Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
und der Elfen, als dass einer der Soldaten es darauf anlegen würde sich mit ihr zu messen.
Als der Kreis der Angreifer sich etwas zurück bewegte, versuchte Warek erneut Gehör zu finden.
„Bitte. Wir wollen keinen Kampf! Das ist alles nur ein Missverständnis!“
„Im Namen des Königs…“, ertönte die Stimme des Anführers. „… legt eure Waffen nieder und ergebt euch! Ihr wurdet beobachtet wie ihr zwei ehrenwerte Soldaten der valantarischen Armee heimtückisch ermordet habt! Dafür werdet ihr am höchsten Baum des Waldes aufgeknüpft werden!“
„Dann wäre es wohl nicht sehr klug unsere Waffen niederzulegen oder?“
Tymae richtete ihren Blick nun auf den Hauptmann. Als dieser in ihre Augen sah wich er einen Schritt zurück. Diesen Moment der Unsicherheit nutzte die Kriegerin. Sie warf ihren Mantel über das Feuer und nahm den Augen der menschlichen Soldaten somit ihr einziges Licht. Der eben noch so diszipliniert wirkende Soldatentrupp schien jegliches Gespür für Kampftaktiken und Angriffsformationen vergessen zu haben. Vielleicht war es die Selbstsicherheit Tymaes gewesen, welche sie dermaßen beunruhigte. Das Schattenkind zog die Schneiden ihrer Kurzschwerter übereinander und verursachte dadurch einen ungewöhnlich hohen Klang. Warek konnte ihren Schatten beobachten. Geradezu lauernd schritt sie auf und ab, anscheinend auf der Suche nach ihrem ersten Opfer. Wie ein Steinlöwe, der sich noch nicht für eine Beute entschieden hatte und unentschlossen eine Herde Schneeschafe umrundete, zog auch die Schattenelfe ihre Kreise. Dieses Verhalten zeigte tatsächlich Wirkung bei den Rittern. Die anfängliche Unruhe schien sich langsam in ein unkoordiniertes Zurückweichen zu verwandeln. Als Warek sich ein Blinzeln erlaubte, wich auch er erschrocken zurück. Der Schatten der Kriegerin war verschwunden. Keine Bewegung, kein Geräusch, noch nicht einmal ein leises Atmen war zu hören. Doch die Stille der Nacht wurde abrupt von einem ohrenbetäubenden Schrei zerrissen. Einer der Soldaten kreischte so laut, dass man meinen könnte er wäre soeben entmannt worden. Vielleicht war dies ja sogar der Fall. Zumindest verfehlte es wohl nicht die beabsichtigte Wirkung auf seine Kameraden. Dicht gedrängt schoben sie sich zusammen und reckten ihre Piken soweit nach vorne wie dies nur möglich war. Warek und Kumasin konnten im fahlen Mondlicht die Umrisse des verunsicherten Soldatenpulks erkennen. Auch ihr Anführer war zwischen seine Männer gerückt und suchte nach Schutz. Sie hofften wohl, auf diese Weise einen weiteren Toten vermeiden zu können. Doch da schrie auch schon der nächste Gerüstete auf und beendete sein Leben mit einem erstickten Röcheln. Den Männern wurde schlagartig bewusst, dass sie mit ihren herkömmlichen Abwehrstellungen nicht bestehen würden. Sie kämpften hier nicht gegen eine andere Gruppe von Rittern, sondern gegen eine Schattenelfe. Obwohl niemand von ihnen wissen konnte welchem Volk Tymae zugehörig war spürten sie, dass es sich nicht um eine normale Frau handelte. Außerdem wussten sie, dass die Kriegerin zwei ihrer Kameraden am helllichten Tag die Kehle durchgeschnitten hatte. Die Männer waren noch nicht einmal dazu gekommen ihre Waffen zu ziehen. Was musste das für eine Frau sein, die so etwas vollbrachte? Ein weiterer schriller Schrei durchfuhr das Knäuel aus Rüstungen und Speeren. Es gab kein Entkommen. Im Mondschein sah man nun die aufgeregten Soldaten durcheinanderlaufen und wild um sich schlagen. Mit einem Male war Tymae mitten unter ihnen. Warek und Kumasin rührten sich nicht von der Stelle. Sie blickten in die Dunkelheit und glaubten den Klingentanz zu sehen, welchen das Schattenkind aufführte. Sie wirbelte durch die Reihen der Soldaten und ließ immer wieder ihre Schwerter in deren Fleisch eintauchen. Überall schrien Männer nach ihren Kameraden und versuchten verzweifelt sich gegen den geisterhaften Gegner zu wehren. Kumasin hielt die Dunkelheit schließlich nicht mehr aus und riss den Mantel von der Feuerstelle. Sofort loderten die Flammen auf als würden sie nach der Luft greifen wollen, um wieder brennen zu können. Doch auch die Tatsache, dass die Lichtung nun erhellt wurde, half den Soldaten nicht. Der Anblick, welcher sich den beiden Freunden bot, war grausam. Es mussten gut ein halbes Dutzend Männer sein, die tot oder sterbend auf der Lichtung lagen und mit ihrem Blut die Erde tränkten. Einige ihrer Kameraden waren noch am Leben und versuchten sich gegen die
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