ihrer Kurzschwerter fester. Im Geiste stand sie vor dem jungen Menschen, der ihrer Meinung nach das Verderben über ihr Volk bringen würde.
Niemals wieder wird mein Volk unter der Knute des Dunkelgottes stehen. Dafür werde ich sorgen. Von mir hast du keine Gnade zu erwarten, Bursche. Dazu weiß ich zu sehr um das Böse, welches in dir lauert.
Plötzlich wurde Tymae aus ihren Gedanken gerissen. Etwas hatte sich verändert. Eine Spannung, die sie sich nicht erklären konnte, lag in der Luft. Als Warek und Kumasin sahen wie sich ihre Begleiterin erhob und in den Wald hineinhorchte, wurden auch sie von einer inneren Stimme zur Vorsicht gerufen. Tymae schloss die Augen und begann zu lächeln.
„Wir haben Gesellschaft“, sagte sie ohne dabei nervös zu wirken.
Mit einem Male waren sie da. Von allen Seiten brachen valantarische Soldaten aus den Sträuchern und umstellten die Lichtung. Ihre Schwerter und Piken auf die drei Reisenden gerichtet, zogen sie den Kreis schnell enger und ließen den Überrumpelten keine Lücke zum Fliehen. Im Feuerschein konnte man deutlich ihre glänzenden Rüstungen erkennen. Egal was man von dieser Art der Kriegskleidung halten möge und von denjenigen die sie trugen um imposanter zu wirken, es war nicht zu verkennen, dass die Ritter es geschafft hatten sich trotz dieser schweren und sperrigen Rüstungen sehr nahe an das Lager der drei Reisegefährten heranzupirschen.
„Nicht! Wir leisten keinen Widerstand!“
Während Warek und Kumasin versuchten mit ihnen zu reden um einen Kampf zu vermeiden, legte Tymae ihren schweren Umhang ab und zog langsam ihre Kurzschwerter. Als die Soldaten das Schattenkind im Schein des Feuers erblickten, zögerten sie in ihrem Vormarsch. Anscheinend erkannten sie wer da vor ihnen stand. Zu bekannt waren die Geschichten über das Kampfgeschick der Schattenkinder
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